Die vier ladinischen Täler Alta Badia, Gröden, das Fassatal und Arabba bilden dank komfortabler Liftverbindungen de facto ein riesiges zusammenhängendes Skigebiet rund um das bekannte Sellamassiv. Der Bergkoloss in den Dolomiten lässt sich nicht nur komplett auf Skiern umrunden, sondern steht auch immer wieder im Zentrum prächtiger Panorama-Ausblicke und bietet zudem gute Bedingungen fürs Wintercamping.
„Die schönsten Berge der Welt warten auf Sie!“, heißt es auf der Homepage von Dolomiti Superski, dem großen Skikarussell im Norden von Italien. Das mag man im ersten Moment als pure Angeberei der unter dieser Marke zusammengeschlossenen zwölf Skigebiete in den Regionen Südtirol, Trentino und der Provinz Belluno empfinden. Vor Ort, mitten in der Bilderbuchlandschaft der majestätischen Dolomitengipfel, ahnt man aber schnell, was die Marketingverantwortlichen dazu bewogen hat, ihre Region mit so viel Selbstbewusstsein zu bewerben: Die monumentalen, teilweise fast architektonisch anmutenden Felsformationen, die bis auf über 3.000 Meter in den Himmel ragen, sind weit mehr als nur eine beeindruckende Kulisse für den Wintersport und nicht umsonst 2009 von der UNESCO zum Welterbe erklärt worden.
Foto: Dolomiti Superski_wisthaler.com
Welche Täler gehören zum Sellastock?
Besondere Landschaftserlebnisse bieten zum Beispiel die vier Täler Alta Badia, Gröden, Fassa und Arabba rund um das Sellamassiv. Dazu gehört auch die berühmte Sellaronda. Dank komfortabler Liftverbindungen bilden Alta Badia, Gröden, das Fassatal und Arabba de facto ein riesiges zusammenhängendes Skigebiet, in dem man den langgestreckten Koloss des Sellastocks (3.150 m) komplett auf Skiern umrunden kann. Die 40 Kilometer lange Sightseeing-Tour führt über vier Dolomitenpässe und hält immer neue faszinierende Ausblicke und überraschende Perspektiven bereit.
Die Abfahrt am Langkofel ist ein Muss für Genießer
Zu den Höhepunkten gehört dabei sicherlich die sportlich wenig ambitionierte, aber landschaftlich besonders reizvolle Abfahrt durch die sogenannte Steinerne Stadt am Fuße des Langkofels (3.181 m). Sie liegt zwischen Grödner Tal und Fassatal. Auf einem schmalen Ziehweg geht es gemütlich mitten durch eine Felsbrocken-Landschaft, die tatsächlich an eine von Menschenhand geschaffene Siedlung erinnert – inklusive schneebedeckter Dächer, Bäume und Vorgärten. Der Langkofel selbst ist übrigens der Verwandlungskünstler der Dolomiten. Während er das Grödner Tal als massiger Dickschädel beherrscht, zeigt er sich vom Fassatal aus als langgestreckte Burg mit drei Zinnen. Überhaupt: Wer auf dem Ciampinoi (2.254 m) in Gröden, der Porta Vescovo (2.478 m) in Arabba oder dem Piz La Villa (2.077 m) in Alta Badia aus der Gondel steigt und sofort seine Skier unterschnallt, um ins Tal zu hasten, der ist selber schuld. Wenigstens ein paar Minuten Zeit sollte man sich nehmen, um den Blick über das beeindruckende Bergpanorama schweifen zu lassen.
Foto: Dolomiti Superski_wisthaler.com
Große Auswahl an Skipisten rund um den Sella für sportliche Herausforderungen
Zweifelsohne hat die Region aber auch sportlich einiges zu bieten. Mehr als 500 Kilometer Pisten aller Schwierigkeitsgrade gibt es in den vier Tälern rund um den Sella. Wer es richtig schwer mag, der wird zum Beispiel an der Porta Vescovo in Arabba seine Freude haben: Der Nordhang, der auch bei wärmeren Temperaturen meist tollen Schnee hat, gehört zu den steilsten Herausforderungen in den Dolomiten. Außerdem finden sich gleich zwei Weltcup-Pisten nur wenige Kilometer entfernt.
Die Gran Risa in La Villa ist alljährlich im Dezember Austragungsstätte des Riesenslaloms von Alta Badia und ebenfalls richtig schön steil. Es gibt aber auch eine rote Variante, die auch viel Spaß macht. Und auf der berüchtigten Abfahrts- und Super-G-Strecke Saslong im Grödnertal hinunter nach St. Christina kann man über weite Teile genussvoll seine Kurven ziehen. Aber spätestens wenn man den engen und oft eisigen Zielhang hinter sich gebracht hat, erfüllen einen auch hier die Leistungen der Alpin-Stars mit Hochachtung.
Tagestour Sellaronda
Ebenfalls sehr reizvolle Pisten finden sich auf der Sellaronda. Die Skitour rund um das Sellamassiv ist in beiden Richtungen befahrbar und überall gut ausgeschildert. Im Uhrzeigersinn ist die Tour mit oranger Farbe gekennzeichnet, in der Gegenrichtung mit grüner Farbe. Immerhin 14 der insgesamt 40 Kilometer verbringt man allerdings in Lift und Gondel, um die vier Dolomitenpässe zu erklimmen. Deshalb empfiehlt es sich, immer wieder gezielte Abstecher abseits der Runde zu machen. Denn die nicht direkt zur Route gehörenden Pisten sind ebenso gut präpariert und zudem oft deutlich weniger befahren als die Strecken der Sellaronda. Die Skitour der Sellaronda ist nach Aussage der Skiliftbetreiber für Skifahrer ab mittlerem Können geeignet.
Pisten-Highlights auf und abseits der Sellaronda
In Alta Badia, Arabba, Gröden und im Fassatal gibt es Pisten für jeden Geschmack und in allen Schwierigkeitsstufen. Eine kleine Auswahl:
Sportlich und anspruchsvoll:
• Porta Vescovo, Arabba, verschiedene schwarze und rote Varianten, Nordhang, deshalb fast immer beste Schneequaliät, auch wenn es anderswo längst sulzig ist.
• Boè und Vallon, Corvara, schwarz und rot, Tipp: Unbedingt morgens fahren!
• Gran Risa, je eine schwarze und rote Variante, La Villa, Tipp: Die rote Piste nehmen – einfach toll!
Mittelschwer:
• Pradel-Rodella und Col Rodella, Lupo Bianco, rot, Tipp: Eignet sich hervorragend als traumhafter Einstieg in die Sellaronda, unbedingt mehrfach genießen.
• Dantercepies, Wolkenstein, rot, breite Genusspiste, die bis zum Mittag meist wenig befahren ist.
• Heiligkreuzkofel, Pedraces, rot und blau, Tipp: Wunderschöner und breiter Sonnenhang, oft leerer, weil weit ab vom Schuss gelegen.
Einfach und flach:
• Col Pradat und Edelweiß, Colfosco, blau, ideal zum Üben, weil flach, breit und sonnig.
• Piz Sorega, San Cassian, blau, lang, flach, breit: ein Traum für Anfänger.
• Pralongia, Passo Campolongo, verschiedene blaue Routen, abwechslungsreiche Piste für Einsteiger.
Welche Hütten empfehlen sich für eine Pause an der Piste?
Die Sellaronda ist sehr beliebt und entsprechend viel befahren. Die meisten Urlauber folgen einfach der guten Beschilderung, die sie im oder gegen den Uhrzeigersinn um das Sellamassiv leitet. Das macht sich auf der Piste, am Lift und natürlich in den Hütten bemerkbar. Große Bergrestaurants zur Massenabfertigung gibt es – zum Glück – nur wenige. Aber auch die vielen kleinen sind zu den Stoßzeiten schnell voll. Ein paar Tipps für die Mittagsrast:
• Gasthof Pordoi: Obwohl der Gasthof nur wenige Meter vom kurzen Sellaronda-Fußweg durch Arabba liegt, finden nur wenige Skifahrer hierher. Wer vor 12:30 Uhr kommt, hat den Platz auf der großen Sonnenterrasse mit Blick zur mächtigen Porta Vescovo so gut wie sicher. Die Speisekarte ist vielfältig, der Service freundlich.
• Friedrich August Hütte: Die gemütliche Berghütte liegt zwischen Col Rodella und Sellajoch und erfordert nur einen kurzen Abstecher von der Sellaronda. Wegen der exponierten Lage ist es auf der Sonnenterrasse gelegentlich etwas frischer als anderswo, dafür ist der Blick ins Fassatal ein Traum. Das trifft auch auf die Pasta und besonders die Pizza zu.
• Edelweiß Hütte: Die Berghütte liegt abseits der Sellaronda oberhalb von Kolfuschg und ist von Colfosco aus schnell zu erreichen. Die Einrichtung ist geschmackvoll und gemütlich. Ein Genuss sind die frischen Pasta-Gerichte, die mitunter vor den Augen der Gäste in einer riesigen Pfanne zubereitet werden.
Wie lange läuft die Skisaison in den Dolomiten am Sellastock?
Die Wintersportsaison dauert in den Dolomiten von Ende November bis Mitte April. Die hochalpine Lage der Täler rund um den Sella (1.500 bis 3.200 m Höhe) sorgt das ganze Jahr über für gute Schneeverhältnisse. Rund 1.160 Kilometer der insgesamt 1.200 Pistenkilometer können zudem beschneit werden. Allein im Sommer 2019 hat Dolomiti Superski nach eigenen Angaben rund 100 Millionen Euro in neue Lifte, Pisten und in die Modernisierung von Beschneiungsanlagen investiert. Beim Sonnenschein muss in Südtirol im Übrigen niemand nachhelfen. Der Alpenhauptkamm schirmt die Region von Norden von Störungen aus dem mitteleuropäischen Bereich ab. Die erfreuliche Konsequenz: An acht von zehn Tagen scheint hier die Sonne. Übrigens: Besonders zu Beginn und zum Ende der Saison locken die Südtiroler Skigebiete mit Sonderangeboten. Die sollte man sich auf jeden Fall anschauen.
Wintercamping rund um den Sellastock
Wer es richtig komfortabel mag, ist auf dem Campingplatz Vidor Family & Wellness Resort im Fassatal an der richtigen Adresse. Denn wie der Name schon sagt, werden hier nicht nur knapp 270 Campingparzellen sowie zusätzliche Wohnmobilstellplätze für die Durchreise geboten, sondern auch ein Wellnessbereich mit Wasserpark, Saunawelt und Spa-Anwendungen. Alternativ bietet sich der 4-Sterne-Campingplatz Seiser Alm an, der zwar nicht direkt im Grödnertal liegt, aber eine direkte Busverbindung dorthin bietet. Für Camper, die es nicht ganz so komfortabel brauchen, gibt es beispielsweise direkt an der Talstation Piz Sella im Grödnertal einen Wohnmobilstellplatz. Außerdem gibt es Wohnmobilstellplätze in der Nähe der Portavescovo-Seilbahn im Tal von Arabba.
Praktische Infos für die Reise zum Sellastock
Anreise: In Richtung Sellastock reist man aus nördlichen Gefilden am besten über die Brennerautobahn A22 bis Ausfahrt Brixen oder Waidbruck und folgt dann - je nach Ziel - der jeweiligen Landstraße.Ausführliche Infos u.a. zu Skigebiet, Ortschaften, Unterkünften, Wetter, Pisten- und Schneeverhältnissen sowie Sonderangeboten unter www.dolomitisuperski.com.