Man muss kein Schweden-Experte sein, um schon einmal von Vimmerby in Småland gehört zu haben: Es ist die kleine Stadt, in der Astrid Lindgren ihre Kindheit und Jugend verbrachte und die immer wieder in ihren Geschichten auftaucht. Wer sich mit dem Wohnmobil auf die Spuren der Autorin und ihrer beliebten Figuren begeben möchte, ist in Vimmerby und Umgebung genau richtig. Im Theater- und Erlebnispark Astrid Lindgrens Welt werden zudem die unnachahmlichen Helden aus ihren Erzählungen lebendig. Wer einen Campingurlaub mit der Familie in Südschweden plant, kommt an diesem Städtchen einfach nicht vorbei.
Warum eigentlich Vimmerby?
In der kleinen Stadt Vimmerby dreht sich an jeder Ecke alles um Astrid Lindgren (1907-2002) und ihre weltweit berühmten und allseits geliebten Geschichten. Dabei hat Astrid Lindgren "nur" ihre Kindheit und Jugend in Vimmerby verbracht: Mit 18 Jahren verließ sie ihren Geburtsort, um in Dänemark ein uneheliches Kind zur Welt bringen zu können. Danach verbrachte Astrid Lindgren den größten Teil ihres Lebens in Stockholm, auch wenn sie gelegentlich nach Vimmerby zurückkehrte, um Eltern und Geschwister zu besuchen.
Und auch in ihren Geschichten und Erzählungen taucht diese gemütliche Stadt mit all den kleinen Holzhäusern, den hügeligen Gässchen und den mit Kopfstein gepflasterten Straßen immer wieder auf: Hier patrouilliert Schutzmann Björk in "Kalle Blomquist Meisterdetektiv" durch sommerwarme Straßen. Hier gehen Madita und Alva einkaufen. Hier zieht Pippi Langstrumpf mit ihrer großen Tasche voller Goldmünzen durch die Geschäfte. Hierher fährt Michel zum Markt und kauft sich ein Pferd. Und hier tragen die Rote und die Weiße Rose ihre Fehden aus. Zwar hat Astrid Lindgren den Schauplatz ihrer Geschichten nicht immer eindeutig nach Vimmerby benannt, aber sie alle tragen die vertrauten Züge ihrer Geburtsstadt. Hier finden Sie Tipps, was Sie in Vimmerby und Umgebung nicht verpassen sollten.
Foto: Claudia Rothkamp
Tipp 1: Spaziergang durch Vimmerby auf den Spuren der Film- und Romanhelden
Mehr als 100 Jahre sind mittlerweile seit den Kindertagen von Astrid Lindgren vergangen und natürlich hat sich in Vimmerby vieles geändert – und auch wieder nicht. Bei einem Spaziergang durch die kleine Innenstadt sind noch heute viele Häuser und Gebäude aus der damaligen Zeit zu sehen, die Astrid Lindgren Fans aus den Büchern und Verfilmungen geradezu vertraut vorkommen. Wenn man auf dem großen Marktplatz, dem Stortorget, steht, fällt auf der rechten Seite direkt das Stadshotellet ins Auge, das aus den Madita Erzählungen bekannt ist. Hier tanzt das Dienstmädchen Alva auf dem Herbstball mit dem Schornsteinfeger. Auf der linken Seite des Stortorget befindet sich ein Eckhaus, in dem sich in den 1920er Jahren eine Apotheke befand. Als Teenager soll Astrid Lindgren, die mit der Apothekertochter befreundet war, hier an einer Feuerleine aus dem Fenster geklettert und auf die Straße gestürzt sein. Der Kommentar des Vaters lautete ungefähr: "Wie gut, dass du direkt vor einer Apotheke gestürzt bist."
In der kleinen Gasse Båtsmansbacken, die damals als gefährliche Ecke galt, ließ die Autorin Kalle Blomquist sowie die Mitglieder der Weißen und der Roten Rose auf Verbrecherjagd umherschleichen. Auch das Haus mit dem Bonbonladen, in dem Pippi mehrfach kiloweise Süßigkeiten kauft, befindet sich nicht weit entfernt – direkt neben dem Spielzeugladen, in dem Pippi Kuckuckspfeifen für alle Kinder des Dorfes ersteht. In der nächsten Seitenstraße befindet sich dann das Haus, in dem die Szenen zu Michels Arztbesuch in Mariannelund gedreht wurden, als er seinen Kopf nicht mehr aus der Suppenschüssel bekam. Am Ende der Storgatan liegt schließlich der ehemalige Bürgermeisterhof, der wohl als Vorlage für die Geschehnisse diente, als Michel mit seinem Pferd mitten in die Festgesellschaft des Bürgermeisters ritt.
Tipp 2: Astrid Lindgrens Näs - Geburtshaus und Ausstellungspavillon
Ebenfalls einen Besuch wert ist das Geburtshaus der Schriftstellerin auf dem ehemaligen Pfarrhof Näs, wo sie am 14. November 1907 unter dem Namen Astrid Anna Emilia Ericsson das Licht der Welt erblickte. Der Pfarrhof Näs befindet sich etwa 1,2 km von der Innenstadt von Vimmerby entfernt. Wer sich genau umsieht, findet hier zahlreiche kleine Details, die als Inspiration für die Geschichten Astrid Lindgrens gedient haben, beispielsweise die große Ulme vor dem ehemaligen Pfarrhaus, die als Pippis Limonadenbaum berühmt wurde. Auch im Inneren des kleinen roten Geburtshauses, das Astrid Lindgren selbst vor vielen Jahren wieder mit Erinnerungsstücken aus der Kindheit gefüllt hat, können Besucher bei einer Führung viel über die Vorlagen der Geschichten erfahren. Während der Sommermonate werden hier täglich Führungen in schwedischer und deutscher Sprache angeboten, für die man sich allerdings im Voraus anmelden sollte, da das kleine Häuschen nur für kleine Gruppen geeignet ist. Für Besucher mit Rollstuhl oder Kinderwagen ist die Besichtigung des Hauses leider nicht geeignet. Hier gibt es Informationen zu Astrid Lindgrens Geburtshaus.
Tipp 3: Theater- und Erlebnispark Astrid Lindgrens Welt
Auf den Feldern und Wiesen westlich des Pfarrhofs Näs hat Astrid Lindgren als Kind viel gespielt und getobt. Und genau hier befindet sich seit mittlerweile fast 40 Jahren der Theater- und Erlebnispark "Astrid Lindgrens Welt" − ein absolutes Highlight für jedes Kind. Denn im Fokus stehen hier keine Fahrgeschäfte oder ähnliches, sondern hier gilt das Motto: Spielen und Toben bis zum Umfallen. Besonders beliebt sind z. B. Pippis "Nicht-den-Boden-berühren"-Parcours, die Floßfahrt auf einem kleinen Teich sowie die Klettermöglichkeiten an der Villa Kunterbunt und auf den Felsen bei Ronjas Mattisburg – ganz im Sinne von Astrid Lindgren. Viele der aus den Erzählungen bekannten Schauplätze wurden in "Astrid Lindgrens Welt" nachgebaut und im Sommer werden hier jeden Tag verschiedene Geschichten auf der Bühne zum Leben erweckt.
Foto: Örjan Karlsson/Astrid Lindgrens Welt
Zudem gibt es über den gesamten Park verteilt Improvisationstheater, das Groß und Klein zum Mitmachen animiert. Dabei spielt es für deutschsprachige Kinder überhaupt keine Rolle, dass die Theaterstücke und Rollenspiele auf Schwedisch stattfinden: Es dauert nur wenige Minuten, bis auch Kinder ohne Schwedischkenntnisse begeistert mitspielen und mitsingen. Der Besuch dieses liebevoll gestalteten Parks ist zwar nicht ganz billig, aber dafür ist er neben verschiedenen Restaurationen auch mit zahlreichen Picknickplätzen ausgestattet. Besucher dürfen hier eigene Getränke und Snacks mitbringen und verzehren. Darüber hinaus gibt es natürlich auch einen Shop, in dem alle möglichen Produkte rund um Pippi, Michel und Co. angeboten werden – angefangen bei Stofftieren und Süßigkeiten über die Kleidung der Lieblingsfiguren bis hin zu Büchern, Filmen und Hörbüchern.
Foto: Claudia Rothkamp
Direkt neben dem Park befinden sich übrigens auch ein Campingplatz und ein Bereich mit Stellplätzen. Die Betreiber wissen, warum: Die wenigsten Kinder geben sich mit nur einem Tag im Park zufrieden, wenn sie ihn erst einmal entdeckt haben.
Unser Freeontour-Tipp: Während der schwedischen Sommerferien von Ende Juni bis Mitte August ist Astrid Lindgrens Welt meist sehr voll, was Schlange stehen und Gedränge während der Theatervorstellungen bedeutet. Wer die Möglichkeit dazu hat, sollte den Park in der ersten Juni- oder der zweiten August-Hälfte besuchen. Auch in der zweiten Mai-Hälfte ist weniger los, dafür sind dann aber auch nur eine kleine Anzahl Schauspieler vor Ort. Der Kauf von Online-Tickets verkürzt in der Hauptsaison die Wartezeit am Eingang. Hier finden Sie weitere Informationen zu Astrid Lindgrens Welt.
Tipp 4: Besuch auf Katthult in Gibberyd
Als sich der schwedische Regisseur Olle Hellbom Anfang der 1970er Jahre an die Verfilmung der "Michel"-Bücher wagte, soll er sich fast 100 verschiedene Bauernhöfe in Småland angesehen haben, bis er endlich Michels Elternhof "Katthult" fand. Die Wahl fiel auf den Astrid Johannsson Gård in Gibberyd etwa 30 km westlich von Vimmerby. Hier wurde der größte Teil der "Michel"-Filme gedreht. Denn nicht nur die Gebäude, sondern auch die Landschaft rundherum stimmen noch heute wunderbar mit Astrid Lindgrens Schilderung in den Erzählungen überein. Zwar befindet sich der Hof nach wie vor im Privatbesitz, sodass die Wohnhäuser nur von außen betrachtet werden können, aber "Katthult" ist dennoch einen Besuch wert. Denn Michels Tischlerschuppen mit den Holzfiguren, die Trisse-Bude, die Wolfsfalle und andere Überbleibsel der Dreharbeiten sind frei zugänglich. Mittlerweile ist der Hof sogar als Katthult ausgeschildert. Informationen zu den Öffnungszeiten von Katthult finden Sie hier. Ein weiterer Tipp für alle, die sich für die Michel-Filme interessieren: Nur ca. 10 Kilometer von Katthult entfernt, in Mariannelund, kann man im Barnfilmbynhuset jede Menge über die Dreharbeiten zu den Michel-Filmen erfahren.
Foto: Claudia Rothkamp
Tipp 5: Abstecher nach Bullerbü
Etwa 15 km von Vimmerby entfernt befindet sich das kleine Dorf Sevedstorp, in dem Astrid Lindgrens Vater Samuel August im Mittelhof aufgewachsen ist. Sevedstorp war die Vorlage für "Bullerbü" und auch der Drehort der dazugehörigen Verfilmungen. Die drei wohlbekannten rot-weißen Häuser lassen sich aber nur von außen betrachten, da sie im Privatbesitz sind. Dafür gibt es in der Hauptsaison im Sommer aber ein kleines Café im ehemaligen Stall, Tiere zum Streicheln und eine große Schaukel. Aber wichtiger als die drei Häuser ist sowieso die Natur rundherum, in der die "Bullerbü"-Kinder spielten und auf Entdeckungstour gingen. Und natürlich der Heuhaufen, in den sich die Kinder im Sommer schmeißen dürfen. Auf dem Weg nach Sevedstorp ist auch ein kurzer Besuch der historischen Holzkirche in Pelarne empfehlenswert, in der sozusagen Astrid Lindgrens Geschichte begann: Hier, in einer der ältesten Holzkirchen Schwedens mit Wurzeln aus dem 13. Jahrhundert, heiratete Samuel August von Sevedstorp seine Frau Hanna.