Letztes Update: 18. November 2024
Immer mehr Wohnmobilisten finden Gefallen am Wintercamping und möchten ihre Fahrzeuge auch in der kalten Jahreszeit nutzen. Aber welche Reisemobile und Camper Vans eignen sich eigentlich für den Einsatz im Winter, worauf sollte man schon vor dem Kauf achten und welches Zubehör ist im Winter sinnvoll? Freeontour hat die wichtigsten Punkte rund um wintergeeignete Reisemobile zusammengefasst.
Trend Wintercamping – Zahlen und Fakten
Für die meisten Camper sind die Sommermonate ganz klar der bevorzugte Reisezeitraum. Gleichzeitig ist aber die Zahl der Wohnmobilisten, die sich fürs Wintercamping begeistern, seit 2010 stark gestiegen: Laut Angaben des Statistischen Bundesamts ist die Anzahl der Campingübernachtungen im Februar 2020 im Vergleich zum Februar 2010 um 140 % gestiegen. Auch im Vergleich zum Vorjahresmonat (Februar 2019) verbuchten die Campingplatzbetreiber im Februar 2020 einen deutlichen Anstieg von 21 %. Statt das mobile Zuhause abzumelden, nutzen also immer mehr Menschen ihr Freizeitfahrzeug auch in der kalten Jahreszeit.
Da die Wintersaison 2021 und 2022 aufgrund der COVID-19-Pandemie im Prinzip nicht stattgefunden hat, lässt sich die Entwicklung im Wintercamping seit 2020 zurzeit nicht zuverlässig mit Zahlenmaterial belegen. Neben den günstigeren Übernachtungspreisen auf Campingplätzen im Winter ist einer der Gründe für die zunehmende Beliebtheit des Wintercampings aber sicherlich die komfortable Winterausstattung moderner Wohnmobile und Campervans. Denn auch in diesem Bereich hat sich in den letzten Jahrzehnten viel getan, so dass man sich selbst im Winter in seinem mobilen Zuhause pudelwohl fühlen kann. Für besonders hartgesottene Wintercamper mit Zelt oder Campingbus gibt es hier ein paar Tipps.
Welche Wohnmobile und Camper Vans sind wintergeeignet?
Die meisten in Deutschland ansässigen Hersteller von Reisemobilen und Campervans haben den Trend zum Wintercamping erkannt und bieten schon seit vielen Jahren entsprechend ausgestattete Fahrzeuge an. Das gilt beispielsweise für sämtliche Wohnmobile und Camper Vans der Marken der Erwin Hymer Group, die allesamt fürs Wintercamping geeignet und somit wintertauglich sind. Denn zur Produktentwicklung gehört ein umfangreicher Härtetest in der Kältekammer und eine anschließende Optimierung der Fahrzeuge für die besonderen Gegebenheiten in der kalten Jahreszeit. So wird beim Test in der Kältekammer der Innenraum des Fahrzeugs über mehrere Stunden auf mindestens 0 °C heruntergekühlt. Im Anschluss muss es die Heizung schaffen, innerhalb von zwei Stunden eine Innentemperatur von 20 °C zu erreichen.
Eine derart auf Herz und Nieren geprüfte Infrastruktur ist im Winterurlaub essenziell. Denn wo ein Ausfall im Sommer vielleicht noch unter ärgerlich verbucht werden kann, bedeutet er im Winter sehr wahrscheinlich, dass der Urlaub abgebrochen werden muss.
Gibt es einen Unterschied zwischen wintertauglichen und winterfesten Wohnmobilen?
Wenn es um die Ausstattung und Leistungsfähigkeit eines Reisemobils oder Campervans im Winter geht, ist der Unterschied zwischen wintertauglich und winterfest klar nach der DIN-Norm EN 1646-1 definiert. Wintertauglich sind demnach alle Wohnmobile und Camper Vans, die das oben beschriebene Testverfahren bestehen und innerhalb von zwei Stunden von 0 °C auf eine Innentemperatur von 20 °C erwärmt werden können. Maßgeblich ist dabei ein zentral platzierter Messpunkt in der Mitte des Wohnbereichs. Mindestens fünf weitere Messpunkte im Fahrzeug dürfen zudem nicht mehr als 7°C Differenz aufweisen.
Reisemobile und Camper Vans, die sich als winterfest bezeichnen dürfen, legen noch einmal eine Schüppe drauf: Während für die Wintertauglichkeit nur das Heizverhalten gemessen wird, werden für die Winterfestigkeit auch die Stabilisierungszeit beziehungsweise Isolierung und die Wasseranlage unter die Lupe genommen. Außerdem muss ein winterfestes Fahrzeug deutlich niedrigeren Temperaturen standhalten können. So werden die Wohnmobile für diesen Test für mindestens zehn Stunden auf -15°C heruntergekühlt. Die Heizungsanlage muss es dann schaffen, den Innenraum innerhalb von vier Stunden auf 20°C zu erwärmen. Zusätzlich wird überprüft, ob das Fahrzeug die erreichte Wärme stabil halten kann und ob alle Wasserleitungen und -systeme auch bei Kälte einwandfrei funktionieren und nicht einfrieren.
Kommen nur Fahrzeuge aus dem Premium-Segment fürs Wintercamping in Frage?
Alle Reisemobile und Camper Vans, die den Test zur Wintertauglichkeit bestehen, sind auch fürs Wintercamping geeignet. Wie oben schon erwähnt, trifft das auf alle Wohnmobile und Camper Vans der Marken der Erwin Hymer Group zu – und zwar unabhängig von der Preisklasse. So sorgt beispielsweise bei den Sunlight-Modellen in der Einstiegskategorie der verbaute Styrodur sowohl bei den Reisemobilen als auch bei den Camper Vans für eine solide Isolation. Gerade bei jüngeren Wintersportfans sind diese Modelle sehr beliebt, zumal sie weniger als 3,5 Tonnen wiegen und auch mit einem Führerschein der Klasse B gefahren werden dürfen. Wer im Winter noch mehr Komfort wünscht, kann bei diesen Modellen auch die Basisausstattung erweitern, beispielsweise durch einen isolierten und beheizten Abwassertank oder ein leistungsstärkeres Heizsystem. Viele Hersteller wie Dethleffs, Bürstner oder LMC bieten bei der Fahrzeugkonfiguration außerdem spezielle Winterpakete an, die u. a. oft auch eine Fußbodenheizung beinhalten.
Natürlich steigen mit der Preiskategorie auch der Komfort und die Isolationseigenschaften noch weiter, wodurch sich auch der Gasverbrauch der Heizung reduzieren lässt. Herausragende Isolationseigenschaften erzielt beispielsweise die Marke Hymer mit ihren Seitenwänden aus patentiertem PUAL-Schaum: „Die Dämmung ist mit der einer 80 Zentimeter starken Vollziegelwand vergleichbar“, sagt Dominik Hepe, Produktmanager Reisemobil bei der Erwin Hymer Group. Das trägt auch dazu bei, dass sämtliche aktuellen Reisemobil-Modelle der Marke Hymer bereits in der Basisausstattung ab Werk winterfest sind. Denn im Premiumsegment sind die Fahrzeuge zudem serienmäßig mit beheiztem Doppelboden samt temperierter Duschwanne und hochwertigen Rahmenfenstern mit doppelter Acrylverglasung ausgestattet.
Bei den Modellen der höheren Klassen wie etwa dem Hymermobil Masterline oder ModernComfort befinden sich Frisch- und Abwassertanks außerdem im isolierten Doppelboden des SLC-Chassis, der von Warmluft durchströmt wird, so dass Gegenstände im Chassis nicht einfrieren können. Das gilt auch für die Batterien, was sich positiv auf ihre Leistungsdauer auswirkt.
Seit dem Modelljahr 2023 sind übrigens auch alle Hymer Campervans auf Fiat-Basis schon in der Serienausstattung winterfest. Für alle anderen Campervans von Hymer kann dafür eine optionale Sonderausstattung gewählt werden.
Welche Heizsysteme gibt es für Wohnmobile und Camper Vans?
Beim Wintercamping spielt das Thema Heizung naturgemäß eine zentrale Rolle. Entsprechend sollte man sich vor dem Kauf eines Fahrzeugs auf jeden Fall überlegen, welches Heizsystem am besten für die geplanten Zwecke passt. Denn je nach Fahrzeugtyp und Größe des Reisemobils oder Camper Vans stehen verschiedene Optionen zur Auswahl. Fahrzeuge der Einstiegsklasse sind beispielsweise meist mit einer Warmluftheizung ausgestattet während manche Premiummodelle schon in der Serienausstattung über eine Warmwasserheizung im Doppelboden verfügen. Vergleichbar wäre dies mit einer Fußbodenheizung, wie man sie aus modernen Häusern kennt. Ausführliche Informationen zu den Vorteilen und Nachteilen der verschiedenen Heizsysteme hat Freeontour hier zusammengestellt:
Worauf sollte man bei Fahrzeugen fürs Wintercamping außerdem achten?
Nicht nur das passende Heizsystem spielt eine wichtige Rolle beim Wintercamping, sondern auch die richtige Luftzirkulation. Denn nur eine ausgeklügelte Luftzirkulation und hinterlüftete Dachstauschränke verhindern die Bildung von Schwitzwasser und sorgen für ein behagliches Raumklima. Daher sind beispielsweise bei allen Reisemobilen des Herstellers Dethleffs das firmeneigene AirPlus Lüftungssystem und auch eine Warmwasserheizung schon serienmäßig in der Ausstattung enthalten. Wohnmobile der Dethleffs-Modelle Esprit, Alpa, Globetrotter XLI und Globetrotter XXL A sind zudem schon in der Serienausstattung winterfest.
Video: So funktioniert das AirPlus System von Dethleffs
Neben der Luftzirkulation muss aber auch die richtige Wärmeverteilung im gesamten Wohnmobil gewährleistet sein. „Gerade beim Badezimmer achten die Marken der Erwin Hymer Group darauf, dass es sich sehr gut beheizen lässt“, betont Produktmanager Dominik Hepe. Als Snowboarder campt er selbst gerne im Winter – am liebsten irgendwo in der freien Natur.
„Wenn man autark steht, kann man die Dusche sogar als Trockenraum für die Skiklamotten benutzen. Bei höheren Fahrzeugklassen bietet sich dafür auch die beheizte Heckgarage an.“ Wichtig ist aber auch dabei, dass die feuchte Luft entweichen kann. Wer mit seinem Wohnmobil oder Camper Van auch im Winter gerne autark unterwegs ist, muss vor allem den Lade- und Füllstand von Batterie und Gas im Auge behalten. Schließlich werden diese in der Regel im Winter stärker beansprucht als im Sommer. Wie lange die Kapazitäten reichen, ist abhängig von verschiedenen Faktoren wie etwa der Außentemperatur und dem individuellen Verbrauch sowie auch von der Fahrzeugklasse. „Ein Wochenende autark campen schafft man selbst in den Einstiegsmodellen locker mit einer Gasflasche und ohne Strom“, weiß Dominik Hepe aus Erfahrung.
Übrigens: Einige Wohnmobil-Hersteller bieten mittlerweile eigene Apps an, mit denen sich nicht nur Fahrzeugdaten wie Strom- oder Wasserstand im Reisemobil komfortabel ablesen lassen. Für ausgewählte Wohnmobile bieten die Apps auch die Möglichkeit, die Heizung schon von unterwegs aus über das Mobilfunknetz zu aktivieren oder die Temperatur zu steuern. Dazu zählen beispielsweise die Hymer Connect App, die My Bürstner App, die Dethleffs Connect App und die MyLaika App.
Lohnendes Zubehör fürs Wintercamping
Gerade wenn es darum geht, den Gasvorrat im Auge zu behalten, sollte jeder Wintercamper ein Füllstandmessgerät im Gepäck haben. Diese gibt es in verschiedener Form und in diversen Preisklassen in gängigen Campingzubehörshops wie Movera.
Außerdem sollte man beim Wintercamping die größte Kältebrücke im Fahrzeug nicht außer Acht lassen: die Frontscheibe. Hymer hat für seine integrierten Reisemobile beispielsweise einen so genannten Warmluftvorhang entwickelt, der optional beim Fahrzeugkauf mitbestellt werden kann und zum optimalen Klima beiträgt. Das Armaturenbrett wird dabei auch im Wohnzustand beheizt und ein elektrischer Rollladen verhindert, dass die Wärme durch die Panorama-Frontscheibe entweichen kann. Für alle anderen lohnt sich der Kauf spezieller Isolationsmatten, die man entweder von außen oder von innen auf die Frontscheibe legen kann. Diese sind im Zubehörhandel oder passgenau über die Original-Zubehörshops der einzelnen Fahrzeug-Hersteller erhältlich. Im Bereich der Camper Vans bietet Carado beispielsweise Thermoisolierungen für Frontscheibe und Hecktüren an. Hier verrät Dominik Hepe einen weiteren Trick: „Tüftler besorgen sich oft ein Styroporbrett aus dem Baumarkt, schneiden es passgenau zu und legen es von innen ins Fenster.“ Bei allen Fahrzeugen lässt sich das Raumklima außerdem mit passgenau angefertigten Teppichbelägen für den Wohnbereich noch behaglicher gestalten.
Ebenfalls nie verkehrt im Reisegepäck ist beim Wintercamping eine Flasche Frostschutzmittel – schon alleine, um die Scheibenwaschanlage unterwegs nachfüllen zu können. Dominik Hepe hat aber auch noch einen erprobten Trick für Fahrzeuge ohne beheizten Abwassertank parat: „Einfach den Grauwasserabfluss öffnen und einen Eimer darunter stellen, in den man etwas Frostschutzmittel gibt – dann friert nichts ein.“
Weitere Tipps rund um das Thema Frischwasser und Abwasser beim Wintercamping gibt es hier: