Letztes Update: 18. Oktober 2024
Ob Caravaning-Einsteiger oder routinierter Camping-Experte: Wer im Winter mit seinem Reisemobil, Campervan oder Caravan-Gespann auf Reisen gehen möchte, wird bei winterlichen Straßenbedingungen mit anderen Situationen konfrontiert als im Sommer. Freeontour gibt zehn Tipps, wie man auch im Winter mit Wohnwagen oder Wohnmobil sicher ans Ziel kommt.
Inhalt
Tipp 1: Fahrzeug gründlich von Schnee und Eis befreien
Tipp 2: Bremsproben vor der Abfahrt & zwischendurch
Tipp 3: Vorausschauend fahren und Geschwindigkeit der Witterung anpassen
Tipp 4: Gefühlvoll kuppeln und frühzeitig bremsen
Tipp 5: Behutsam Gas geben und lenken bei Glätte
Tipp 6: Flotte und gleichmäßige Geschwindigkeit beim Bergauffahren
Tipp 7: Niedrigen Gang und Motorbremse im Gefälle nutzen
Tipp 8: Bei glatter Fahrbahn im zweiten Gang anfahren
Tipp 9: Hilfsmittel & Gewichtsverteilung nutzen, wenn der Camper im Schnee festsitzt
Tipp 10: Bei Schlingern kräftig bremsen
Tipp 1: Fahrzeug gründlich von Schnee und Eis befreien
Vor dem Losfahren sollte man im Winter generell etwas mehr Zeit einplanen, denn wie beim Pkw auch müssen die Scheiben des Zugfahrzeugs oder Wohnmobils freigekratzt werden. Wer lediglich mit einem Guckloch in der Frontscheibe losfährt, riskiert nicht nur ein Bußgeld, sondern gefährdet auch andere Verkehrsteilnehmer. Wer das lästige Freikratzen umgehen möchte, sollte die Frontscheibe mit einer entsprechenden Thermomatte oder Thermofolie abdecken. Bei Schneefall muss aber zusätzlich das gesamte Fahrzeug beziehungsweise das gesamte Fahrzeug-Gespann von Schnee befreit werden – das betrifft die Scheinwerfer und die Kennzeichen ebenso wie das Dach.
Dafür empfiehlt es sich im Winter immer, den Camper mit einem Besen mit Teleskopstiel und eventuell mit einer kleinen Trittleiter auszustatten, damit man auch schwer erreichbare Stellen auf Wohnmobil oder Wohnwagen vom Schnee befreien kann. Auch eine Dachschutzplane ist zumindest bei längeren Aufenthalten eine Überlegung wert. Wer mit verschneiten Kennzeichen, Fahrzeugleuchten oder Schnee auf dem Dach unterwegs ist, riskiert übrigens auch jeweils ein Bußgeld. Gleiches gilt natürlich ebenso für die Fahrt ohne Winterbereifung bei winterlichen Straßenverhältnissen.
Vor der Abfahrt sollte man natürlich auch den Reifendruck kontrollieren beziehungsweise erhöhen. Allgemein wird empfohlen, den vom Kfz-Hersteller oder Reifenhersteller angegebenen Luftdruck im Winter um 0,2 bar zu erhöhen, da der gemessene Reifendruck bei kalten Temperaturen etwas absinkt.
Besonderheit Caravan: Auch die Anhängerkupplung und die Anhängerdeichsel müssen im Winter vollständig enteist werden, damit der Wohnwagen sicher angeschlossen werden kann. In der Praxis haben sich hierfür auch Schutzkappen und Deichselschutzhauben bewährt.
Tipp 2: Bremsproben vor der Abfahrt & zwischendurch
Gerade zu Beginn einer Winterreise mit Wohnwagen oder Wohnmobil muss man sich oft erst einmal wieder an das Lenken eines schweren Gefährts gewöhnen. Um ein Gefühl für das Fahrzeug und auch für die aktuellen Straßenverhältnisse zu bekommen, sollte man daher nach wenigen Metern Fahrt einfach einmal eine Bremsprobe machen – immer vorausgesetzt, dass keine anderen Fahrzeuge hinter einem sind. Auch während der Fahrt – insbesondere bei sich verändernden Straßenverhältnissen – sollte man zwischendurch immer mal wieder auf gerader Strecke eine Bremsprobe machen, wenn der Verkehr dies zulässt. Aber bitte den Blick in den Rückspiegel nicht vergessen und sicherstellen, dass keine anderen Fahrzeuge in der Nähe sind.
Tipp 3: Vorausschauend fahren und Geschwindigkeit der Witterung anpassen
Diese goldene Regel gilt eigentlich immer und für alle Teilnehmer im Straßenverkehr – im Winter aber noch einmal mehr und ganz besonders für Campingfahrzeuge. Denn sowohl das Wohnwagen-Gespann als auch das Wohnmobil haben deutlich mehr Masse als ein einzelner Pkw - und das macht sich bei Nässe, Schnee und Glätte nicht zuletzt beim längeren Bremsweg noch deutlicher bemerkbar als auf trockener Fahrbahn im Sommer. Daher sollte man im Winter noch mehr Abstand zu anderen Fahrzeugen halten und den längeren Bremsweg immer mit einkalkulieren. Bei Glatteis wird beispielsweise der doppelte Abstand im Vergleich zu trockener Witterung empfohlen. Außerdem gilt: Lieber einmal zwischendurch rechts ranfahren und schnelleren Fahrzeugen die Möglichkeit zum Überholen geben, als sich drängeln lassen.
Tipp 4: Gefühlvoll kuppeln und frühzeitig bremsen
Winterliche Straßenverhältnisse mit Schnee und Eis erfordern einen besonders gefühlvollen Umgang mit Kupplung und Bremspedal, damit das Reisemobil oder das Caravan-Gespann nicht ins Schlingern kommt. Bei glatter Straße sollte man besonders gefühlvoll schalten, damit die Räder beim Einkuppeln nicht blockieren. Vorsicht ist auch beim Abbiegen in Nebenstraßen geboten, die unter Umständen nicht geräumt oder glatter sind als die Hauptstraße. Gleiches gilt für das Fahren auf Brücken, deren Straßenbelag immer ein paar Grad kälter ist als der Rest der Straße und daher leicht überfrieren kann.
Auch Kurven, Kehren, Kreuzungen und der Bremsbereich vor Ampeln können bisweilen glatter und stärker vereist sein als andere Straßenabschnitte, so dass man hier schon frühzeitig bremsen sollte. Bei Fahrzeugen mit Anti-Blockier-System (ABS) muss dabei das Bremspedal voll durchgetreten werden, damit das System funktioniert. Hat das Fahrzeug kein ABS, wird die so genannte Stotterbremse eingesetzt.
Tipp 5: Behutsam Gas geben und lenken bei Glätte
Wer mit Wohnmobil oder Wohnwagen-Gespann auf rutschigen Straßen unterwegs ist, sollte das Gaspedal sehr behutsam und gefühlvoll bedienen. Denn wer zu schnell Gas gibt oder den Fuß abrupt vom Gaspedal nimmt, kann schnell erleben, dass das Fahrzeug auf glatter Straße ausbricht. Schon alleine um das Gefühl für das Gaspedal nicht zu verlieren, sollte man sich auch nicht mit Winterschuhen mit extrem dicker Sohle hinters Steuer setzen.
Ein ähnlich gefühlvolles Fahrverhalten ist auch beim Lenken gefragt. Es gilt die Faustformel: je glatter die Straße, desto weniger lenken. Ruckartiges Lenken kann auf glatter Fahrbahn dafür sorgen, dass das Fahrzeug beziehungsweise das Gespann ins Schleudern kommt. Beim Lenken sollte das Lenkrad daher nur langsam bewegt werden. Hinzu kommt, dass man auf rutschigem Untergrund schnell das Gefühl dafür verliert, in welcher Position sich die Räder aktuell befinden.
Tipp 6: Flotte und gleichmäßige Geschwindigkeit beim Bergauffahren
Beim Bergauffahren auf verschneiter beziehungsweise glatter Straße gilt es, weder zu schnell noch zu langsam zu fahren. Empfohlen wird eine flotte und möglichst gleichmäßige Geschwindigkeit, damit die Räder nicht durchdrehen. Dabei darf man gerne ein bisschen mehr Gas geben, da Winterreifen ein höheres Schlupf-Maximum haben als Sommerreifen. Auf Schnee erreicht man daher mehr Vortrieb, wenn sich die Räder etwas schneller drehen, als es der eigentlichen Geschwindigkeit entsprechen würde. Bei stark verschneiter Fahrbahn ist das Aufziehen von Schneeketten natürlich die sicherste Lösung, weshalb diese definitiv zur Ausstattung eines jeden Wintercampers gehören sollten.
Bei Glatteis kann man beim Bergauffahren übrigens auch ein bisschen mit der Gewichtsverteilung im Fahrzeug tricksen: Hierzu sollte man möglichst viel Gewicht im Bereich der Antriebsräder verteilen. In Fahrzeugen mit Frontantrieb sollte bei Problemen bergauf also möglichst viel Gewicht nach vorne gebracht werden. Bei Fahrzeugen mit Heckantrieb sollte hingegen möglichst viel Gewicht auf die Hinterachse gelegt werden. Diese Taktik kann auch beim Anfahren am Hang helfen.
Tipp 7: Niedrigen Gang und Motorbremse im Gefälle nutzen
Starke Gefälle und viele Kurven können schon bei sommerlichen Straßenverhältnissen so manchen Camper einige Nerven kosten. Auf glatten und rutschigen Straßen gilt das noch einmal mehr. Idealerweise pausiert man die Fahrt mit Wohnmobil oder Wohnwagengespann bei Glatteis, bis die Räumfahrzeuge ihren Job gemacht haben und die Straßen wieder gut befahrbar sind.
Sollte sich das Fahren bergab auf rutschiger Fahrbahn aber nicht vermeiden lassen, sollte man einen niedrigen Gang wählen und möglichst viel die Motorbremse nutzen. Auf diese Weise bleibt das Fahrzeug lenkbar und die Reifen blockieren nicht. Für Caravan-Gespanne ist im Gefälle außerdem ein ruckfreies Ansprechen der Radbremsen besonders wichtig. Daher sollte man sicherstellen, dass Auflaufdämpfer und Auflaufeinrichtung korrekt funktionieren und eingestellt sind.
Tipp 8: Bei glatter Fahrbahn im zweiten Gang anfahren
Schon allein das Anfahren mit Reisemobil oder Wohnwagen-Gespann kann sich bei Schnee und Glätte als problematisch erweisen. Hier kann es hilfreich sein, im zweiten Gang anzufahren, um das Durchdrehen der Reifen zu verhindern und mehr Haftung auf die Fahrbahn zu bringen. Automatikfahrzeuge sollten hierfür den Wintermodus nutzen, der das Anfahren bei Schnee und Glätte unterstützen soll.
Generell kann das niedertourige Fahren in einem höheren Gang das Fahren auf glatter Fahrbahn erleichtern. Für das Rangieren eines Caravans bietet es sich auf glattem Untergrund übrigens an, den Wohnwagen abzukoppeln und per Hand oder mit Mover auf den Standplatz oder einen Straßenbereich mit mehr Grip zu schieben.
Tipp 9: Hilfsmittel & Gewichtsverteilung nutzen, wenn der Camper im Schnee festsitzt
Prinzipiell ist es immer besser, frühzeitig die Schneeketten auf die Antriebsräder aufzuziehen, damit sich Wohnmobil oder Caravan-Gespann gar nicht erst im Schnee festfahren. Denn sitzt man erst einmal in einer Schneewehe fest, wird das Aufziehen der Schneeketten deutlich erschwert. Doch selbst mit Schneeketten ist ein Festfahren nicht komplett ausgeschlossen. Tritt dieser Fall ein – ob nun mit oder ohne Ketten – heißt das oberste Gebot: Ruhe bewahren und auf keinen Fall unkontrolliert Gas geben!
Wer jetzt einfach nur aufs Gaspedal tritt, sorgt im Zweifelsfall dafür, dass die Reifen durchdrehen und die Spur dadurch noch glatter wird. Sitzt das Fahrzeug fest, sollte man zunächst eine Traktionshilfe unter die Antriebsräder des Fahrzeugs legen. Am besten eignen sich dafür Traktionshilfematten aus dem Zubehörhandel. Hat man diese nicht zur Hand, kann man auch versuchen, sich mit dem Unterlegen von Pappe, einer Decke, Fußmatten oder Zweigen und Ästen zu behelfen. Ein Klappspaten erleichtert dabei das Freigraben der Antriebsräder zum Unterlegen der Traktionshilfe. Bei den meisten modernen Campervans und Wohnmobilen bis 3,5 t sind das übrigens die Vorderräder.
Der nächste Schritt gilt dem Versuch, das Fahrzeug auf der eigenen Spur aus der Schneewehe zu befreien, da diese im Zweifelsfall mehr Grip hat, als der lockere Schnee an den Seiten. Dabei kann es auch hilfreich sein, möglichst viel Gewicht auf die Antriebsachse zu bringen – bei Frontantrieb beispielsweise, indem sich alle Mitfahrer für die Befreiungsaktion ausnahmsweise im Bereich des Fahrerhauses versammeln oder aber schweres Gepäck aus der Heckgarage des Wohnmobils vorübergehend nach vorne gebracht wird.
Aber Vorsicht: Wenn die Achse oder die Bodenplatte des Fahrzeugs bereits im Schnee aufsitzt, wird es nahezu unmöglich sein, das Reisemobil alleine zu befreien. In diesem Fall sollte man sich an einen professionellen Abschleppdienst wenden.
All das gilt prinzipiell auch für festgefahrene Wohnwagen-Gespanne. Allerdings gestaltet sich hier die Gewichtsverteilung zum Befreien des Gespanns etwas anders: Bei Zugfahrzeugen mit Frontantrieb sollte man möglichst viel Gewicht kurzzeitig hinter die Achse des Caravans verlagern, um die Stützlast an der Anhängerkupplung zu verringern. Gleichzeitig wird die Vorderachse des Zugfahrzeugs stärker belastet und ein höherer Grip erreicht. Hat das Zugfahrzeug einen Hinterradantrieb, sollte das Gewicht hingegen vor die Achse des Wohnwagens gebracht werden, um den Druck auf die Antriebsräder zu erhöhen. In diesem Fall ist es außerdem hilfreich, wenn sich alle Mitfahrenden auf die Rückbank des Zugfahrzeugs setzen.
Aber Achtung: Es versteht sich von selbst, dass die geänderte Gewichtsverteilung in Wohnmobil oder Caravan-Gespann wieder rückgängig gemacht wird, sobald das Fahrzeug aus dem Schnee befreit ist. Denn generell beeinflusst eine falsche Gewichtsverteilung in Reisemobil oder Wohnwagen das Fahrverhalten auf glatten und rutschigen Straßen noch stärker als auf trockener Strecke.
Tipp 10: Bei Schlingern kräftig bremsen
Sollte das Wohnwagen-Gespann auf glatter Fahrbahn – oder auch generell – ins Schlingern geraten, hilft nur eins: Kräftig auf die Bremse treten und das Lenkrad dabei gerade festhalten! Insbesondere auf glatter Fahrbahn sollte man auf keinen Fall versuchen, gegenzulenken. Die gleiche Vorgehensweise gilt übrigens auch in Kurven, falls ein Aufsteigen des Gespanns droht.