Freeontour Wandertipp aus dem Rother Wanderbuch Weinwandern Fränkisches Weinland: Eine Tagestour, die zu Pausen verleitet, denn am Weg liegen weit über die Grenzen Frankens hinaus bekannte Weinorte mit nicht minder berühmten Lagen: Escherndorf (Lump, Fürstenberg), Nordheim (Vögelein, Kreuzberg) und Sommerhausen (Katzenkopf, Rosenberg, Engelsberg). Für Weinliebhaber ist das eine Versuchung, zumal Vinotheken und bekannte Weingüter entlang der Wanderstrecke zur Verkostung einladen. Die Erfahrung lehrt, dass der Wein dort sein intensivstes Aroma im Glas und am Gaumen entfaltet, wo er gewachsen ist und gekeltert wurde.
Weinwissen zur Gegend
Die Weininsel gehört zweifellos zu den reizvollsten Ecken im Fränkischen Weinland. Der Fluss hat sich hier in Jahrmillionen mäandernd seinen Weg durch den Muschelkalk gegraben. Schon in prähistorischer Zeit wurde die strategische Bedeutung des Bergsporns erkannt, auf dem heute die Vogelsburg thront. Er diente den Bewohnern als Wehranlage. Für die Schifffahrt erwies sich die Mainschleife als Hindernis. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde entschieden, einen sechs Kilometer langen Kanal von Volkach nach Gerlachshausen zu bauen, um die Gefahren zu beseitigen. Der Altmain windet sich nach wie vor in seinem früheren Bett an bekannten Weinlagen wie Escherndorfer Lump und Fürstenberg, Nordheimer Vögelein und Sommeracher Katzenkopf vorbei. Die Weinberge um die Vogelsburg zählen zu den ältesten in Franken: Urkundlich erwähnt wurden sie erstmals 906. Seit der Fertigstellung des Kanals sind Nordheim, Sommerach und die Hallburg von Wasser umgeben, was zu der werbewirksamen Bezeichnung Weininsel führte.
Daten zur Rundwanderung ab Volkach
Schwierigkeitsgrad: mittel
Dauer: 4 Stunden, 30 Minuten
Länge: 17,2 km
Höhenunterschied: 240 m
Ausgangspunkt: Volkach, Parkplatz am Freibad (Fahrer Straße), 201 m. Anfahrt mit PKW über A 3 (Ausfahrt Kitzingen/Schwarzach), St 2271 bis Volkach, Fahrer Straße bis zum Parkplatz am Freibad. Anreise mit Bus von Kitzingen oder Schweinfurt bis Haltestelle Gaibacher Straße. Hinweis: Da am Freibad voraussichtlich bis Sommer 2023 umfassende Sanierungsarbeiten stattfinden, kann der Parkplatz gesperrt sein. Es empfiehlt sich umso mehr der Start ab einem der Campingplätze oder Wohnmobilstellplätze.
Anforderungen: Lange, aussichtsreiche Tour, wenig Schatten, im Sommer Kopfbedeckung mitnehmen
Womo-Stellplätze & Campingplätze: In unmittelbarer Nähe des Freibads befindet sich der Campingplatz Ankergrund. Darüber hinaus gibt es an der Strecke an der Mainbrücke den Wohnmobilstellplatz Volkach und auf der anderen Seite der Brücke den Wohnmobilstellplatz unter der Mainbrücke. Auch in Escherndorf befindet sich an der Strecke ein Campingplatz. All diese Plätze sind in der Regel aber nur bis Ende Oktober geöffnet. Ganzjährig nutzbar ist der Stellplatz Weinbau Laudenbach in Escherndorf.
Einkehr: diverse Möglichkeiten - siehe unten
Markierung: Mainwanderweg, ohne Markierung, Wanderweg 2a, Wanderweg 5/7, ohne Markierung, Wanderweg 11a / Fränkischer Marienweg
Karte: ATK25 Blatt E06 Volkach 1:25.000 (LDBV Bayern).
Tipp: Museum Kartause Astheim (geöffnet März bis Oktober von Freitag bis Sonntag und feiertags). Die Wanderung führt durch ein ehemaliges Kartäuserkloster aus dem 15. Jahrhundert. Das in seinen Räumen eingerichtete Museum erzählt in über 600 Exponaten die Geschichte der christlichen Bildverehrung und des religiösen Bildgebrauchs.
Hinweis: Die Fähre zwischen Escherndorf und Nordheim verkehrt Montag bis Freitag ab 6 Uhr, samstags ab 7 Uhr, an Sonntagen und Feiertagen ab 9 Uhr - im Sommer bis 20 Uhr, im Winter bis 19 Uhr.
Beschreibung der Wanderung ab Volkach
Vom Freibad in Volkach (1) nimmt man Kurs auf die Mainbrücke und überquert den Fluss. In Astheim am Ende der Brücke links die Treppe hinunter zur Kirche; dort rechts durch den Garten der ehemaligen Kartause (jetzt Museum), auf der Kartäuserstraße wieder rechts und wenig später links in die Escherndorfer Straße und gleich wieder rechts in die Blumenstraße. Jetzt übernimmt der Mainwanderweg (blaues M) die Führung bis zur Vogelsburg (2). Von der Wehranlage ist nichts mehr übrig. Zuletzt war die Vogelsburg Sitz einer katholischen Ordensgemeinschaft. Für Weinliebhaber ist von Interesse, dass die Augustinerschwestern zu den ersten Winzerbetrieben gehörten, die sich 1956 – damals viel belächelt – auf ökologischen Anbau verlegten. Mit Schwester Hedwig, der Winzermeisterin, konnte man wunderbar fachsimpeln. Das Kloster wurde inzwischen zu einem Hotel umgebaut. Von der Terrasse des Restaurants hat man einen einzigartigen Blick auf das Maintal. Übrigens werden die Bio-Weine der vom Juliusspital in Würzburg übernommenen Anlage nach wie vor ausgeschenkt. Es gibt einen Vogelsburger Müller-Thurgau und einen Silvaner.

Man verlässt den markanten Platz durch die Pforte des Gartens, geht die Treppe hinunter auf den Querweg. Dort nach rechts und gleich wieder links, weiter abwärts durch die Spitzenlage Escherndorfer Lump in den Ort Escherndorf (3). Im Winzerkeller und in den Vinotheken der Weingüter (Horst Sauer, Rainer Sauer, Clemens Fröhlich, um nur einige zu nennen) können die Weine vom Lump verkostet werden. Die besten Adressen finden sich sinnigerweise in der Bocksbeutelstraße. Wer der Versuchung erliegt, muss aber anschließend wieder zurück zur Kreuzung an der Kirche und hinunter zur Fähre.

Leider ist die Fahrt über den Fluss ein kurzes Vergnügen. Wenn viele Wanderer und Radler an Deck drängen, hat der Fährmann kaum Zeit zum Kassieren. In Nordheim (4) angekommen, geht man geradeaus bis zur Vinothek Divino. Dort lenkt das Schild Panorama-Plattform 360° rechts in die Sommeracher Straße. Am Ortsausgang links mit der Markierung 2a hinauf in die Weinberge, immer dem Hinweis folgend, bis zur Panorama-Plattform (5), die einen Rundblick über das Rebenmeer ermöglicht – in der Ferne unverkennbar die blaue Bergkette des Steigerwaldes. Nachdem man die Aussicht genossen hat, verlässt man die Plattform und wendet sich mit den Markierungen 7 und 5a auf dem Feldweg nach links (südlich). An der T-Kreuzung links zum Aussichtsturm (6).

Fortsetzung der Wanderung Richtung Sommerach
Anschließend geht es zurück zur T-Kreuzung; jetzt aber geradeaus und an der nächsten Abzweigung (Wanderweg 5, schlecht markiert) gleich wieder links durch die Lage Sommeracher Katzenkopf in Richtung Tal. An der Informationstafel biegt man mit den Markierungen 5a und 7 nach links und wandert in den Ort Sommerach (7). Man passiert den Winzerkeller, ehe man auf die Hauptstraße kommt, wo das renommierte Weiße Lamm, weitere Gasthäuser und eine Reihe von Winzerstuben um Gäste werben. Zur Bezeichnung Katzenkopf wissen die Einheimischen allerlei Legenden zu erzählen; nicht alle klingen glaubhaft.
Man verlässt Sommerach über die Volkacher Straße, biegt nach 100 m links, dem grünen Schild Hallburg folgend, in den Weg Zum Engelsberg ein, der am Friedhof vorbeiführt. Dort empfiehlt sich der Blick in die Kapelle. In ihr steht Frankens berühmtester spätgotischer Bildstock: die über drei Meter hohe Graue Marter. Sie stammt aus dem Umfeld Tilman Riemenschneiders. Gestiftet wurde sie 1511 von Heinrich Zorn und stand zwischen Gerlachshausen und Sommerach. In die Kapelle wurde das wertvolle Kunstwerk gebracht, um sie vor Wind und Wetter zu schützen.
Wieder auf der Straße, orientiert man sich weiter an den zur Hallburg weisenden Schildern (ohne auf das bei Sommerach etwas verwirrende System der durch Ziffern markierten Wege zu achten). Nach 45 Minuten kommt der markante Bergfried in Sicht. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum nächsten Ziel: dem idyllisch gelegenen Restaurantgarten der Hallburg (8), wo die Sekte und Weine des Gutes Schönborn ausgeschenkt werden. Aber keine Sorge: Es gibt auch Kaffee und Kuchen.
Der Rückweg nach Volkach ist unproblematisch. Man folgt der schmalen Zufahrtsstraße hinunter bis zum Main-Donau-Kanal, geht dort über die Brücke und gleich links die Treppe hinunter. Auf dem neben dem Kanal verlaufenden Weg wendet man sich nach rechts (Markierung 11a und Fränkischer Marienweg) und wandert unter der bald in Sicht kommenden Mainbrücke hindurch zurück zum Freibad in Volkach (1).
Einkehr
Diverse Möglichkeiten in Volkach, der Vogelsburg und in Escherndorf.
In Nordheim:
- Gasthof Markert, Am Rain 22, 97334 Nordheim, Di Ruhetag, fränkische und klassisch-internationale Gerichte, saisonale Spezialitäten wie Spargel, Wild, Pilz- und Fischgerichte
- Gasthaus Zur Sonne, Hauptstr. 18, 97334 Nordheim, ab 17 Uhr, Di Ruhetag, gehobene fränkische Küche, saisonal und regional ausgerichtet, ausgeschenkt werden nur Weine aus Nordheim.
In Sommerach:
- Gasthof Weißes Lamm, Hauptstr. 2, 97334 Sommerach, Di Ruhetag, traditionsreiches Haus, fränkische Klassiker, saisonale, regionale Küche, Eigenbauweine, Terrasse
- Gasthof Zum Schwan, Hauptstr. 10, 97334 Sommerach, traditionsreiches Haus, saisonale, regionale Küche, regionale Weinauswahl
- Beim Zöpfleswirt, Nordheimer Str. 1, 97334 Sommerach, fränkische, saisonale Küche, Weine von Winzern aus Sommerach und Nordheim, Hinterhof
Weintipps
- Divino, Vinothek der Winzergenossenschaft, Langgasse 33, 97334 Nordheim. Sehr erfrischend: der Rosé-Sekt aus der Pinot-Noir-Traube.
- InfoVinothek Sommerach, Kirchplatz 3, 97334 Sommerach. Breite Auswahl an Weinen hiesiger Winzer. Der trockene Silvaner, Alte Reben, vom Weingut Zang schmeckt hervorragend.
- Winzerkeller Weinreich, Zum Katzenkopf 1, 97334 Sommerach. Reiche Auswahl. Die Autoren empfehlen den Winzersekt Crémant Silvaner brut.
- Graf von Schönborn Weingut Schloss Hallburg, 97332 Volkach. Die Autoren erfrischte ein Sekt: Pinot Cuvée, traditionelle Flaschengärung.

Lust auf noch mehr Wein-Wanderungen in Franken?
Die hier vorgestellte Tour über die Weininsel sowie 49 weitere Wanderungen in Franken gibt es im Rother Wanderbuch Weinwandern Fränkisches Weinland mit Taubertal. Es umfasst kurze Spaziergänge im Weinberg ebenso wie ausgedehnte Tagestouren von Weinort zu Weinort. Dabei wurde darauf geachtet, dass alle Touren auch mit Bahn oder Bus erreichbar sind, sodass niemand auf den Weingenuss verzichten muss.