Freeontour-Tipp aus dem Rother Schneeschuhführer Allgäu: Mag der Hochgrat mit seinen 1.833 m der höchste Punkt der Nagelfluhkette sein, so gilt doch das gerade mal ein Dutzend Meter niedrigere Rindalphorn als heimliche Königin dieser 15 Gipfel umfassenden Perlenschnur zwischen Hochhäderich und Mittagberg. Eine winterliche Gesamtüberschreitung aller Gipfel vom Hochgrat bis nach Immenstadt ist all denen vorbehalten, die die konditionelle Voraussetzung und alpinistische Erfahrung mitbringen.
Für starke Schneeschuhgeher stellt bereits die kleine Überschreitung bis zur Gündlesscharte eine ungemein lohnende Bergfahrt dar, deren Schwierigkeiten sich im überschaubaren Rahmen halten und die bei sicheren äußeren Verhältnissen zu den lohnendsten Touren im westlichen Teil der Allgäuer Alpen gezählt werden darf.
Fakten zur Schneeschuhtour am Hochgrat
Dauer: 5 Stunden, 30 Minuten
Länge: 13,9 km
Schwierigkeitsgrad: anspruchsvoll/ schwer
Höhenmeter: 450 hm
Ausgangspunkt: Talstation Hochgratbahn (Markt Oberstaufen), 856 m, kostenpflichtiger Großparkplatz.
Anfahrt: Die Anfahrt mit Wohnmobil oder Campervan bis zur Talstation der Hochgratbahn ist möglich, im Winter aber nicht immer empfehlenswert. Winterausrüstung ist auf der engen und gewundenen Zufahrtsstraße zwingend erforderlich. Freeontour empfiehlt die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln ab Oberstaufen.
ÖPNV: Zug bis Oberstaufen (z. B. ab Immenstadt oder Lindau), Bus Linie 95 (Kalzhofen-Oberstaufen-Hochgratbahn) zur Hochgratbahn
Anforderungen: Bis zum Hochgrat moderat (WT3), danach hochalpine Schneeschuhtour. Der Weiterweg in den nagelfluhtypischen Schläuchen erfordert absolut sicheres Schneeschuhgehen und sehr gute äußere Bedingungen (oft WT5, Schlüsselstelle nach der Gündlesscharte kurz, aber herzhaft WT6), weiterer Abstieg recht einfach (WT2 und WT1).
Orientierung: Bei guter Sicht meist recht einfach, zwischen Gündlesscharte und Hohe Brücke etwas anspruchsvoller, Tour keinesfalls bei Nebel begehen.
Hangrichtung: Alle
Lawinengefährdung: Sichere Verhältnisse sind für diese Überschreitung zwingend notwendig
Einkehrmöglichkeit: Bergrestaurant am Hochgrat, 1.705 m, an der Bergstation der Hochgratbahn, geöffnet wie Bahnbetrieb tägl. 9 – 16:30 Uhr
Übernachtungsmöglichkeit ca. 15 Minuten unterhalb der Bergbahnstation: Staufner Haus, 1.604 m, DAV, geöffnet ab den Weihnachtsferien bis ca. Mitte März von Do. 12 Uhr bis So. 17 Uhr
Beschreibung der Schneeschuhtour auf der Nagelfluhkette
Sofern man nicht im Staufner Haus übernachtet hat, beginnt die Tour an der Talstation der Hochgratbahn (1), 856 m, mit welcher man mühelos die ersten 850 Höhenmeter überwindet. Hier kann man übrigens auch Schneeschuhe und Stöcke für die Tour mieten. An der Bergstation (2) empfängt Besucher ein umwerfendes Panorama vom Alpenvorland im Norden bis weit hinein ins Gebirge.
Die Schneeschuhe können direkt bei der Bergstation angelegt werden, an der der moderate Aufstieg zum Gipfel des Hochgrat (3), 1.833 m, beginnt. Der Aufstieg ist sowohl entlang des Gratrückens als auch in der südlichen Flanke möglich. Vom Gipfel steigt man ca. 30 Höhenmeter wieder nach Süden und dann im zweiten, großen Schlauch nach Osten recht steil hinab. Am Ende dieses Schlauches ist die Gütlealpe zu sehen. Ein Abstieg eine Rinne weiter nördlich ist ebenfalls möglich, jedoch steiler und heikler. Auf ca. 1.630 m sollte man über eine Schwachstelle in den linken Begrenzungsfelsen nach Nordosten wechseln und hier bis kurz vor die Gütlealpe (4), 1.568 m, traversieren.
Es folgt der zweite Anstieg über die Brunnenauscharte, 1.626 m, dann immer am breiten Gratrücken entlang über den vorgelagerten Gelchenwanger Kopf zur Scharte vor dem felsigen Gipfelaufbau und schließlich in bester Hochtourenmanier über den schmalen Grat zum Gipfel des Rindalphorns (5), 1.821 m. Auch hier steigt man die wenigen Meter zurück zur Scharte und im nach Osten abfallenden Schlauch, zuletzt flach, zur Gündlesscharte (6), 1.550 m, hinunter. Der nordseitige Abstieg von dieser stellt die Schlüsselstelle dar (evtl. Pickel und Steigeisen): Auf wenigen Metern muss der gut 40 Grad steile Hang abgestiegen werden, ehe man rasch durchatmen und den weiteren Abstieg wieder voll genießen kann.
Der Weg zur Rindalpe (7), 1.244 m, verläuft grob in nordwestlicher Richtung, ist jedoch nicht exakt vorgegeben. Nach der Rindalpe orientiert man sich eher nordöstlich und trifft am Waldrand bald auf einen deutlichen Weg, der einen, einmal rechts haltend, zu einer kleinen Holzbrücke und schließlich in den Talgrund des Ehrenschwanger Tals bringt. Die letzte Kehre kann man im Wald problemlos abkürzen.
Ab der Hohen Brücke (8) steht einem schließlich noch ein flacher, aber recht langer Hatsch talauswärts bevor, ehe man am Parkplatz (1) auf eine große Schneeschuhtour zurückblicken kann.
Neugierig auf weitere Schneeschuhtouren im Allgäu?
Die hier beschriebene Schneeschuhtour für erfahrene Schneeschuhgeher sowie weitere 64 Touren unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade im Alpenvorland und den Allgäuer Alpen sind im Rother Schneeschuhführer Allgäu zu finden. Er ist 2023 in der dritten, aktualisierten Auflage erschienen und enthält auch GPS-Tracks.