Wie wäre es mit einer Wohnmobil Tour in den Norden von Portugal? Mit dem Reisemobil geht es durch das fruchtbare Weinanbaugebiet Vale do Douro nach Porto, der pulsierenden Hauptstadt des Portweins. Dann fährt man weiter gen Süden und entdeckt das liebliche Hafenstädtchen Aveiro und eine der ältesten Universitätsstädte Europas: Coimbra.
Reisezeit und Infrastruktur für Camper in Portugal
Portugal zählt bei Reisemobilisten zu den beliebtesten Destinationen überhaupt und das hat seinen Grund: Während es in den nördlichen Gefilden Europas im Frühjahr und Herbst oftmals trüb und kühl ist, strotzt das fruchtbare Land der Seefahrer und Entdecker nur so vor Sonne, blühender Landschaften und südlichem Flair. Daher empfiehlt Freeontour auch die Monate September bis November und März bis Juni als angenehmste Reisezeit für dieses schöne Fleckchen Erde. Im Winter muss man mit häufigem Niederschlag und rauem Atlantik-Wind rechnen, während die heißen Sommermonate vielerorts sehr touristisch sind. Neben dem freundlichen Klima ist auch die gute Infrastruktur ein Pluspunkt für Camper. Das Land verfügt über ein gut ausgebautes Straßennetz und viele Campingplätze, auf denen man vergleichsweise günstig übernachten kann. Wildcampen ist offiziell nicht erlaubt. Mehr Infos zum Campen in Portugal gibt es hier.
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Station 1: Vale do Douro – grüne Weinberge, traditionelle Quintas und Märchenschlösser
In Portugal angekommen folgt man dem Lauf des Rio Douro. Der fast 900 Kilometer lange Fluss entspringt in der spanischen Provinz Soria, fließt quer durch den Norden Portugals und mündet schließlich bei Porto in den Atlantik. Die malerische Landschaft ist seit Jahrtausenden stark vom Weinanbau geprägt. Eingebettet in sanfte Hügel liegen traditionelle Quintas (Weingüter), wo man an Führungen und Verkostungen teilnehmen kann. Hier und da schmücken historische Burgen die Gegend und bei dieser märchenhaften Kulisse würde es kaum verwundern, wenn plötzlich Dornröschen ihr Haar aus einem der Turmfenster hinunterließe. Das Vale do Douro ist übrigens auch die Heimat der ältesten Weinregion der Welt. Sie heißt Alto Douro und ist bekannt für ihren hervorragenden Portwein. Seit mehr als 2.000 Jahren werden die süßen Trauben hier kultiviert.
Tipp: Eine der beliebtesten Routen für das Douro-Tal ist die Strecke N222. Die Landstraße (Tempolimit 90 km/h) verläuft parallel zum Fluss und verspricht wunderschöne Ausblicke. Die Strecke von Pinhão nach Peso da Régua wurde vom Mietwagen-Anbieter Avis im Jahr 2015 sogar zur besten Straße der Welt gekürt – wegen ihrer besonderen Kombination aus landschaftlichen Highlights und guten Straßenverhältnissen. Sehenswerte Orte sind beispielsweise Pinhão mit seinen zahlreichen Weinterrassen und Weingütern, Peso de Régua mit seinem spannenden Douro-Museum, die Bischofsstadt Lamego mit ihrer Wallfahrtskirche oder die zahlreichen traditionellen kleinen Weinorte, die sich wie Perlen auf einer Kette entlang des Flussufers reihen. Einige davon sind zum Beispiel Barcos, Favaios, Ucanha, Salzedas, Provesende oder Trevões. Im Douro-Tal gibt es mehrere Campingplätze, eine Auswahl gibt es am Ende dieses Artikels.
Station 2: Porto – Heimat des Portweins, pulsierender Bars und außergewöhnlicher Küche
Dem Rio Douro folgend, gelangt man direkt nach Porto - der wunderschönen Stadt des Portweins, die J. K. Rowling zu so manchen Szenerien ihrer Harry Potter-Romane inspirierte. Am besten entdeckt man Porto zu Fuß, denn viele Gassen sind so schmal und verwinkelt, dass ein Auto geschweige denn ein Wohnmobil ohnehin nicht durchpassen würden. Überall laden Bars und Restaurants in den bunten und mit Azulejos (typisch portugiesische Fliesen) Häuschen zum Verweilen ein und kaum denkt man, man hat den schönsten Platz der Stadt entdeckt, wird man beim Einbiegen auf eine neue Straße vom Gegenteil überzeugt.
Unbedingt sollte man eine der Weinkellereien besuchen – die meisten befinden sich um die Flussmündung herum. Hier lernt man nicht nur die Geschichte des Portweins kennen, sondern verkostet selbstverständlich auch verschiedene gute Tropfen. Genießen kann man außerdem die vergleichsweise günstigen Preise in den Restaurants und Kneipen, um lokale Gerichte wie Francesinha oder das portugiesische Bier Super Bock zu probieren. Das Wohnmobil sollte man dafür aber besser direkt auf dem Stellplatz in Porto abstellen.
Das sollte man probieren: Kulinarische Highlights in Porto
Francesinha ist ein Erlebnis für sich: Dieses mächtige Sandwich ist mit verschiedenen Fleisch- und Wurstspezialitäten gefüllt, schwimmt in einer deftigen Soße, ist mit Käse überbacken und wird zur Krönung mit einem Spiegelei obendrauf und Pommes Frites als Beilage serviert. Manche lieben dieses nahrhafte Sandwich, andere werden schon bei seinem Anblick satt. Ähnlich verhält es sich auch mit Bacalao, dem getrockneten und gesalzenen Kabeljau und Nationalgericht der Portugiesen. Betritt man die Supermärkte, liegt der anfangs zugegebenermaßen gewöhnungsbedürftige Geruch des Trockenfischs bereits in der Luft. Aber warum isst eine Nation am Atlantik, die doch ganzjährig eine große Auswahl an fangfrischem Fisch vor der Haustür hat, überhaupt getrockneten Fisch?
Das geht auf die Geschichte Portugals zurück: Einst war der Bacalao neben Sauerkraut gegen Skorbut überlebenswichtig für die Seefahrer. Denn der Fisch verliert bei der Trocknung kaum an Nährstoffen und versorgte über die Jahrhunderte Dutzende Besatzungen während ihrer entbehrungsreichen Reisen auf See. Heute gibt es unzählige portugiesische Rezepte, in denen der Stockfisch, der mittlerweile allerdings größtenteils aus nordischen Gewässern kommt, die Hauptrolle spielt.
Porto auf den Spuren von Harry Potter
Nun aber zur mystischen Seite Portos, die nicht zuletzt J. K. Rowling in ihren Bann zog. Die spätere Bestseller-Autorin verbrachte Anfang der 1990er Jahre rund zwei Jahre in Porto und arbeitete hier nicht nur als Englischlehrerin, sondern auch an ihrem ersten Harry Potter-Roman. Rowling verbrachte damals viel Zeit in der Buchhandlung Lello & Irmão, die sie Insiderstimmen zufolge zur Bibliothek in Hogwarts und den wandelnden Treppen im Schloss inspiriert haben soll. Überhaupt erinnert in Porto so einiges an die Harry Potter-Welt – zum Beispiel die alte Universität, wo Studenten in schwarzen, bodenlangen Uniformen ein- und ausgehen.
Eine weitere Inspirationsquelle für Rowlings Harry Potter-Serie ist der Stadtpark Jardins do Palácio de Cristal, wo die Autorin gern spazieren ging. Der romantische Garten soll die Vorlage für den verbotenen Wald und den Irrgarten des Trimagischen Turniers im vierten Harry Potter-Roman gewesen sein. Verliert man sich in den verschlungenen Wegen, betrachtet die seltenen Pflanzen und antiken Skulpturen, liegt das nicht ganz fern. So oder so sind die Gärten Portos ein lohnenswertes Ausflugsziel, das die Stadt einmal mehr von ihrer magischen Seite zeigt.
Station 3: Aveiro – das Venedig von Portugal
Zauberhafte Jugendstilarchitektur, malerische Fischerviertel, bunt bemalte Boote und romantische Kanäle – dank dieser Eigenschaften wird Aveiro auch das Venedig von Portugal genannt. Aber die Stadt ist weitaus mehr als das: Die Stadt an der Salzwasserlagune des Rio de Aveiro bietet auch portugiesische Tradition, eine hervorragende Küche – fangfrischer Fisch und Meeresfrüchte stehen ganz oben auf der Liste – und ein entspanntes Urlaubsflair. Am authentischsten erlebt man die Stadt auf einer Rundfahrt mit einem der farbenfrohen Moliceiros Boote. Einst wurden diese verspielten Boote gebaut, um Seetang und Algen für Landwirtschaft und Vieh zu ernten und an Land zu transportieren. Heute sind sie mit historischen, religiösen und teils überraschend aufreizenden, augenzwinkernden Zeichnungen geschmückt und kutschieren die Besucher Aveiros über die Kanäle. Mehr zu den außergewöhnlichen Booten erfährt man bei einem Besuch im maritimen Museum Museu Maritimo. Hier wird auch die Geschichte des kostbaren Meersalzes beleuchtet, das der Stadt einst großen Reichtum einbrachte.
Neben den typisch portugiesischen Speisen und frischen Fischgerichten sollte man die lokale Spezialität Ovos Moles de Aveiro probieren. Die Süßspeise aus Eigelb und Zucker geht auf Ordensfrauen zurück: Die Ordenskleidung wurde damals mit Eiweiß gestärkt. Dadurch entstand ein Überschuss an Eigelb, das schnell verdarb. Die Ordensfrauen vermischten es mit Zucker, um es länger haltbar zu machen – und die süße Nachspeise war geboren. Weitere Tipps für Aveiro sind der Fischmarkt Mercado do Peixe, der Park Jardim do Rossio und eine Tour durch die vielen kleinen Geschäfte und Boutiquen.
Station 4: Coimbra – die Stadt der vielen Treppen und der ältesten Universität Portugals
Die Reise geht weiter ins Landesinnere, nach Coimbra. Was kaum jemand weiß: Die Stadt war einst die Hauptstadt Portugals. Sie beherbergt die älteste Universität des Landes und bis heute prägen viele junge Studierende das Stadtbild. Auch Coimbra umgibt ein gewisser mystischer Flair, was den vielen altertümlichen Kirchen, Kathedralen und Häusern, geheimnisvollen Bibliotheken und erneut den langen schwarzen Schuluniformen geschuldet ist. Coimbra kann man gut fußläufig erleben. Die Distanzen im Zentrum der knapp 106.000-Seelen-Stadt sind gering und man wird auf seinen Streifzügen vom schönen Flussufer des Mondego, von bunten, zwergenhaften Altbauten und von der hügeligen Geografie des Städtchens überrascht.
Coimbra ist auch eine Stadt der Treppen – die berühmteste ist die Quebra Costas, was übersetzt so viel wie Rückenbrecher heißt. Diese Treppe führt mit ihren unzähligen Stufen hinunter ins quirlige Altstadtviertel am Fluss. Hier kehren Einheimische wie Besucher in die vielen kleinen und preisgünstigen Restaurants und Bars ein, wo abends oft live Fadolieder gespielt werden. Fado ist portugiesische Volksmusik, die melancholisch-schön und sehr emotional ist. Nicht selten kullern bei dieser Musik selbst gestandenen Portugiesen ein paar Tränen über die Wangen, handeln die Lieder doch von verflossener Liebe, vergangenen Zeiten, sozialen Missständen und der Sehnsucht nach besseren Zeiten.
Sehenswürdigkeiten in Coimbra
Einen Besuch bei der Universität sollte man sich keineswegs entgehen lassen. Sie wurde im Jahr 1290 gegründet und spiegelt mit ihrer Architektur Baustile verschiedener Epochen wider – allen voran der Barock. Auch ein Blick in die dreistöckige Bibliothek Joanina ist eigentlich ein Muss: Der Eingang auf dem zentralen Platz der Universität ist unscheinbar, umso größer ist das Staunen beim Betreten der historischen Hallen. Zwischen rund 200.000 Büchern, die teils Jahrhunderte alt sind, hängt außerdem ein prunkvolles, lebensgroßes Portrait von König Ludwig V. Er gründete die Bibliothek im Jahr 1717. Ebenfalls spektakulär: Jeder der drei Säle beeindruckt in einer anderen Farbe. Es gibt den goldenen, den roten und den grünen Saal.
Wer noch weiter in die Historie Coimbras eintauchen möchte, kann dem Nationalmuseum Museu Nacional de Machado de Castro einen Besuch abstatten. Es beherbergt die größte Zahl antiker Skulpturen in ganz Portugal, zahlreiche archäologische Fundstücke aus der Region um Coimbra und eine stolze Sammlung mittelalterlicher Gemälde, Teppiche und sakraler Kunstwerke. Apropos Geschichte: Nicht zuletzt ist das Kloster Igreja de Santa Cruz eines der Wahrzeichen Coimbras. Es wurde im Jahr 1228 geweiht und diente als Grabstätte für Portugals Könige. Dadurch zählt es zu den bedeutendsten Gotteshäusern des Landes. Interessant sind auch die verschiedenen Baustile unterschiedlicher Epochen, die sich unter diesem Dach vereinen.
Abstecher zur wilden Seite Portugals
Wer nach all der Kultur und Kulinarik noch ein beeindruckendes Naturschauspiel beobachten möchte, sollte einen Ausflug nach Nazaré einplanen. Der kleine Küstenort liegt nur rund eine Autostunde südlich von Coimbra und weist einige der größten Wellen der Welt auf. Entsprechend werden hier auch immer wieder große Weltrekorde im Surfen aufgestellt. Und wem auf der Heimreise der Sinn nach unberührter Natur steht, sollte einen Stopp im Naturpark Serra da Estrella einlegen, einem beliebten Ausflugsziel für Wanderlustige und Naturfreunde.