Die kleine Stadt Narazé an der Atlantikküste in Portugal schlägt im Winter buchstäblich große Wellen: Wenn die Riesenwellen den Leuchtturm an der Küste wie eine winzige Lego-Figur aussehen lassen, ist das ein wahres Naturschauspiel, das nicht nur Extrem-Surfer anlockt, sondern auch viele Schaulustige und Hobbyfotografen. Denn Nazaré ist ein Rendezvous mit den Naturgewalten.
Wo liegt Nazaré?
Nazaré ist eine kleine Stadt an der portugiesischen Atlantikküste und liegt etwa 100 Kilometer nördlich von Lissabon in der historischen Provinz Estremadura. Die schroffe Atlantikküste Portugals hat hier ihren ganz eigenen Charme. Hohe Steilküsten ragen ungezähmt aus tiefblauem Meer, die Dächer der weißen Häuser malen rot-braune Farbtupfen in die Landschaft. Während es an den weiten Sandstränden im Sommer eher touristisch zugeht, verwandelt der raue Wind Nazaré im Winter in einen wilden Abenteuerspielplatz für Surfer. Einst ein beschauliches Fischerdorf, ist die Stadt Nazaré heute ein internationales Mekka für Wellenreiter, da die Natur hier regelmäßig für die größten Wellen in ganz Europa sorgt. Ein Naturschauspiel nicht nur für Surfer.
Warum gibt es bei Nazaré die höchsten Wellen?
Die Natur hat bei Nazaré an der Atlantikküste quasi eine Sprungschanze für die Wellen geschaffen: Ein rund 5.000 Meter tiefer und 230 Kilometer langer Unterwasser-Canyon - genannt Nazaré-Canyon - mündet direkt in die seichte Küstenregion vor Nazaré. Das Wasser rauscht mit hoher Geschwindigkeit aus dem offenen Meer heran. In Küstennähe wird der Canyon immer schmaler, so dass die Wassermassen wie durch einen Trichter gepresst werden und schließlich mit lautem Getöse auf dem Küstenplateau brechen.
Wann und wo kann man die Riesenwellen besonders gut sehen?
Die Hochsaison der Riesenwellen liegt zwischen November und Februar. Wenn der Westwind nach heftigen Stürmen zusätzlich die Wassermassen aufs Land drückt, dann entstehen die berühmten Monsterwellen von über 30 Metern. Wer im Winter in Nazaré mit Wohnmobil oder Caravan unterwegs ist, wird so manchem Surf-Guru aus aller Welt begegnen. Denn die so genannten Big Waves sind keine Massenware, sondern entstehen nur unter ganz bestimmten Bedingungen. Und auf die warten die Surfer hier mit Ungeduld. Ist die perfekte Welle endlich da, stürzen sich die Surfer in die tosenden Fluten bei der Praia do Norte. Dabei haben sie natürlich Publikum, denn solch einen wilden Ritt wollen sich weder Einheimische, noch Touristen entgehen lassen. Den besten Blick auf die Surfer hat man vom Felsplateau am Leuchtturm Farol de Nazaré im Nordwesten der Stadt, der im Schatten der Wellen plötzlich klitzeklein wirken kann. Entsprechend wird dieser Spot von den Zuschauenden auch gerne aufgesucht. Die Macht der Wellen lässt sich aber auch sehr gut am Leuchtturm im Hafen Porto de Abrigo beobachten - hier dann allerdings ohne die waghalsigen Surfer.
Und falls es einmal keine Riesenwellen zu sehen geben sollte: Die ehemalige Festung San Miguel Arcanjo in Nazaré beim Leuchtturm beherbergt ein kleines Museum über die modernen Helden von Nazaré. Hier wird nicht nur die Entstehung der hohen Wellen erklärt, sondern es gibt auch beeindruckende Videos und Bilder der internationalen Surf-Ikonen zu sehen - ebenso wie deren Surf-Bretter. Der Eintritt beträgt nur einen Euro.
Weitere Sehenswürdigkeiten in und rund um Nazaré
Eine weitere Heldin von Nazaré ist die Marienfigur der stillenden Mutter Maria in der Kirche Nossa Senhora da Nazaré im Stadtteil Sitío, oberhalb der Festung. Von hier oben hat man eine wunderschöne Aussicht aufs Meer. Der Legende nach hat der heilige Josef die Marienfigur geschnitzt. Sie zählt zu den ältesten Figuren ihrer Art und machte die Kirche zu einer der wichtigsten Pilgerstätten in Portugal. Im Herbst und Winter sollte man sich auch die Gelegenheit nicht entgehen lassen, ausgedehnte Spaziergänge an den fast menschenleeren Stränden von Nazaré zu machen und die Wellen zu beobachten. Wer mit Kindern unterwegs ist, kann hier übrigens auch hervorragend Drachen steigen lassen. Außerdem empfiehlt sich ein Spaziergang durch die verschlungenen Gassen des historischen Viertels Pederneira und auch im Umland von Nazaré gibt es mittelalterliche Museumsburgen und Nationalparks zu entdecken. Dazu gehört nicht zuletzt das Weltkulturerbe-Kloster Mosteiro de Alcobaça, das nur etwa zehn Kilometer von Nazaré entfernt liegt. Es ist das größte, berühmteste und älteste Zisterzienser-Kloster Europas.
Reisetipp zum Schluss: Obwohl viele Wintertage in Nazaré sonnig und schön sind und die Temperaturen oft um die 20 Grad Celsius liegen, sollte man für den Besuch wind- und wetterfeste Kleidung einpacken. An Tagen mit starkem Wind und hoher Luftfeuchtigkeit - was zu den Bedingungen der Riesenwellen zählt - fühlen sich die Temperaturen deutlich kühler an.
Wo kann man in Nazaré im Winter campen?
Bei Nazaré gibt es verschiedene Möglichkeiten für den Aufenthalt mit Wohnmobil oder Caravan. Diese Campingplätze haben auch im Winter geöffnet:
- Ohai Nazaré Outdoor Resort - direkt bei Freeontour online buchbar: Schön gelegen im Pinienwald, fast ganzjährig geöffnet, Restaurant und Bar auf dem Platz, Fahrradverleih, Sportplätze, Nähe zum Meer, 2 km vom Zentrum entfernt, Waschsalon, Mini-Markt
- Parque Orbitur Valado: Etwa 2 km vom Stadtzentrum entfernt, in einem Kiefernwald gelegen. Er verfügt über 350 Parzellen mit Stromanschluss, drei Sanitärgebäude, Bungalows und Geschäfte. Das ganze Jahr über geöffnet.
- Wohnmobilstellplatz Salgado: Mischung aus Wohnmobilstellplatz, Zeltwiese und Hostel, etwa auf halbem Weg zwischen Nazaré und São Martinho do Porto, Stellflächen mit Stromanschluss und WLAN, Dusche & WC vorhanden.