Bei mehr als 400 Schlössern im Loiretal, von denen jedes seine eigene Geschichte zu erzählen hat, scheint es etwas vermessen, nur eine Handvoll von ihnen hervorzuheben. Dennoch ist es einen Versuch wert, eine Auswahl für die erste Wohnmobil Tour ins Loiretal zusammenzustellen. Diese fünf Schlösser sollte man sich beim Campingurlaub in Frankreich unserer Meinung nach nicht entgehen lassen:
Schloss Amboise: Panoramablick ins Loiretal
Anmutig wacht das Schloss Amboise über die hübsche gleichnamige Kleinstadt am Loireufer. Es zählt zu den historisch bedeutendsten Schlössern des Val de Loires. Im Laufe der Jahre lebten viele französische Königsfamilien in dem prächtigen Gemäuer. Darunter auch König Franz I, der eine enge Freundschaft zu Leonardo Da Vinci pflegte. Die beiden Freunde waren am Ausbau des Schlosses Amboise beteiligt. Neben dem prunkvollen Palast sind auch die Panoramagärten sehenswert – im Jahr 1495 angelegt, waren sie die ersten Renaissance-Gärten Frankreichs. Der Palast der französischen Könige in der Renaissancezeit stand 2019 im Mittelpunkt des Jubiläumsjahrs anlässlich der 500-Jahr-Gedenkfeiern für Leonardo da Vinci (1519-2019).
Praktische Infos:
Das Schloss Ambois ist das ganze Jahr über täglich geöffnet, außer am 1. Januar und am 25. Dezember. In unmittelbarer Nähe von Schloss Ambois gibt es mehrere kostenfreie und kostenpflichtige Parkplätze, die jedoch nur für Pkw geeignet sind. Wer mit dem Wohnmobil oder dem Wohnwagengespann anreist, sollte den Parkplatz beim nur 600 m entfernten Schloss Clos Lucé ansteuern, der explizit für Reisemobile gekennzeichnet ist. Eine mindestens ebenso gute Alternative ist es, zunächst mit Caravan oder Wohnmobil auf dem Campingplatz Camping Municipal de l'Ile d'Or einzuchecken, der auf einer kleinen Insel in der Loire liegt - und zwar direkt gegenüber von Schloss Amboise. Panoramablick inklusive.
Schloss Clos Lucé: der letzte Wohnort von Leonardo da Vinci
Knapp 600 m entfernt vom Schloss Amboise liegt das Schloss Clos Lucé, in dem König Franz I seine Kindheit verbrachte. Im Jahr 1516 lud er seinen Freund Leonardo da Vinci ein, hier zu leben und zu arbeiten. Mit drei berühmten Gemälden im Gepäck – der Mona Lisa, Johannes dem Täufer und Anna selbdritt – ließ sich Da Vinci hier nieder. Besonders praktisch: Die Schlösser Amboise und Clos Lucé waren damals durch einen geheimen Tunnel miteinander verbunden, so dass der König seinen gelehrten Freund Da Vinci jederzeit besuchen konnte. Schloss Clos Lucé sollte jedoch der letzte Ort des Schaffens von Leonardo da Vinci werden: Im Mai 1519 verstarb das Universalgenie hier im Alter von 67 Jahren.
Kein Wunder also, dass sich in diesem Schloss im Loiretal, das im Lauf der vergangenen 60 Jahre umfassend restauriert wurde, alles um seinen berühmten Bewohner dreht. Das beginnt bei einer originalgetreuen und erst kürzlich fertiggestellten Rekonstruktion der Ateliers von Leonardo da Vinci und hört bei einer Sammlung ausgeklügelter Maschinen des Meisters im Schlosspark noch lange nicht auf.
Schloss Blois: von der Festung im Loiretal zum Luxus-Schloss
Am nordöstlichen Ufer der Loire in der Stadt Blois liegt das gleichnamige Schloss. Es blickt ebenfalls auf
eine besondere Geschichte zurück, denn hier residierten im Laufe der
Jahrhunderte ganze zehn Königinnen und sieben Könige. Schloss Blois ist eines der bekanntesten Loireschlösser, was jedoch nicht bedeutet, dass man sich den Abstecher sparen sollte. Im Gegenteil: Das Museumsschloss ist
eine wahre Zeitreise in die pompöse Ära der Renaissance. Der Palast wurde
mühevoll restauriert und verfügt über eine beeindruckende Kunstsammlung und
vornehmes Mobiliar. Zudem wird die erstaunliche Entwicklung vom trutzigen Festungsbau
hin zum Luxus-Schloss beleuchtet.
Praktische Infos:
Schloss Blois liegt in einem Altstadtviertel mit vielen schmalen Gassen und Einbahnstraßen. Insbesondere Campingurlauber, die mit dem Reisemobil unterwegs sind, sollten daher lieber die Parkplätze Quai du Foix oder Port de la Creusille an den größeren Straßen nutzen und dann zu Fuß einen Spaziergang zum Schloss machen (ca. 10 bis 15 Min.). Für alle, die mit dem Caravan unterwegs sind, empfiehlt sich der Campingplatz Val de Blois, der ein wenig außerhalb direkt an der Loire liegt.
Foto: Pixabay
Schloss Chambord: das größte Schloss im Loiretal
Kommen wir nun zum größten Schloss des Loiretals: das Schloss Chambord. Es hat über 400 Zimmer und stolze 282 Kamine. Rein praktisch sollte das Schloss, mit dessen Bau während der Renaissance im Jahr 1519 begonnen wurde, eigentlich nur als Jagdschloss dienen. Indirekt ging es bei diesem Monumentalbau letztlich aber darum, Macht und Größe zu demonstrieren. Auch Leonardo da Vinci war als Künstler und Architekt an diesem Schloss beteiligt: Die berühmte Doppelwendeltreppe geht auf ihn zurück und gilt als wahres Wunderwerk. Denn hier können zwei Menschen zeitgleich hinauf und hinabschreiten und sich dabei sehen, aber nicht begegnen. Wie das funktioniert? Das müssen Sie bei Ihrem Besuch in Schloss Chambord wohl selbst herausfinden ...
Auch in anderen Aspekten hebt sich Schloss Chambord von anderen Renaissanceschlössern im Loiretal ab: Während der symmetrische Aufbau des Anwesens ganz dem Stil der Renaissance entspricht, bilden die Schieferbedachungen und die Menge von Fialen im Flamboyantstil der Spätgotik einen kräftigen Kontrast. Diese asymmetrische und ungewöhnlich reiche und vielfältige Dachlandschaft ist in dieser Form nahezu einzigartig. Sehenswert sind aber auch die französischen Schlossgärten, die sich über sechseinhalb Hektar zu Füßen des Schlosses erstrecken und erst 2017 originalgetreu nach Entwürfen aus dem 18. Jahrhundert rekonstruiert wurde.
Praktische Infos:
Wer mit dem Wohnmobil zum Schloss Chambord reist, sollte den Parkplatz P2 ansteuern. Er befindet sich etwa 1 km vom Schloss entfernt, dafür kann man bei Spaziergang zum Schloss aber schon einmal die ganze architektonische Pracht des riesigen Baus bewundern. Reisemobile dürfen hier zum Preis von 11 Euro insgesamt 24 Stunden stehen. Für die Anreise mit dem Pkw kann auch den Parkplatz P1 anfahren, der ein wenig näher zum Schloss liegt und 6 Euro am Tag kostet.
Schloss Villandry: der schönste Gemüsegarten im Loiretal
Schloss Villandry ist das letzte große Renaissanceschloss, das im Loiretal erbaut wurde. Anders als beim Schloss Chambord steht hier allerdings nicht so sehr die Architektur des Gebäudes im Mittelpunkt, sondern vielmehr die Gartenarchitektur. Denn die terrassenförmig angelegten Renaissancegärten harmonisieren perfekt mit den Schlossfassaden aus Kalktuff. Dabei ist der aus neun gleich großen Quadraten bestehende dekorative Gemüsegarten das absolute Glanzstück von Villandry. Ein Ausflug zu besonders schönen Gemüsebeeten mag sich für den einen oder anderen erst einmal bescheuert anhören. Wer die Gärten von Villandry einmal gesehen hat, wird diese Ansicht aber ganz schnell revidieren. Denn die Blumen- undGemüsebeete folgen den Gesetzen der Geometrie und Symbolik und gleichen einer botanischen Sensation. Stellenweise erinnern die Gärten sogar an jene der Herzkönigin aus Alice im Wunderland. Für leidenschaftliche Hobbygärtner und Ästheten sind die Schlossgärten von Villandry deshalb ein echtes Muss!
Praktische Infos:
Nur etwa 500 m vom Schloss Villandry entfernt liegt der Stellplatz Aire Camping Car Park de Villandry. Reisemobile parken hier fünf Stunden lang für 5,50 Euro, wer mit seinem Wohnmobil über Nacht bleiben möchte, zahlt 14,60 Euro inklusive Kurtaxe. Insgesamt reicht die Kapazität für 35 Reisemobile. Für Pkw gibt es kostenfreie Parkplätze in der Nähe des Schlosses.
Foto: Pixabay
Eines ist sicher: Langweilig wird es Ihnen im Loiretal bestimmt nicht! Das wissen auch viele andere Urlauber, so dass sich in der Hauptsaison eine frühzeitige Reservierung von Campingplätzen und Stellplätzen empfiehlt. Das Kulturerbe können Sie aber auch anhand historischer Wanderwege durch die Region entdecken – fast jeder Ort entlang der Loire ist mit den Wander- und Radwegen vernetzt. Außerdem gibt es über 30 gut erschlossene Pilgerwege, die viele Highlights miteinander verbinden, und auf denen man Interessantes über die Geschichte des Loiretals erfährt. Der 800 km lange Loireradweg beispielsweise führt entlang der Loire, der Sehenswürdigkeiten und durch idyllische Landschaften.