Letztes Update: 14. Juni 2024
Im Norden von Norwegen gibt es viel mehr zu entdecken als das Nordkap und die Lofoten. Weniger bekannt und überlaufen, aber nicht weniger faszinierend, ist beispielsweise die Inselgruppe Vesterålen nördlich der Lofoten. Freeontour stellt eine Auswahl der schönsten Highlights rund um Andenes auf der Insel Andøya vor.
Überblick
Wo liegt die Inselgruppe Vesterålen?
Wie kommt man mit Wohnmobil oder Wohnwagen nach Vesterålen?
Wann ist die beste Reisezeit für die Region Vesterålen?
Roadtrip entlang der Landschaftsroute Andøya
Wal-Safaris rund um Andenes
Was kann man in Andenes sonst noch erleben?
Wo liegt die Inselgruppe Vesterålen?
Die Inselgruppe der Vesterålen ist weniger bekannt als die Inselgruppe der Lofoten, liegt aber gar nicht weit von den Lofoten entfernt. Die Inseln von Vesterålen schließen sich nordöstlich an die Lofoten an. Die Inselgruppe liegt etwa 300 bis 400 km nördlich des Polarkreises vor der Küste Norwegens und besteht neben 1.330 kleinen Inseln aus den Hauptinseln Andøya, Langøya, Skogsøya und Hadseløya sowie dem westlichen Teil von Hinnøya und dem nördlichen Teil von Austvågøya. Die Landfläche der Inseln beträgt bei einer Nord-Süd-Ausdehnung von etwa 150 km zusammen rund 2.500 km². Mit ungefähr 33.000 Einwohnern ist die Region Vesterålen noch weniger dicht besiedelt als die Inselgruppe Lofoten mit knapp der Hälfte der Landfläche. Die größte Insel von Vesterålen ist die Insel Langøya.
Wie kommt man mit Wohnmobil oder Wohnwagen nach Vesterålen?
Die Europastraße 10 verbindet Vesterålen fährfrei mit der Europastraße 6, mit Narvik und mit Schweden. Die Inseln der Region sind durch fünf Brücken und zwei Tunnel miteinander und mit dem Festland verbunden. Die nördlichste Insel von Vesterålen ist die Insel Andøya, auf der es eine 58 km lange nationale Landschaftsroute gibt – perfekt für den Roadtrip mit Wohnmobil oder Fahrrad. Die Landschaftsroute verläuft zwischen Bjørnskinn im Süden von Andøya und Andenes ganz im Norden der Insel. Während der Sommersaison gibt es ab Andenes außerdem eine nördliche Fährverbindung nach Gryllefjord auf der Insel Senja.
Die meisten touristischen Angebote der Insel Andøya sind ebenfalls im Norden im Einzugsbereich von Andenes zu finden – ebenso wie die meisten Campingplätze der Insel. Wer das Freistehen abseits von Campingplätzen bevorzugt, findet hier die Regelungen des norwegischen Jedermannsrechts. Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten stehen meist nur auf den offiziellen Campingplätzen und Wohnmobilstellplätzen zur Verfügung.
Wichtig: Bei den Raststationen der Landschaftsroute Andøya dürfen Chemie-Toiletten nicht entleert werden.
Für alle, die sich die lange Anreise nach Nordnorwegen verkürzen möchten, bietet sich die Option aus Fluganreise und Mietwohnmobil an. So findet man beispielsweise direkt in der Nähe des Flughafens Narvik eine McRent Wohnmobilvermietung.
Wann ist die beste Reisezeit für die Region Vesterålen?
Obwohl Vesterålen auf demselben Breitengrad liegt wie Grönland, ist das Klima Dank des Golfstroms hier deutlich milder. Im kältesten Monat Februar liegt die Durchschnittstemperatur bei etwa −3 °C, im wärmsten Monat Juli liegt die Durchschnittstemperatur bei 16 °C. Das Klima ist maritim und weist im Durchschnitt 18 Regentage im Monat auf. Die niederschlagsreichsten Monate sind September und Oktober, am wenigsten Regen fällt statistisch gesehen im Juli. Daher zählt die Zeit zwischen Mitte Juni und Anfang August auf der Inselgruppe Vesterålen auch zur Hauptreisezeit. Dennoch ist es hier selbst in der Hauptsaison weniger überlaufen als auf den benachbarten Lofoten. Das Phänomen der Mitternachtssonne kann man auf den Vesterålen bei Andenes zwei Monate lang zwischen dem 22. Mai und dem 21. Juli erleben.
Die Aurora Borealis, das Nordlicht, kann man in dieser Region hingegen mit etwas Glück sechs Monate lang zwischen Ende September und Ende März am Himmel beobachten. Denn die Inselgruppe Vesterålen und ganz besonders die Insel Andøya befinden sich strategisch sehr günstig unter dem Polarlichtoval, so dass hier sehr gute Chancen auf eine Sichtung des Nordlichts bestehen. Die dunkelsten Monate, in denen die Polarnacht das Sagen hat und die Sonne überhaupt nicht aufgeht, sind Dezember und Januar. Das ganze Jahr über kann man an der Küste der Vesterålen in Norwegen übrigens auf Walsafari gehen: Bis zu 20 m lange Pottwale zeigen sich das ganze Jahr über an der Küste der Vesterålen und im Winter gibt es außerdem Buckelwale, Orcas und Finnwale zu sehen. Die beste Reisezeit richtet sich also vor allem individuell danach, welches Naturphänomen man in der Region Vesterålen erleben möchte.
Roadtrip entlang der Landschaftsroute Andøya
Sobald man von Süden kommend über die Straße 82 die Insel Andøya erreicht, sollte man kurz hinter der Risøybucht links auf die kleinere Straße 974 abbiegen und der Beschilderung Nasjonal Turistveg Andøya folgen.
Die 58 km lange Landschaftsroute führt an der Westküste der Insel entlang bis hinauf nach Andenes und bietet einige herrliche Panoramablicke und Stationen, die man auch mit Zwischenstopps für Wanderungen oder anderen Highlights verbinden kann. Ein erster Stopp empfiehlt sich beispielsweise bei Bø in der Nähe der Gaststätte Marmelkroken, um im Feuchtgebiet an der Küste Vögel zu beobachten.
Einen Zwischenstopp sollte man auf jeden Fall auch am Rastplatz Bukkekjerka oberhalb der Landzunge Børhella einlegen. Von hier aus gibt es mehrere Trampelpfade auf den Gipfel des Bukkekjerka hinauf, von wo aus man weit auf das Meer, die Gebirgskette im Norden und im Sommer auf die Mitternachtssonne blicken kann. Vom Rastplatz führt auch ein Pfad bis zum Holm, auf dem zwei unbemannte Leuchtfeuer stehen. Wer die Augen in der Gegend aufhält, wird außerdem faszinierende Felsformationen entdecken und teilweise auch Spuren von Eisenzeithäusern, Hügelgräbern und alten Landungsplätzen.
Hinweis: Nördlich von Bukkekjerka bei Børvågen baut der Andøya Spaceport eine Abschussbasis, die voraussichtlich 2025 fertiggestellt werden soll. Bis dahin kann es auf der Straße zu vorübergehenden Sperrungen kommen, damit Baufahrzeuge be- und entladen werden können. Die Straße kann befahren werden, manchmal braucht es aber etwas Geduld.
Bleik: Vogelsafari und Norwegens längster Strand
Nächste Station ist der kleine Fischerort Bleik, der insbesondere für seinen knapp 3 km langen Sandstrand bekannt ist, der von manchen BesucherInnen als schönster Strand in ganz Norwegen bezeichnet wird. Dafür sorgt der feine, weiße Sand gepaart mit dem türkisblauen, klaren Wasser – und das Ganze eingerahmt von schroffen Felsen, die sich an der Küste aus dem Meer erheben. In unmittelbarer Nähe des Strandes findet man auch den Campingplatz Midnattsol Camping Bleik, der sich sehr gut für einen längeren Zwischenstopp und als Basisstation für Aktivitäten in der Umgebung eignet. Beispielsweise bietet der Campingplatz geführte Angeltouren und Fotosafaris zu den Vogelfelsen an, die sich vor der Küste aus dem Meer erheben.
Der beeindruckendste Felsen ist der vom Strand aus weithin sichtbare Vogelfelsen Bleiksøya, der zu den wichtigsten Vogelbrutinseln im Norden von Norwegen zählt. Im Sommer nisten hier tausende Papageientaucher, Trottellumme, Tordalk und Kormorane. Die Papageientaucher-Kolonie kann man hier saisonal zwischen Mitte April und Ende August bestaunen. In dieser Zeit halten sich hier auch besonders viele Seeadler auf Nahrungssuche auf. Seeadler kann man auf Andøya zwar das ganze Jahr über sichten, aber selten in so großer Zahl auf einmal wie im Sommer am Vogelfelsen Bleiksøya. Eine Vogel-Safari zur Bleiksøya kann man von Mai bis August auch ab Andenes in einem RIB-Boot buchen.
Zwischenstopp am Fotospot Kleivodden
Nördlich des Strands von Bleik wartet dann der nächste Rastplatz und Aussichtspunkt der Landschaftsroute Andøya: Kleivodden. Von hier aus hat man einen tollen Blick auf das offene Meer, den Sandstrand, den Ort Bleik und die Gipfel der Felsen rundherum. Außerdem hat man einen guten Blick auf die Vogelinsel Forøya, auf der im Sommer Kormorane, Basstölpel, Trottellummen und Alken nisten. Kleivodden war früher ein Raketenabschussgebiet. Heute ist das Gelände ein sehr beliebter Aussichtspunkt mit Sitzmöglichkeiten, um den sich ständig verändernden Himmel, das Meer, die Mitternachtssonne und die Natur rundherum zu beobachten – und in der dunkleren Jahreszeit, um fantastische Fotos vom Nordlicht zu schießen. Von Kleivodden aus ist es nicht mehr weit bis nach Andenes, der letzten Station der Landschaftsroute Andøya und dem nördlichsten Ort der Inselgruppe Vesterålen. Rund um den Ort finden sich auch Campingplätze, die sich gut als Ausgangspunkt für weitere Aktivitäten eignen:
Wal-Safaris rund um Andenes
Ein absolutes Highlight der Inselgruppe Vesterålen und besonders von Andernes ist, dass man hier das ganze Jahr über auf Wal-Safari gehen kann. Das verdankt Vesterålen seiner Nähe zum Festlandsockel und den riesigen Heringsschwärmen, die in den Wintermonaten durch die Gewässer vor Andenes ziehen. Denn die haben im Winter Orcas, Buckelwale und Finnwale auf der Suche nach Nahrung im Schlepptau. Die großen Pottwale halten sich hingegen das ganze Jahr über in dem besonders nährreichen Meeresgebiet vor Andenes auf. Manchmal kann man Wale sogar vom Ufer aus beobachten. Viel näher bekommt man sie aber vom Boot oder Schiff aus zu sehen. Daher gibt es rund um Andenes auch mehrere Anbieter von Wal-Safaris, die eine bis zu 95-prozentige Wahrscheinlichkeit einer Walsichtung versprechen. Teilweise sind sie sich ihrer Sache sogar so sicher, dass man gratis an einer zweiten Tour teilnehmen darf, sollte es mit der Wal-Sichtung doch einmal nicht funktionieren. Wer es richtig abenteuerlich mag, kann im Winter übrigens auch ein Paket zum Schnorcheln mit den Walen buchen.
Beim Anbieter Hvalsafari AS gehört zu einer Walsafari außerdem ein Besuch im Walzentrum mit einem kleinen Walmuseum, in dem man vor der Tour schon einmal einiges über die Biologie der Wale und das für sie lebenswichtige Ökosystem erfährt. Wer möchte, kann das Museum auch ohne Walsafari besuchen. Es befindet sich in der Nähe des Leuchtturms von Andenes.
In Andenes geplant ist auch ein großes Walzentrum und Walmuseum, das in den vergangenen Jahren schon aufgrund seiner spektakulären Architektur in Walform durch die Medien gegangen ist. Eigentlich war die Eröffnung von The Whale für das Jahr 2023 anvisiert. Der Baustart hat sich aber aus verschiedenen Gründen um mehrere Jahre verzögert, so dass zurzeit noch nicht klar ist, wann mit dem neuen Walmuseum zu rechnen ist.
Was kann man in Andenes sonst noch erleben?
Ein Anziehungspunkt in Andenes ist auf jeden Fall der Leuchtturm im Hafen. Der 1859 errichtete Leuchtturm ist mit 40 m Höhe der vierthöchste Leuchtturm in ganz Norwegen und der höchste gusseiserne Leuchtturm des Landes. Wer möchte, kann auf den Leuchtturm hinaufsteigen und den herrlichen Blick übers Meer genießen. Tickets zur Besteigung des Leuchtturms sind im benachbarten Andøy Museum erhältlich. Im Museum kann man sich außerdem eine Ausstellung über die einzigartige Geologie von Andøya ansehen.
Bei Oksebåsen, etwa 5 km südwestlich von Andenes, befindet sich das Andøya Space Center, das neben Norwegens einziger permanenter Raketenstartrampe auch ein Forschungszentrum und ein Besucherzentrum beherbergt. Hier wird unter anderem erforscht, wie das Nordlicht und die Wechselwirkungen zwischen Erde und Sonne die Kommunikationssysteme beeinflussen. Im Besucherzentrum Spaceship Aurora kann man erleben, wie es sich anfühlt, eine eigene Rakete zu starten. Außerdem gibt es diverse Experimente, einen Escape Room, Astronautentrainings für Kinder sowie Filme und Ausstellungen über den Weltraum und das Nordlicht.
Wer zwischen September und März nach Andenes und Andøya reist, hat natürlich auch die Chance, das Nordlicht live am Himmel zu beobachten. Hierfür sollte man sich mit dem Wohnmobil oder Caravan-Gespann an wolkenfreien Tagen beziehungsweise Nächten in eine möglichst lichtarme Umgebung begeben, um das Himmelsspektakel in vollen Zügen genießen zu können. Hier gibt es auch Tipps, wie man das Nordlicht am besten fotografiert.
Die Sonnenaktivität ist aktuell übrigens im zunehmenden Bereich. Voraussichtlich im Winter 2024/25 wird das Maximum des aktuellen Sonnenzyklus erreicht, so dass in dieser Zeit rund um Vesterålen sehr gute Chancen bestehen, den Tanz der Aurora Borealis zu sehen. Hier gibt es mehr Infos zum Polarlicht und Tipps für weitere Top-Locations, um es zu bestaunen.
Zusätzlich ist Andenes ein guter Ausgangspunkt, um Wanderungen und Fahrradtouren auf Andøya zu unternehmen. Wer möchte, kann sich hier auch Ausrüstung zum Wellensurfen, Kajak fahren und Angeln leihen oder sich ein Boot mieten. Auch Sportkletterer finden in der Umgebung schöne Klettertouren und wer noch nicht ausreichend Tiere gesehen hat, kann auch auf Elch-Safari gehen.