In den beiden ersten Teilen unserer Wohnmobiltour entlang der Deutschen Fachwerkstraße haben wir die Stationen von Mosbach im Odenwald bis Bad Urach im Biosphärengebiet Schwäbische Alb präsentiert. Von hier aus geht die Reise nun weiter bis Meersburg am Bodensee - einer Stadt, die übrigens auch zur Südroute der Oberschwäbischen Barockstraße gehört. Auf dieser letzten Etappe kann man sozusagen nahtlos von einem Architekturstil zum nächsten übergehen. Wer die ersten beiden Teile verpasst hat, findet hier Teil 1 und Teil 2 unserer Serie.
Station 10: Blaubeuren - Perle der Schwäbischen Alb
Blaubeuren am Fuß der Schwäbischen Alb ist im 20. Jahrhundert weitgehend von den Kriegsschrecken verschont geblieben und entwickelte sich bis um 1800 ausschließlich innerhalb der befestigten Stadtmauern. Daher besitzt die kleine Stadt mit ihren knapp 12.000 Einwohnern heute eine der besterhaltenen spätmittelalterlichen Altstädte in Deutschland. Das Bild der Altstadt ist geprägt von herrschaftlichen Fachwerkhäusern, verwinkelten Gassen, gemütlichen Cafés und Gasthöfen sowie dem Kirch- und Marktplatz. Insbesondere im Gerberviertel zwischen Kloster und Stadtkirche scheint die Zeit entlang der Aach stehengeblieben zu sein: Hier zeugen sorgsam restaurierte Fachwerkhäuser vom mittelalterlichen Wohlstand der Stadt. Die vielen kleinen Brücken über die Aach vor den Hauseingängen haben dem Viertel den Beinamen "Klein-Venedig" eingebracht.
Foto: Pixabay
Nur einen kurzen Spaziergang von der Altstadt entfernt befindet sich auch das Kloster Blaubeuren, das seine Blütezeit im 15. Jahrhundert hatte. Aus dieser Zeit stammen die heutige Anlage, der Hochaltar und das Chorgestühl, die das Benediktinerkloster zu einem der bedeutendsten Klöster Württembergs machten. Hier kann man den Kreuzgang und die Klosterkirche besichtigen. Im ehemaligen Badhaus der Mönche - ebenfalls ein Fachwerkbau - ist das Blaubeurer Heimatmuseum untergebracht. Die Klosteranlage liegt außerdem in unmittelbarer Nähe eines der Hauptanziehungspunkte in Blaubeuren, der dem Städtchen seinen Beinamen verliehen hat: der Blautopf Blaubeuren. Dabei handelt es sich um die möglicherweise berühmteste Karstquelle Deutschlands, die von der Akademie der Geowissenschaften als Nationaler Geotop ausgezeichnet wurde. Die einmalig schöne Lage des Blautopfs im felsigen Talkessel sowie die Farbe und die Tiefe des Wassers machen ihn zu einem der beliebtesten Ausflugsziele auf der Schwäbischen Alb. Gespeist wird der Blautopf von einem weit verzweigten, unterirdischen Höhlensystem. Direkt am Blautopf liegt auch die alte Hammerschmiede, welche die notwendige Energie über das alte Wasserrad bezog. Von Frühjahr bis Herbst kann hier eine historisch rekonstruierte Schmiede besichtigt werden.
In diesem Video erhalten Sie einen ersten Eindruck von Blaubeuren:
Rund um den Blautopf gibt es auch einen Rundweg zum Spazieren. Wer gerne wandert, sollte aber etwas mehr Zeit in Blaubeuren einplanen, denn rund um den Ort gibt es viel schöne Wanderwege zu erkunden. Beliebt sind beispielsweise der Eiszeitpfad und der Blaubeurer Felsenstieg. Für alle, die nicht so viel laufen möchten, werden übrigens an den Wochenenden zwischen April bis Oktober Fahrten mit dem Blautopfbähnle angeboten. Sie fährt durch die schönsten Gassen der mittelalterlichen Altstadt und zu herrlichen Plätzen und wunderschönen Ausblicken.
Station 11: Biberach an der Riß
Die Fahrt Richtung Bodensee führt als nächstes in die Kreisstadt Biberach an der Riß in Oberschwaben. Auf den ersten Blick scheint die Architektur hier geprägt zu sein von dem imposanten Turm der gotischen Stadtpfarrkirche St.Martin, die im Inneren barockisiert wurde, von den beiden Türmen Weißer Turm und Gigelturm mit Resten der mittelalterlichen Befestigungsanlage sowie von den prächtigen Patrizierhäusern rund um den Marktplatz. Bei näherem Hinschauen gibt es hier aber auch einige Schätze in Sachen Fachwerk zu entdecken. Dazu zählen beispielsweise das Alte und das Neue Rathaus, die sic in unmittelbarer Nähe zueinander befinden: Das Alte Rathaus stammt aus dem Jahr 1432 und weist ein spätmittelalterliches, alemannisches Fachwerk auf. Das ehemals offene Erdgeschoss diente einst den Metzgern als Verkaufshalle, während in den oberen Räumen der Ratssaal und die Amtsstuben untergebracht waren. In den Arkaden des Neuen Rathauses aus dem Jahr 1503 hatten die Krämer und Bäcker ihre Verkaufsstände, während in den oberen Stuben Amtsräume und die Schaustube der Weber lagen, in der die Güteklasse des gewobenen Barchents festgestellt wurde. Das Neue Rathaus musste beim Bau auf 1.800 Eichenpfähle gestellt werden, weil der Untergrund durch den hohen Grundwasserstand morastig war. Heute sind beide Häuser durch einen Zwischenbau aus Glas miteinander verbunden. Sehenswert ist auch das alte Rauchhaus in der Zeughausgasse 4, bei dem es sich um eines der ältesten Kleinbürgerhäuser in Süddeutschland handelt. Es stammt vermutlich aus dem Jahr 1319.
Einen Abstecher sollte man auch auf den sogenannten Weberberg in Biberach machen: Dabei handelt es sich um eine historische Zunftsiedlung, die vom 15. Jahrhundert bis zu Beginn des 17. Jahrhunderts eine wichtige Produktionsstätte von Barchent war, einem Mischgewebe aus Baumwoll-Schuss auf Leinen-Kette, das glatt, auf einer oder auf beiden Seiten aufgeraut war. Die Produktion und der Handel mit diesem Tuch sorgte bis zum Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs für den Reichtum der Stadt und beschäftigte vermutlich etwa ein Viertel der damaligen Einwohner. Der Weberberg ist das älteste Stadtviertel von Biberach und weist noch heute einige Fachwerkschätze und andere historische Gebäude auf.
Foto: Tourist-Information Pfullendorf
Station 12: Pfullendorf im Linzgau
Vorletzte Station, bevor es endgültig an den Bodensee geht, ist die kleine Stadt Pfullendorf im Linzgau, die ebenfalls an der Barockstraße liegt. Beispielsweise wurde die Stadtpfarrkirche St. Jakobus - ursprünglich 1480/81 als gotische Pfeilerbasilika vollendet - ab 1750 barockisiert. Zu den wichtigsten und schönsten Fachwerkbauten der rund 13.000 Einwohner zählenden Stadt gehört das Alte Haus, das 1317 erbaut wurde und eines der ältesten Bürgerhäuser in Süddeutschland ist. Es ist ein alemannischer Fachwerkbau mit einer besonderen horizontalen Holzkonstruktion, die den 2. Stock und das riesige Krüppelwalmdach trägt. Heute befindet sich hier das Museum zur Stadtgeschichte, das jeweils zwischen Mai und Oktober geöffnet hat.
Darüber hinaus lohnt sich ein Rundgang durch die historische Altstadt mit ihren weiteren liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern und markanten Bauwerken. Dazu zählt beispielsweise das Bindhaus aus dem Jahr 1499, in dem heute das Heimat- und Handwerksmuseum untergebracht ist. Ebenfalls ein Muss ist natürlich das Obere Tor von 1505, das nicht nur das Wahrzeichen der Stadt, sondern auch einen der schönsten Doppeltoranlagen in der Bodenseeregion ist. Weitere Highlights werden auch im Rahmen der kostenfreien Stadtführung gezeigt, die zwischen Mai und Oktober jeweils freitags angeboten werden. Der Treffpunkt ist jeweils 10 Uhr vor der Tourist-Information am Marktplatz.
Wer mit dem Reisemobil für einen Tagesbesuch nach Pfullendorf kommt, findet am Stadtgartenvorplatz geeignete Parkplätze. Für die Übernachtung empfiehlt sich der Wohnmobilstellplatz beim Seepark Linzgau. Der Seepark ist übrigens auch ein beliebtes Ausflugsziel für weitere Aktivitäten in Pfullendorf: Hier gibt es schöne Spazierwege, eine Wassererlebniswelt und Spielplätze. Im Sommer lockt der Badesee mit Beach-Volleyball, Liegewiese, Kinderbadebereich, Tauchzentrum und dem Wasserskipark Pfullendorf. Darüber hinaus kann man sich beim Abenteuer- und Fußball-Golf versuchen. Im Winter bietet das Eiszelt die Möglichkeit für sicheres Schlittschuhlaufen.
Station 13: Meersburg am Bodensee
Die Stadt Meersburg zieht schon alleine durch ihre Lage am Bodensee, genauer zwischen Ober- und Überlinger See, unzählige Touristen an. Gerade bei schönem Wetter sollte man früh unterwegs sein, um noch einen der begehrten Parkplätze zu erwischen. Zum Glück gibt es aber drei Wohnmmobilstellplätze in Meersburg, durch welche die Parksituation etwas entschärft wird. Besuchen sollte man die weniger als 6.000 Einwohner zählende Kleinstadt aber auf jeden Fall, denn auch hier gibt es einige spannende Fachwerkbauten zu sehen. Besonders beeindruckend ist beispielsweise die Kette der Fachwerkhäuser in der Meersburger Steigstraße, die über den Marktplatz zum Obertorturm führt und außergewöhnlich bezüglich ihrer Anordnung und Konstruktion ist.
Foto: Pixabay
Die Steigstraße war einst ein Abschnitt der wichtigen Handelsstrecke von Konstanz nach Ravensburg. Vermutlich ab dem 16. Jahrhundert, größtenteils aber im 17. und 18. Jahrhundert wurden auf dieser so genannten fülle die Fachwerkhäuser gebaut. Damals wurde das Fachwerk aber tatsächlich unter Putz versteckt und erst im Lauf des 20. Jahrhunderts wieder freigelegt. Sowohl in der Steigstraße als auch in der Winzer- und Kirchgasse ist die beeindruckende Fachwerkkulisse im historischen Kern von Meersburg erhalten geblieben. Unterschiedliche Konstruktionsweisen und die Farbgebung des Fachwerks verraten bereits einiges über das Alter der Häuser, manchmal auch über das Einkommen der einstigen Besitzer.