Historische Handels-, Eroberungs- und Pilgerrouten haben bis in die heutige Zeit hinein nichts an Anziehungskraft verloren. Auch wenn sich die Infrastruktur entlang der Strecken im Laufe der Jahrhunderte natürlich verändert hat, gibt es immer noch genügend kulturelles Erbe und Landschaften, die mit ihren Sagen und Legenden die Phantasie beflügeln.
Ob sie nun von Norden nach Süden oder von Osten nach Westen verlaufen und in welche Richtung man sie befährt, ist dabei zweitrangig. Was zählt, ist das Erlebnis, die Entdeckung historischen Erbes und die kleinen Schmuckstücke abseits der ausgetretenen Pfade. In Großbritannien wurde eine neue touristische Route ins Leben gerufen, die auf der alten Nord-Süd-Achse durch das Herz Englands führt und dabei so manche Perle ans Tageslicht bringt, die bisher eher im Verborgenen glänzte: „The Explorer´s Road“ soll das nun ändern.
Explorer's Road ermöglicht individuelle und flexible Routenplanung
Schon die Anreise per Fähre ermöglicht eine flexible Routenplanung. Denn man kann mit seinem Wohnmobil entweder von Dünkirchen oder Calais nach Dover übersetzen oder die Explorer´s Road von Norden nach Süden entdecken, indem man von Amsterdam eine Fähre nach Newcastle upon Tyne wählt. So wird durch das Baukastensystem entlang der Strecke, aus dem man sich individuelle Routen nach eigenen Bedürfnissen zusammenstellen kann, eine interessante Rundreise durch das historische Herz Englands, die wahre Entdeckungen bereithält. Dabei erkundet man abseits der üblichen Touristenpfade die typisch englische Landschaft und besucht berühmte Sehenswürdigkeiten. Dazu zählt das Burghley House, eines der schönsten Gebäude der britischen Aristokratie, ebenso wie der Wasser- und Waldpark Kielder oder man begibt sich in Sherwood Forest auf die Spuren von Robin Hood. So entsteht ein authentisches Bild britischer Traditionen, der Kultur und des Lebens auf der Insel. Seit mehr als 2000 Jahren begehen und befahren die Bewohner Englands einen speziellen Highway zwischen Nord und Süd, der eine natürliche, 500 Kilometer lange Reiseroute durch die Geschichte und das kulturelle Herz des Landes führt. Das Ergebnis ist eine Einladung an alle neugierigen Camper, die englische Lebensart, Traditionen und Exzentrik kennenlernen wollen. Auf dieser Route werden „Land & Leute“ hautnah erlebbar. Die Straße des Entdeckers bietet Wohnmobilisten authentische Geschichte mit unverfälschten englischen Erlebnissen, die mit Ruhe zu genießen sind und individuell maßgeschneidert werden können. Hier folgt eine Auswahl der schönsten Stationen abseits der üblichen Touristenpfade:
Freeontour-Tipp 1: Stamford
Da ist zum Beispiel das charmante Städtchen Stamford in Lincolnshire, das auf halber Strecke zwischen London und York liegt. Das georgianische Stamford wurde bereits von Sir Walter Scott als die schönste Stein-Stadt Englands beschrieben. Sie war darüber hinaus Englands erste Gemeinde, die nach dem Civic Amenities Act 1967 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Seitdem sind die gesamte Altstadt und St. Martins als Gebiet von baulichem und historischem Interesse mit nationaler Bedeutung klassifiziert. Selbst in Shakespeares Drama Henry IV. wird sie erwähnt. Ihre zahlreichen Turmspitzen, alten Steinhäuser und Pubs machen Stamford auch als Film-Location beliebt. So wurden zum Beispiel Außenaufnahmen von „Stolz und Vorurteil“ und „Der Da Vinci Code“ hier gedreht.
Foto: Jörg Berghoff
Freeontour-Tipp 2: Burghley
Das imposante Burghley ist eines der größten Herren- und Fachwerkhäuser aus der Zeit von Königin Elisabeth I. Die Zimmer sind äußerst prunkvoll, die Gemäldesammlung und die Wand- und Deckenbemalungen einzigartig. Auch die üppige Kupfergefäße-Sammlung „batterie de cuisine“ in der alten Küche sowie zahlreiche Geschichten von Jägern, Sammlern, Adligen und Handwerkern erzählen authentisch vom Leben rund um Burghley House. Die umliegende Parklandschaft wurde vom berühmten Gartenarchitekten Lancelot „Capability“ Brown kreiert. Sie beinhaltet unter anderem einen Garten voller Überraschungen, der die Sinne schärft. Und im angeschlossenen Teehaus in der Orangerie kann man bei Erdbeermarmelade, Clotted Cream und Scones den Besuch stilecht ausklingen lassen.
Foto: Visit Britain / Lee Beel
Freeontour-Tipp 3: Kingston-upon-Hull
Hull is dull – in England kennt noch heute beinahe jedes Kind dieses geflügelte Wort. Dabei ist Hull schon lange nicht mehr fad, langweilig und eintönig. Kingston-upon-Hull ist zwar noch keine königliche Metropole, aber verstecken braucht sich die Hafenstadt am Humber-Fluss auch nicht mehr. Hohe Investitionen in das Stadtzentrum und die Wasserwege haben aus den Vierteln rund um den Trinity und Victoria Square, den Markthallen, kleinen Gassen mit urigen Pubs und modernen Einkaufsmeilen eine moderne Stadt mit maritimen Flair gemacht. Ob Maritime Museum, City Hall, die Queens Gardens oder Humber Bridge - hier gibt es genug für einen ganzen Aufenthaltstag und mehr zu sehen. Ebenfalls einen Besuch wert ist das William Wilberforce House, in dem der Parlamentsabgeordnete und bedeutendste Kämpfer für die Abschaffung der Sklaverei zu Beginn des 19. Jahrhunderts lebte. Oder wie wäre es mit einem Besuch der historischen Museumsschiffe Arctic Corsair, einem Walfänger, und dem 75 Jahre alten Leuchtturmschiff Spurn Lightship? Selbst die angesehene Zeitung The Guardian hat Hull kürzlich in die Top 15 der sehenswertesten Städte Englands gewählt und 2017 durfte man sich sogar als „UK City of Culture“ bezeichnen.
Freeontour-Tipp 4: York
Die historische Stadt York mit ihren römischen Wurzeln und ihrer Wikinger-Vergangenheit ist heute unter anderem ein Zentrum der Schokoladenherstellung. Am River Ouse gelegen wurde York im Jahr 2018 von den Lesern der Sunday Times zum besten Ort in Großbritannien gewählt, in dem man gut leben kann. Man mag ja von solchen Wahlen halten, was man will, aber York hat tatsächlich eine besondere Lebensqualität zu bieten. Das spürt man sehr schnell. Das weltberühmte York Minster beispielsweise sollte auf keiner Route fehlen. Die größte mittelalterliche Kathedrale Großbritanniens ist eines der Wunderwerke von England schlechthin: Sie ist ein Ort der Spiritualität, der gottesdienstlichen Tradition sowie himmlischer Musik, aber auch einfach nur ein ruhiger Ort zum Zurückziehen. Zu den Besucher-Highlights in York zählen auch das Undercroft Museum in der Gruft des Münsters und die großartige Kollektion an mittelalterlichen Buntglasfenstern. Darüber hinaus lädt das Zentrum Yorks mit seinen kleinen Gassen und Geschäften zum Bummeln ein. Auch der Besuch des „Bettys Cafe and Tea Room“, der 2019 sein 100-jähriges Bestehen feiert, gehört zu jedem Explorer´s Pflichtprogramm. Denn bekanntlich halten eine gute Tasse Tee und etwas Gebäck ja Leib und Seele zusammen - und davon versteht man etwas im Bettys.
Freeontour-Tipp 5: Alnwick
Der Nordosten Englands ist mit landschaftlichen und kulturellen Sehenswürdigkeiten reich gesegnet - eine kleine Welt für sich. Das gilt auch besonders für zwei Gartenanlagen, die mit höchst unterschiedlichem Charakter den Besucher in ihr Traumland entführen. The Alnwick Garden ist eines der erstaunlichsten neuen Gartenprojekte Europas: Auf Initiative der Dutchess of Northumberland ins Leben gerufen, zieht er schon heute Besucher an. Besonderer Blickfang sind das ganz aus Holz gebaute Baumhaus-Restaurant im Eingangsbereich, Europas größte Wasserkaskade, ein Gift-Garten und ein weitläufiger Rosengarten. Hier stehen auch großzügige Parkplätze zur Verfügung, so dass man in der Regel kein Problem hat, sein Wohnmobil sicher abzustellen.
Für Film-Fans hat Alnwick Castle außerdem einen weiteren Trumpf zu bieten: Hier wurden nicht nur Robin Hood, sondern auch Harry Potter-Filme gedreht. Eine besondere Oase der Ruhe ist Howick Hall and Gardens, eine Gartenanlage und Arboretum, das auf Charles den 5. Earl Grey zurückgeht. Sein Vorfahre, Charles der 2. Earl Grey, gilt als der Erfinder des berühmten Bergamotte-Tees, den man im stilechten Teeraum genießen kann. Und ganz in der Nähe lädt die Holy Island of Lindisfarne ein, nicht nur Schloss und Abtei zu besuchen, sondern auch einen kleinen ummauerten Garten, der von der berühmten Garten-Designerin Gertrude Jekyll Anfang des 20. Jahrhunderts gestaltet wurde. Natur und Kultur gehen in Northumberland im Nordosten Englands eine wunderbare Symbiose ein.
Freeontour-Tipp 6: Newcastle-upon-Tyne
Wer auf der Suche nach einem besonderen Erlebnis im nördlichen England ist, sollte auch Newcastle-upon-Tyne besuchen. Die Stadt hat in den letzten Jahren einen beeindruckenden Aufschwung erlebt und sich mit imposanter Stadtentwicklung einen Namen gemacht. In Newcastle locken das „Grey’s Monument“ im Herzen der Stadt, die populäre „The Tyne Bridge“ und natürlich das Wahrzeichen von Newcastle: die Millennium Bridge. Auch der überdachte Graingers Market ist ein Stück lebendige Geschichte und ein Besucher-Highlight. Natürlich hat sich der Markt seit seiner Eröffnung im Jahr 1835 verändert, aber der ursprüngliche Retro-Charme wurde bewahrt. Auch der traditionsreiche Newcastle United Football Club hält sich, allen Unkenrufen zum Trotz, weiter in der Premier League. So könnte auch ein Besuch eines Heimspiels im St. James´ Park zum puren Fußball-Erlebnis mit Atmosphäre werden.