Deutschland bietet nicht nur über, sondern auch unter der Erde faszinierende Ausflugsziele. Insgesamt warten in der Bundesrepublik rund 50 Schauhöhlen auf ihre Entdeckung. Mehr als die Hälfte davon sind märchenhafte Tropfsteinhöhlen, die durch surreale Formationen verzaubern. Freeontour gibt Tipps für fünf besonders beeindruckende Tropfsteinhöhlen, die unabhängig vom Wetter und den Jahreszeiten zu einem Abenteuer in der Unterwelt einladen.
Was ist eigentlich eine Tropfsteinhöhle?
Tropfsteinhöhlen sehen aus wie Schauplätze aus einem Fantasyfilm. Sie entstehen extrem langsam und ein Besuch ist immer auch eine Zeitreise, denn dieses Naturschauspiel ist meist viele Tausende bis Millionen Jahre alt. Tropfsteinhöhlen bilden sich typischerweise in Kalkgestein, das im Laufe der Zeit durch Wasser ausgespült wird. Dieses löst den Kalk aus dem Stein und höhlt ihn aus. Die Kalkgebilde, die von der Decke tropfen, nennt man Stalaktiten. Jene, die sich durch die herabfallenden Tropfen vom Boden aus auftürmen, heißen Stalagmiten. Im Lauf der Zeit verbinden sich die Tropfsteine zu Säulen. So ein Tropfstein wächst nur ungefähr einen Millimeter in zehn Jahren. Ein 30 Zentimeter langer Tropfstein ist also rund 3.000 Jahre alt. Verbinden sich ein Stalaktit und ein Stalagmit miteinander, entsteht ein Stalagnat, der auch als Sintersäule bezeichnet wird.
Welche Jahreszeit eignet sich für den Familienausflug in eine Tropfsteinhöhle?
Ein großer Vorteil für den Besuch in der Unterwelt ist, dass man diesen Familienausflug bei jedem Wetter und meist auch zu jeder Jahreszeit planen kann: Viele der Tropfsteinhöhlen in Deutschland haben das komplette Jahr über geöffnet. Bei schlechtem Wetter ist man dort geschützt vor Regen, Wind und extremer Kälte. Typisch für Höhlen ist das sogenannte Höhlenklima, bei dem es das ganze Jahr über etwa 8 bis 9 Grad kalt ist. Unabhängig davon, wann man in die Unterwelt absteigt, sollte man sich also warm einpacken. Denn obwohl es in den weitläufigen Höhlen vieles zu Entdecken gibt, kommt man dort aufgrund des kühlen Klimas nur selten ins Schwitzen. Freeontour stellt im folgenden fünf außergewöhnliche Tropfsteinhöhlen in Deutschland vor, die man (fast) das ganze Jahr über besuchen kann.
Ausflugsziel 1: Atta-Höhle in Attendorn im Sauerland
Los geht es mit der Königin der Tropfsteinhöhlen, wie die Atta-Höhle im nordrhein-westfälischen Sauerland auch genannt wird. Aufgrund ihrer imposanten Größe und bunten Tropfsteinformationen zählt sie zu den weitläufigsten und prächtigsten Höhlen in Deutschland. 1907 staunten Steinbrucharbeiter nicht schlecht, als sie durch Zufall steinerne Hallen aus kunstvollen Tropfsteinen freilegten. Das unterirdische Labyrinth erstreckt sich auf stolzen 6.670 Metern und umfasst mehr als 50 einzelne Höhlen, von denen manche im Rahmen eines Rundgangs zugänglich sind. Die Höhlen tragen Phantasienamen wie Prophetenhalle, Doppelgletscher, Thronsaal der Fürstin Atta, Sieben Zwerge, Eisbär, Nikolaus und Storch und weisen neben Stalaktiten, Stalagmiten und Stalagnaten auch viele Sinterfahnen auf, die von Eisenoxiden gefärbt sind.
Die Atta-Höhle schöpft aus der Heilkraft, die Tropfsteinhöhlen nachgesagt wird. Denn die Luft in diesen Naturräumen kennt weder Staub, noch Pollen, Ozon oder Keime. Das macht sie sogar noch klarer als so manches Lüftchen im Hochgebirge oder am Meer. Dabei liegt die Luftfeuchtigkeit in Tropfsteinhöhlen bei rund 95 Prozent. Diese Eigenschaften, kombiniert mit Ruhe und dem beruhigenden Farbenspiel, sollen Stress, Allergien und Probleme mit den Bronchien lindern können. Deshalb gibt es in der Atta-Höhle auch eine Ruheoase mit Liegen zum Entspannen, die allerdings nur nach Vorabanmeldung zugänglich ist.
Auch auf Käse soll das Höhlenklima einen guten Einfluss haben und so wird in der Höhle der hauseigene Atta-Käse gelagert. Neugierige können ihn im Restaurant verkosten.
Öffnungszeiten und Campingmöglichkeiten nahe der Atta-Höhle
Die Atta-Höhle hat abgesehen von wenigen Ausnahmen fast ganzjährig täglich geöffnet. Genaue Öffnungszeiten finden sich auf der Webseite der Atta-Höhle. Für Camper besonders erfreulich: Mit dem Womo kann man ganzjährig direkt auf dem Wohnmobilstellplatz Atta-Höhle übernachten, wer mit dem Caravan-Gespann unterwegs ist, kann in Attendorn ganzjährig den Campingplatz Biggesee Waldenburg oder den Campingplatz Hof Biggen nutzen.
Ausflugsziel 2: Dechenhöhle in Iserlohn
Nur rund 60 Kilometer entfernt von der Atta-Höhle befindet sich mit der Dechenhöhle in Iserlohn eine weitere sehenswerte Tropfsteinhöhle. Während die Atta-Höhle als eine der meist besuchten Tropfsteinhöhlen Deutschlands ein echter Besuchermagnet ist, gilt die Dechenhöhle noch als beschaulicher, aber nicht weniger spektakulär.
Highlights dieser bereits 1868 entdeckten Tropfsteinhöhle sind unter anderem die imposante Kaiserhalle mit ihrem hohen Gewölbe und besonders mythische Tropfsteinformationen, die mal an eine Orgel, mal an versteinerte Wasserfälle erinnern – wie die Steinkaskade und die Orgelgrotte. Weitere verwunschene Namen wie der grünlich glänzende Nixenteich oder die Palmensäule lassen erahnen, dass diese Höhle wahrlich märchenhaft ist.
In der Dechenhöhle machten Forschende auch bedeutende Funde aus der Urzeit: Im Museum, das zur Tropfsteinhöhle gehört, werden Werkzeuge aus der Zeit der Neandertaler sowie Skelette von Höhlenlöwen- und Höhlenbären ausgestellt. Außerdem erfahren die BesucherInnen viel Wissenswertes zur Entstehung von Tropfsteinhöhlen. Schon mal blinde Höhlenfische gesehen? Im Museumsaquarium schwimmen so manche umher.
Übrigens hat auch die Dechenhöhle ihre ganz eigene lukullische Spezialität: Jährlich reift hier vier Wochen lang der Dechenhöhlenstollen heran. Dieser Weihnachtsstollen wird nach Dresdner Art gebacken und durch die Lagerung in der Höhle mit einem speziellen Aroma verfeinert.
Öffnungszeiten und Campingmöglichkeiten nahe der Dechenhöhle
Die Dechenhöhle kann nur im Rahmen einer etwa 40-minütigen, im Eintritt inbegriffenen Führung besichtigt werden. Die Guides empfangen die Gäste hierfür spontan vor Ort, Reservierungen sind erst ab größeren Personenanzahlen möglich.
Von Dezember bis einschließlich Februar hat die Höhle nur an den Wochenenden, an Feiertagen und während der NRW-Schulferien täglich geöffnet, von März bis November hat die Dechenhöhle täglich geöffnet. Genaue Öffnungszeiten finden sich auf der Webseite der Dechenhöhle.
Die Dechenhöhle bietet in unmittelbarer Nähe des Eingangs zwei große, kostenfreie Parkflächen für BesucherInnen, die tagsüber auch mit dem Wohnmobil zum Parken genutzt werden können. Wer übernachten möchte, kann den etwa sieben Kilometer entfernten Stellplatz Seilerblick oder einen der Campingplätze rund um Iserlohn nutzen, beispielsweise den Campingplatz Ruhrtalblick. In direkter Nähe der Tropfsteinhöhle gibt es keine Campingmöglichkeit.
Ausflugsziel 3: Teufelshöhle in Pottenstein in der Fränkischen Schweiz
Dank ihrem reichen Tropfsteinschmuck gilt die Teufelshöhle Pottenstein in der Fränkischen Schweiz bei Bayreuth als eine der schönsten Tropfsteinhöhlen in Deutschland. Beeindrucked ist schon der Zugang zur Höhle, das so genannte Tor zu Unterwelt: Mit rund 25 Metern Breite und 15 Metern Höhe schreiten die BesucherInnen durch eines der größten, grottenartigen Höhlenportale der Bundesrepublik in eine Welt aus Säulen und Stein.
Die Teufelshöhle wurde 1922 entdeckt und ist 3.000 Meter lang, rund die Hälfte davon ist für Besucher zugänglich. Wie in den meisten Tropfsteinhöhlen finden Forschende regelmäßig neue Hallen und Gänge, denn die gesamte Höhle ist noch lange nicht ganz erforscht. Im größten Saal, dem so genannten Barbarossadom, hätte mit seiner Deckenhöhe von 52 Metern locker eine Dorfkirche Platz. In der Bärenhöhle ruht das Skelett eines imposanten Höhlenbären, der vor mehr als 30.000 Jahren in der Gegend lebte.
Öffnungszeiten und Campingmöglichkeiten nahe der Teufelshöhle
Von April bis Ende Oktober ist die Teufelshöhle täglich geöffnet, von Anfang November bis Ende März jeweils sonntags und während der bayrischen Weihnachtsferien täglich. Interessierte können auch an Höhlenführungen mit erfahrenen Guides teilnehmen.
Direkt vor der Tropfsteinhöhle Pottenstein gibt es Parkplätze für Pkw und Reisebusse, auf denen auch Campingfahrzeuge für den Besuch abgestellt werden können. Für die Übernachtung gibt es mehrere Wohnmobilstellplätze und Campingplätze in der Umgebung von Pottenstein.
Ausflugsziel 4: Iberger Tropfsteinhöhle im Harz
Der 562,6 Meter hohe Iberg liegt im Westen des Harzes im niedersächsischen Landkreis Göttingen. In seinem Inneren befindet sich mit der Iberger Tropfsteinhöhle eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten des Harzgebirges. Anders als die meisten Tropfsteinhöhlen entstand das 1874 entdeckte, einzigartige Phänomen aus der Verwitterung des Eisenerzes Siderit, das sich im Kalk gebildet hatte. Schon etwa 100 vor Christi wurde hier Eisenerzbergbau betrieben.
Und noch viel weiter zurück in der Vergangenheit war die heutige Tropfsteinhöhle im Harz Teil eines urzeitlichen Korallenriffs, das sich vor Jahrmillionen etwa an der Stelle des heutigen Madagaskars befand. Versteinerte Meeresbewohner sind frühe Zeitzeugen aus dieser Ära. Im Höhlen-Erlebniszentrum erlebt man die Entstehungsgeschichte dieser majestätischen Tropfsteinhöhle hautnah mit. Außerdem kann man hier auch eine sehr alte Großfamilie bewundern, denn das Museum führt den weltweit ältesten genetisch belegten Stammbaum der Welt.
Kinder können sich im Reich des gutherzigen Zwergenkönigs Hübich austoben, welcher der Sage nach einst mit seinem Volk im Iberg lebte und dort Bergbau betrieb. Große und kleine Schatzsucher werden im wahrsten Sinne beim Geocaching, einer GPS-Schnitzeljagd, fündig.
Öffnungszeiten und Campingmöglichkeiten nahe der Tropfsteinhöhle Harz
Die Iberger Tropfsteinhöhle ist nur im Rahmen einer etwa 30-minütigen Führung begehbar, die im Eintritt inbegriffen ist. Schon auf dem Weg zur Höhle durchläuft man auch die Ausstellungen des Höhlen-Erlebniszentrums. Die Tropfsteinhöhle im Harz hat abgesehen von wenigen Ausnahmen fast ganzjährig täglich geöffnet. Genaue Öffnungszeiten finden sich auf der Webseite.
Wegen Bauarbeiten am Erlebniszentrum stehen die Parkplätze vor Ort phasenweise nur eingeschränkt zur Verfügung. Das Museum informiert über Ausweichparkmöglichkeiten. Wer über Nacht bleiben möchte, kann den Campingplatz & Zeltplatz - Hübich-Alm im Harz nutzen.
Ausflugsziel 5: Barbarossahöhle im Kyffhäusergebirge
Dieses 1865 entdeckte Höhlenjuwel befindet sich kleinsten Mittelgebirge Deutschlands, dem Kyffhäusergebirge im Norden von Thüringen. Der Legende nach wartet hier Kaiser Friedrich I Barbarossa alias Kaiser Rotbart in einem unterirdischen Schloss auf seine Auferstehung. Der so genannte Tanzsaal der Barbarossahöhle wurde sogar eigens für ihren mythischen Bewohner mit Tisch und Stuhl möbliert.
Die Barbarossahöhle ist eine geologische Besonderheit, denn sie entstand in Anhydritstein. Auf der ganzen Welt gibt es nur zwei Schauhöhlen dieser Art. Mit ihrem grau-weißen Farbenspiel, glasklaren Seen und bizarren Formationen ist die Barbarossahöhle ein weiteres Kunstwerk der Natur. Die Säle der Höhle sind bis zu zehn Meter hoch und BesucherInnen können das Naturschauspiel entlang eines 800 Meter langen Wegs auf sich wirken lassen.
Öffnungszeiten und Campingmöglichkeiten nahe der Barbarossahöhle
Kaiser Rotbart erwartet Sie ganzjährig, verspricht das Motto der Höhle. Die Barbarossahöhle hat abgesehen von wenigen Ausnahmen fast ganzjährig dienstags bis sonntags geöffnet (Montag Ruhetag). Genaue Öffnungszeiten finden sich auf der Webseite.
Camping- und Stellplätze in der Nähe: Seecamping Kelbra, Wohnmobil-Stellplatz Kyffhäuser-Therme