Wintercamping in Norwegen mag zunächst etwas exotisch wirken, bietet aber vielfältige Möglichkeiten. Die Wintersportorte Geilo und Gol in der Landschaft Hallingdal beispielsweise sind von Oslo aus schnell zu erreichen. Bis ins späte Frühjahr hinein liegt hier Schnee, der den Untergrund für Ski alpin, Langlauf, Hundeschlittentouren und Schneeschuhtouren bildet. Darüber hinaus gibt es an beiden Orten je zwei ganzjährig geöffnete Campingplätze.
Wo liegt Hallingdal?
Hallingdal ist ein Tal und eine Landschaft im Süden von Norwegen. Mit einer Länge von etwa 150 Kilometern verläuft sie nordöstlich der Hardangervidda südlich des Hemsedals. Wenn man im Frühjahr mit dem Wohnmobil von Oslo aus durch das herrliche, aber grüne Hallingdal fährt, kann man kaum glauben, dass man auf dem Weg zum Wintersport ist. Knapp vier Stunden ist man dafür ab Oslo unterwegs, kommt am Binnensee Tyrifjord entlang, folgt dann dem Fluss Hallingdalselva und schwingt sich schließlich hinauf in den 800 Meter über dem Meer gelegenen Wintersportort Geilo. Und der hat sich in ein weißes Kleid gehüllt. Also alles klar für herrliche Wintererlebnisse!
Was hat das Skigebiet Geilo zu bieten?
Geilo befindet sich im Zentrum zweier Skiberge und ist das älteste Skigebiet in Norwegen. Bestens präpariert sind die Pisten hinauf auf die 1056 Meter Hohe Bjødnahovda. Blaue Pisten für Anfänger, rote für Fortgeschrittene und auch schwarze Pisten für Könner zieren die Hänge. Die Option Sonne lockt auf die andere Seite des Ortes, wo man im weichen Schnee ins Schwitzen kommt. Hier lohnt ein Ausflug auf die knapp 1200 Meter hohe Havdalshovda. Von ihrem Gipfel hat man eine grandiose Aussicht auf Hardangervidda und Hallingskarvet. Außerdem führen von hier aus ideale Einsteigerpisten nach unten. Dort kann man Norwegens Ski-Nachwuchs im Skischulbereich zusehen und bewundernd den Teenagern hinterher schauen, die auf Snowboards mit flatternden Jacken und Hosen im Snowpark ihre Kunststücke vollführen.
Wintersport in Geilo im Überblick
Ski alpin:
Insgesamt 40 Abfahrten führen in Geilo von zwei Seiten aus ins Tal. Sie sind mit einem Skibus verbunden. Die Abfahrten haben eine Höhendifferenz von bis zu 378 Metern und sind bis zu zwei Kilometer lang. Die Bandbreite reicht dabei zwischen sehr leicht und sehr schwer. Die Ausrüstung kann man sich sowohl für die Piste als auch die Loipe im Skishop im Dr. Holms Hotel leihen.
Ski-Langlauf:
In und um Geilo gibt es rund 550 Kilometer Langlaufloipen, die sich sowohl an Anfänger also auch erfahrene Läufer richten.
Hundeschlittentouren:
Huskytouren in die zauberhafte Gebirgslandschaft rund um Geilo bietet das Unternehmen Geilo Husky an.
Wintercamping und Campingplätze in Geilo
Auf dem ganzjährig geöffneten Familiencampingplatz Øen Turistsenter finden etwa 70 Wohnmobile und Wohnwagen Platz. Stromanschlüsse sind ebenso vorhanden wie kostenfreie Sanitäranlagen mit WC, Dusche und Sauna, Trockenraum und Gemeinschaftsküche. Waschmaschinen und Trockner stehen gegen Gebühr zur Verfügung. Etwas weiter nördlich von Geilo liegt der ebenfalls ganzjährig geöffnete Campingplatz Birkelund Camping. Dieser Campingplatz fällt mit etwa 40 Campingparzellen mitsamt Stromanschluss etwas kleiner aus, bietet aber auch alle notwendigen Ausstattungsmerkmale und die nähe zu Skipisten und Langlaufloipen.
Tipp für den Winterausflug ab Geilo: See Budalsvatnet
2000 Kilometer gespurter oder zumindest markierter Loipen gibt es im Fjell oberhalb des Hallingdals. Ein tolles und mit Langlaufskiern leicht zu erreichendes Ziel ist der See Budalsvatnet. Hinter ihm ragen die schroffen Felsen des Hallingskarvet aus dem Schnee. Der Bergphilosoph Arne Næss, dessen Mutter im Nachbarort Ustaoeset eine Hütte hatte, beschrieb den markanten Bergrücken einmal als "überwältigend mächtig, stabil, in sich ruhend und selbstbewusst – alles Eigenschaften, die ich gerne gehabt hätte, aber zu großen Teilen nie hatte". Hinauf geht es bei dieser gemütlichen Runde nicht, dafür um den See herum.
In der Region Geilo muss man aber nicht zwingend selbst laufen – man kann auch laufen lassen. Diese Arbeit übernehmen ein paar Schlittenhunde. Ideales Terrain ist dafür das Tal des Numedalslågen ganz in der Nähe von Dagali. Der Fluss entspringt auf der weiten Hochebene der Hardangervidda, durch deren östliche Ausläufer man nahezu lautlos gleitet. Denn die anfangs äußerst aufgeregten Hunde verstummen ganz schnell, sie bauchen ihren Atem für diese Runde durch die norwegische Bergwelt.
Schneeschuhtouren im Golsfjell
Einmal ins Hallingdal hinunter, dann wieder hinauf – auf das Golsfjell. Rund eine Stunde benötigt man für den Ortswechsel von Geilo nach Gol, der zugleich auch ein komplett neues Landschaftsbild präsentiert. Hier geht es mit den Schneeschuhen in die Natur. Noch schnell die Riemen an den Schuhen festzurren, die Hände in die Schlaufen der Stöcke schieben – los geht’s. Ganz gemächlich. So bleibt Zeit zum Quatschen und Schauen. Nach einem Schneehuhn zum Beispiel, das sich aus dem Staub macht. Mit seinem weißen Gefieder hätten wir es sicherlich übersehen, wenn es nicht aufgeflogen wäre. Auch die Spur eines Hasen zeichnet sich wenig später im weißen Untergrund ab.
Es ist herrlich, ohne Weg unterwegs zu sein, lediglich einer Richtung folgen – nach Westen. Dort, wo ein paar kleinere Hügel aus dem weitgehend ebenen Gelände herausragen. Auenhaugen heißt schließlich der 1119 Meter hohe Gipfel, auf den wir hinaufsteigen. Die Schneeflocken schmelzen in dem Becher mit heißem Tee. Dazu ein Apfel und etwas "Kvikk Lunsj" – die Schokoriegel gehören in Norwegen als klassischer Snack für Zwischendurch einfach dazu.
Schneeschuhtour am Storfjord
Nicht weit entfernt erheben sich die Berge des Valdres, das ebenfalls bestens zum Schneeschuhgehen geeignet ist. Das Wohnmobil bleibt am Nordende des Storfjords stehen. Über dem zugefrorenen See erhebt sich eine schier endlos erscheinende weiße Flanke in den tiefblauen Himmel: Es ist der Gråkampen, ein 1565 Meter hoher Gipfel, der zum Storlifjell gehört. Zuerst geht es über das Gewässer, dann durch einen dichten Birkenwald und schließlich über eine baumlose Fläche nach oben. Es sind ideale Verhältnisse. Die Schneeschuhe finden auch hier im steileren Gelände im frischen Neuschnee bestens halt. Der Untergrund ist hart genug, um nicht tief einzusinken. Das Gelände wird bald ein wenig flacher, man stapft wie auf einem großen weißen Teppich in Richtung Gipfel. Der höchste Punkt ist erreicht, süßer Tee läuft die trockene Kehle herunter. Natürlich gibt es wieder "Kvikk Lunsj", wobei diese Pause alles andere als "quick" wird. Sonne und Wind haben einen Stein freigeblasen. Wir breiten die Jacken darauf aus, genießen still diesen Moment. Dass sogar die markante Spitze des Bitihorns zu erkennen ist, setzt dieser Tour die Krone auf.
Wintercamping und Winteraktivitäten im Golsfjell
Ski alpin:
In Gol und auf dem Golsfjell gibt es drei kleine Alpinanlagen, die eher für Kinder und Anfänger geeignet sind.
Ski-Langlauf:
Auf dem Golsfjell herrschen bis weit in das Frühjahr hinein beste Bedingungen für Langlauf. 150 Kilometer Loipe werden regelmäßig präpariert. Weitere Möglichkeiten gibt es auf dem Nystølfjellet mit Gipfeltouren bis auf knapp 1.300 m Höhe. Auch Alpinski ist möglich.
Schneeschuhgehen:
Das Golsfjell sowie die Berge der Region Valdres sind bestens geeignet für Schneeschuhtouren in leichtem, aber auch anspruchsvollerem Terrain.
Campingplätze bei Gol:
Auch in der Nähe von Gol gibt es zwei für das Wintercamping geeignete Campingplätze. Das Pluscamp Gol Campingsenter fällt mit insgesamt etwa 600 Campingparzellen mit Stromanschluss für norwegische Verhältnisse recht groß aus. Entsprechend gibt es auch mehrere moderne Sanitärgebäude, Spielplätze sowie Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten. Auch Hütten und Apartments können hier gemietet werden. Etwas weiter südlich von Gol, auf einer Halbinsel im Fluss Hallingdalselva, liegt der Campingplatz Sutøya Feriepark. Er fällt etwas kleiner aus, verfügt aber auch über alle notwendigen Einrichtungen.