Letztes Update: 16. November 2023
Campen im Winter hat bei vielen Reisemobilisten und Caravanern schon lange Tradition. Wer sich aber erstmals in der frostigen Jahreszeit auf den Weg zum Campingplatz macht, sollte sich mehr als nur ein paar warme Gedanken machen. Das gilt vor allem für den besten Frostschutz für die Frisch- und Abwasseranlage. Freeontour erklärt in wenigen Schritten, was man dabei beachten sollte.
Inhalt
1. Schon beim Kauf auf beheizte Wassertanks achten
2. Bord-Heizung vor der Nutzung des Boilers einschalten
3. Ausreichenden Gasvorrat mitnehmen
4. Fehlende Winterausstattung nachrüsten
5. Frostschutzmittel für den Fäkalientank
6. Hausfrauentricks ohne Chemie
1. Schon beim Kauf auf beheizte Wassertanks achten
Grundvoraussetzung für komfortables Wintercamping ist zunächst einmal die Wahl des geeigneten Reisemobils oder Wohnwagens: Wer noch vor der Kaufentscheidung steht, sollte in den technischen Daten darauf achten, dass sowohl der Frisch- als auch der Abwassertank mit den Attributen isoliert und beheizt versehen sind. Bei großen Reisemobilen mit Doppelboden ist das in der Regel sowieso der Fall, da zumindest der Abwassertank in selbigem integriert ist und hier auch die Heizungsschläuche verlegt sind. Übrigens: Der Frischwassertank findet sich bei den meisten Reisemobilen im Unterbau der Wohnraum-Sitzbank. Gleiches gilt für das Gros der Wohnwagen-Modelle. Und auch bei den Campervans und ausgebauten Kastenwagen sind die Frisch- und Abwasserbehälter in der Regel frostsicher isoliert und in einem Unterbau der Heckbetten integriert. Beim Kauf kann man sich auch daran orientieren, ob das Fahrzeug als winterfest oder wintergeeignet bezeichnet wird. Für beide Begriffe gibt es feste Normen, die erfüllt werden müssen. Wintergeeignet sind beispielsweise alle Wohnmobile, Campervans und Caravans, die von den Marken der Erwin Hymer Group angeboten werden. In Bezug auf Frisch- und Abwasser ist man bei winterfesten Campingfahrzeugen auf der sicheren Seite, dazu gehören beispielsweise alle Reisemobile der Marke Hymer sowie die Hymer Campervans Fiat. Hier gibt es mehr Infos zu den Unterschieden zwischen winterfest und wintergeeignet:
2. Bord-Heizung vor der Nutzung des Boilers einschalten
Standard bei modernen Campingfahrzeugen ist ein Kälte-Sicherheitsventil für den Warmwasserboiler, der umgangssprachlich häufig auch als Frostschutzwächter bezeichnet wird: Er arbeitet mit einem Kältesensor, der das Ventil des Boilers bei einer Umgebungstemperatur unter etwa vier Grad Plus automatisch öffnet. Auf diese Weise läuft das Wasser aus dem Boiler aus, anstatt darin einzufrieren und den Boiler zu beschädigen. Oft fließt dabei auch ein Großteil des Wassers aus dem Frischwassertank ab.
Um ein Auslaufen des Tanks zu verhindern, muss die Umgebungstemperatur des Kälte-Sicherheitsventils also immer oberhalb von vier Grad Celsius liegen. Hat das Ventil einmal ausgelöst, lässt es sich auch erst wieder ab einer Umgebungstemperatur von mindestens sieben Grad Celsius schließen. Daher sollte man die Bord-Heizung mindestens eine halbe Stunde vor dem Befüllen des Wassertanks einschalten und darauf achten, dass die Innentemperatur im Wohnmobil mindestens sieben Grad Celsius beträgt. Und auch während der Reise und auf dem Campingplatz oder Stellplatz darf die Temperatur am Frostwächter nicht unter vier Grad Celsius sinken, wenn der Frischwassertank befüllt ist.
Wichtig ist ebenfalls: Auch vor der Nutzung des Boilers sollte die Temperatur im Wohnmobil, Campervan oder Caravan mindestens 30 Minuten vorher hochgefahren werden. Am Drehschalter oder im Display gibt es dazu jeweils eine Möglichkeit zur Regelung der Wassertemperatur. Beim Drehschalter hat man zwei Symbole für die Wahl zwischen 40 oder 60 Grad, beim Display lässt sich die Temperatur stufenlos einstellen. Damit der Frostwächter funktionieren kann und auch der Servicebereich oder das Versorgungsfach beheizt wird, muss im Winter die so genannte Strangsperre geöffnet werden. Ansonsten gelangt keine Wärme dorthin.
3. Ausreichenden Gasvorrat mitnehmen
Stichwort beheizt: Eine entweder mit Diesel oder Gas betriebene Heizung ist heutzutage Standard bei Reisemobilen (Diesel, Gas) und Wohnwagen (Gas). Damit die Heizung nicht irgendwann kalt bleibt, sollte man stets auf einen ausreichenden Gasvorrat (Flaschen) sowie ein stets schneefreies Kaminrohr der Heizung achten. Hier gibt es Tipps dazu, wie man den Gasverbrauch im Camper individuell berechnen kann:
4. Fehlende Winterausstattung nachrüsten
Beim Kauf eines neuen Wohnmobils oder Caravans bieten viele Hersteller die Möglichkeit, das Wunschfahrzeug mit zusätzlicher Winterausstattung oder auch kompletten Winterpaketen von wintergeeignet auf winterfest aufzurüsten. Winterpakete bieten beispielsweise Dethleffs, Bürstner oder LMC bei der Fahrzeugkonfiguration an. Aber auch für all jene, deren Wohnmobil oder Caravan schon älteren Datums ist, gibt es Möglichkeiten, das Fahrzeug für den Winter aufzurüsten. Beispielsweise kann man dem Einfrieren von nicht isolierten oder nicht beheizten Frisch- und Grauwassertanks sowie den dazugehörigen Leitungen durch die Nachrüstung mit Frostwächtern und Heizkabeln vorbeugen.
Dabei sind diese Art Frostwächter nicht mit den oben genannten Sicherheitsventilen für den Boiler zu verwechseln. Denn hier handelt es sich um elektrische Heizpatronen, die ohne großen Aufwand in Frisch- und Abwassertanks eingebaut werden können. Sobald die Außentemperatur im Tank in Richtung Gefrierpunkt sinkt, beginnen die Frostwächter damit, das Wasser im Frisch- oder Grauwassertank zu erwärmen. Anschließend schalten sie sich selbstständig wieder ab. So wird der flüssige Inhalt bei möglichst geringem Stromverbrauch zuverlässig frostfrei gehalten.
Aber Achtung: Für die Nutzung elektrischer Heizpatronen muss der Wassertank mindestens so weit gefüllt sein, dass die Heizpatrone vom Wasser bedeckt ist. Einfacher und sicherer in der Handhabung sind daher so genannte Tankheizungen. Diese selbstklebenden, elektrischen Heizfolien arbeiten nach einem ähnlichen Prinzip wie die Heizpatronen und werden von außen an die Tanks geklebt. Heizkabel werden hingegen um die Wasserleitungen gewickelt und halten das Wasser darin auf Temperatur. Tatsächlich ist auf diese Weise sogar ein Auftauen eingefrorener Leitungen möglich. Da all diese Heizlösungen über das 12-Volt-Bordnetz betrieben werden können, sind sie auch ohne Landstrom einsetzbar.
5. Frostschutzmittel für den Fäkalientank
Generell frostgefährdet ist der Fäkalientank der Cassettentoilette, da er sich in nahezu allen Campervans, Reisemobilen und Wohnwagen in einem außen gelegenen Servicefach unterhalb des Sanitärraums befindet. Hier strahlt die Wärme der Heizung nur bedingt ab. Vor allem angesichts der permanenten Minus-Grade beim Wintercamping ist deshalb der Einsatz eines Frostschutzmittels angeraten: Der Fachhandel bietet hierfür spezielle Sanitärflüssigkeiten an, die mit Frostschutzmittel versehen sind. Einige von ihnen sind für Temperaturen bis zu minus 20 Grad ausgelegt. Sie sind auch für Abwassertanks geeignet und können sogar dem Spülwasser zugegeben werden.
6. Hausfrauentricks ohne Chemie
Wer der Umwelt etwas Gutes tun und möglichst auf chemische Zusätze verzichten möchte, kann sich zumindest für den Abwassertank auch ein paar alter Hausfrauentricks bedienen: Man stellt einfach einen großen Eimer oder eine Wanne für das Grauwasser unter das Fahrzeug und lässt den Ablassschieber immer geöffnet. Dann bildet sich zwar später ein Eisklumpen im Eimer, aber der lässt sich mit etwas Rütteln wieder herauskippen – im Gegensatz zu einem eingefrorenen Abwassertank beim Wohnmobil oder den ansonsten so praktischen rollbaren Abwasserbehältern bei den Wohnwagen.
Ein weiterer, eigentlich ganz banaler, Trick: Wer für das Wintercamping einen Haartrockner im Gepäck hat, kann die Wasserleitungen mit dem Fön langsam auftauen, sollten sie einmal trotz aller Vorsichtsmaßnahmen eingefroren sein.