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Mit Camper entlang Saône und Rhône bis ans Mittelmeer
Mit Camper entlang Saône und Rhône bis ans Mittelmeer
Genuss und Kultur

Mit Camper entlang Saône und Rhône bis ans Mittelmeer

Mit Wohnmobil oder Caravan die kulturellen Highlights und Sehenswürdigkeiten entlang der großen Flüsse Frankreichs erkunden
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FREEONTOUR

Autor: Jörg Berghoff, Titelbild: Pixabay

Frankreich gehört zweifellos zu den schönsten Reiseländern, die Europa zu bieten hat. Sein kultureller Reichtum ist einzigartig wie seine Landschaften, auch die kleinen Dörfer und modernen Städte besitzen eine Anziehungskraft, der jeder erliegt, der Frankreich einmal bereist hat. Wer mit Caravan oder Wohnmobil den beiden Flüssen Saône und Rhône folgt, erfährt praktisch ein Kaleidoskop der Ursprünge Europas, großartige Sakral- und Burgenarchitektur, weite Fluss- und Tallandschaften sowie wilde Schluchten. Auch eine besondere Genusskultur ist inbegriffen. Eine Auswahl der schönsten Orte entlang und in der Nähe der beiden Flüsse präsentiert die ganze Vielfalt der französischen Landschaften, Regionen, Städte und ebenso das unvergleichliche Savoir-vivre. 

Startpunkt Burgund: Was macht diese Region so besonders? 

Die Reise beginnt in Burgund, die Region hat einen beinahe mystischen Klang, nicht nur was die Weine angeht. Auch wer im Geschichtsunterricht nicht immer bei der Sache war, von den Herzögen aus Burgund hat jeder schon einmal etwas gehört. Und die legendären Burgen, Festungen, Kirchen und Klöster des Mittelalters scheinen nur eine Heimat gekannt zu haben: Burgund. Es gibt kaum eine Region im heutigen Europa, in der dieser Lauf der Geschichte nicht nur so eindrucksvoll zu besichtigen, sondern vor allem auch noch im Alltag so spürbar ist wie in Burgund. Wenn man an einem sonnigen Spätsommertag zum Beispiel durch das südliche Burgund reist, die hügelige Landschaft, die kleinen Dörfer mit ihren romanischen Kirchen durchstreift und mit den Bauern auf der Bank vor dem Gasthaus einen Rotwein teilt, fragt sich unweigerlich: Soll ich wirklich weiterziehen? 

Nun, man würde einiges verpassen, denn hier an den Schnittstellen der bedeutendsten Handelswege des Mittelalters wird einem deutlich vor Augen geführt, was unsere christlich-abendländische Kultur entscheidend geprägt hat, woher wir kommen und wohin sich unser Europa entwickeln sollte. Obwohl es den Burgundern trotz der bewegten Geschichte dieser Region nicht vergönnt war, einen kontinuierlich prosperierenden Nationalstaat zu bilden, ist Burgund trotzdem einer der bedeutendsten kulturellen, religiösen und gesellschaftlichen Ursprünge unseres heutigen Lebens in Europa geblieben. Im Herzen Europas gelegen, hat die Region Grafen, Herzöge und Könige hervorgebracht, war aber immer auch ein Objekt des Machtstrebens seiner Nachbarn. Auch das Nibelungenlied erzählt bereits von den sagenumwobenen Burgundern, die seit dem 5. Jahrhundert dieses Gebiet besiedelten.

Station 1: Autun und Beaunne

Nur rund 40 km nordwestlich von Chalon-sur-Saône liegen mit Autun und Beaunne zwei Städte, die man im Rahmen seiner Wohnmobil Tour unbedingt besuchen sollte. Das 14.000 Einwohner zählende, von ausgedehnten Mischwäldern umgebene Autun gilt als das Tor zum südlichen Morvan. Von Kaiser Augustus als Augustodunum im Jahre 10 vor Christus gegründet, lag die Stadt an der wichtigen Fernhandelsroute Via Agrippa. Von der antiken Stadtmauer sind noch über 20 Türme erhalten, in den verwinkelten Gassen der malerischen Altstadt und am Fluss Arroux scheinen die Uhren ein wenig anders zu gehen. Neben einem römischen Amphitheater ist die Kathedrale Saint-Lazare die Hauptattraktion. Die romanische Basilika thront über der Stadt wie ein Wächter aus vergangener Zeit. Das Tympanon am Westportal wurde im 12. Jahrhundert vom burgundischen Meister Gislebertus erschaffen und zeigt das Weltgericht, im Inneren versetzen die figürlichen Darstellungen der Kapitelle die Besucher ins Staunen.

Die Stadt Beaune ist zweifellos der wirtschaftliche Mittelpunkt des Weinbaus in Burgund. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen auf jeden Fall die Weinversteigerungen in den Hospices, die ein zuverlässiges Konjunkturbarometer für die Region liefern. Daneben zählen aber auch die hübsche Altstadt mit ihren Märkten und Festivals sowie das Hospiz Hôtel-Dieu zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten. Letzteres ist übrigens das schönste Gebäude der Stadt. Das Schmuckstück mit den bunten Dachziegeln ließ Nicolas Rolin, der Kanzler des damaligen Herzogs, im Jahr 1443 errichten. Es ist das wichtigste Zeugnis der Spitalgeschichte dieser Region - ein palastähnliches Anwesen, allerdings für die Ärmsten und ein herausragendes Beispiel für die flämisch-burgundische Baukunst. So betroffen der große Armensaal macht, so fasziniert steht man vor dem Polyptychon „Das Jüngste Gericht“ von Rogier van der Weyden, das der Künstler zwischen 1446 und 1452 geschaffen hat. Die neun auf Holz geschaffenen Ölgemälde stellen in ihrer Intensität und Körperlichkeit noch heute jede Digitalfotographie in den Schatten.

Station 2: Faszinierendes Cluny

Folgt man dem Fluss in Richtung Süden, erreicht man auf der Höhe von Mâcon eine der wichtigsten Klosteranlagen des Landes. Im Jahre 910 gegründet wuchs die Benediktiner-Abtei von Cluny mit ihrer imposanten Maior Ecclesia während des gesamten Mittelalters zum bedeutendsten bildungspolitischen, künstlerischen und religiösen Zentrum mit europaweiter Ausstrahlung heran. Die höchsten Gewölbe der romanischen Welt zeugen noch heute von der Bedeutung dieses Ortes, der umgeben ist von weitläufigen Parkanlagen, einem großen Vorplatz mit schönen Cafés und einer anmutigen Altstadt mit Kornspeicher, Stadtmuseum  und romanischen Wohnhäusern.  

Lange vor den Herzögen von Burgund, die im 14. und 15. Jahrhundert europäische Geschichte schrieben, wuchsen in Burgund mit den Ordensgründungen der Kluniazenser und der Zisterzienser Mönche heran, die als Architekten, Lehrer und Landwirte die burgundische Romanik zur Blüte führten. Wie sehr die Klosteranlage von Cluny eine ganze Stadt, eine Region und dann Europa veränderte, kann man hier anschaulich und eindrucksvoll besichtigen. Um das Jahr 1100 gehörten zu Cluny an die 100 weitere Klöster in Frankreich, Spanien, Italien und England. Die Äbte von Cluny erreichten eine Macht und Unabhängigkeit, die unvergleichbar war. Die Stadt erstrahlt noch heute mit ihrer Architektur und Sakralbauten von zeitloser Schönheit.

Station 3: Weltkulturerbe in Lyon

In Lyon vereinigen sich Saône und Rhône und fließen weiter in Richtung Süden zum Mittelmeer. Wenn von der berühmten französischen Lebensqualität gesprochen wird, steht Lyon heute in der ersten Reihe. Gourmetmetropole, Architekturschätze und ein Schauspiel aus Licht und Wasser: Weltkulturerbe zwischen den beiden Flüssen. Lyon lebt im Rhythmus des Wassers und seiner zahlreichen Springbrunnen, aber am Abend verändert es sein Gesicht. Im Rahmen des „plan lumière“ werden über 150 Bauwerke angestrahlt, ein Lichterschauspiel verwandelt die Stadt in ein Meer aus Farben. 

Die Basilika von Fourvière erscheint dann wie eingetaucht in tiefes Blau, die Kuppel des Rathauses erstrahlt in Gold und die Oper des Architekten Jean Nouvel schließlich in Purpurrot. Dann macht es besonders Spaß, durch die Gassen zu schlendern, durch die „Traboules“, die Häuserdurchgänge und Arkaden im Seidenweberviertel Croix-Rousse und Mercière-Saint-Antoine zu streifen - und in einem der über 3.000 Restaurants einen Lyoner Wurst- und Schinkenteller oder einen Beaufort-Käse mit einem der zehn Grand Crus aus dem Beaujolais zu probieren. Leben wie Gott in Frankreich wird hier wörtlich genommen.

Station 4: Ardeche und Pont-d´Arc

Wenn man Valence und Montélimar hinter sich gelassen hat, sollte man die Rhone einmal links liegen lassen und in den Naturpark Monts d´Ardèche fahren, um sich die Schluchten und den Pont d´Arc anzusehen. Die imposante Steinbrücke über dem Fluss der Ardèche ist stolze 60 m lang und 54 m hoch. In der Nähe gibt es ausreichend Parkplätze, die allerdings in der Hochsaison schon einmal überfüllt sein können. Daher lohnt es sich, den Naturpark in der Frühe oder am späteren Abend zu besuchen, wenn der größte Touristenstrom nachgelassen hat. Man kann sich auch Kanus ausleihen und verschieden lange Strecken paddeln - ein besonderes Vergnügen und für alle Altersgruppen ohne Stress zu absolvieren. Der Durchbruch stammt übrigens aus dem Altpleistozän vor 1,8 Millionen Jahren.

Ganz in der Nähe liegt auch die Chauvet-Höhle, die berühmte jungpaläolithische Höhlenmalereien beherbergt und im Juni 2014 in das Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen wurde. Seit dem Jahre 2015 kann man dort den Nachbau der Höhle und ein Besucherzentrum besichtigen, das zum Schutz der Original-Höhle in 3 km Entfernung errichtet wurde.

Station 5: Avignon und Pont du Gard

Manche sagen, man solle bei einem Besuch der Provence keinesfalls in Avignon Halt machen, denn man käme nicht mehr weg. Nun, es ist etwas dran an dieser vermarktungstechnischen Übertreibung, denn Avignon hat zweifellos ein besonderes Flair. Und mancher fühlt sich zurückversetzt in seine Schulzeit, aus der eine bestimmte Melodie und eine Brücke sich unweigerlich in sein Gedächtnis gegraben haben. Wenn man dann vor der Brücke steht, setzt eine kleine Enttäuschung ein, denn diese hatte man sich entweder klein und niedlich oder groß und imposant vorgestellt. Ein Mittelding hat man nicht erwartet. Man dreht also um und begibt sich durch die Stadtmauer unverzüglich ins Zentrum und wird überrascht von der Mischung aus bedeutender Geschichte und modernem Stadtleben. Avignon nimmt einen gefangen, da ist schon etwas dran. 

Anfang des 14. Jahrhunderts war Avignon Sitz der katholischen Päpste. Der gotische Papstpalast, die Bischofsanlage und die Brücke Pont Saint-Bénézet gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die 4 km lange und mit 39 Türmen und sieben Toren versehene Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert beschützt noch heute den Altstadtkern. Wer im Juli Avignon besucht, erlebt das große Festival von Avignon mit Theater-, Tanz- und Musikvorführungen. Auf jeden Fall sollte man sich Zeit nehmen, den 25 km westlich gelegenen Pont du Gard am Flüsschen Gardon zu besuchen. Dabei handelt es sich um ein römisches Aquädukt aus dem 1. Jahrhundert, dessen drei Bögen-Ebenen gut erhalten sind. Auch hier gibt es ein neues Besucherzentrum und großzügige Parkmöglichkeiten für Reisemobile.

Station 6: Arles und Vincent van Gogh

Arles ist die letzte größere Stadt, bevor die Rhône über ihr Delta ins Mittelmeer mündet. Die Stadt ist untrennbar mit Leben und Werk des berühmten Vincent van Gogh verbunden. Auf einem Stadtrundgang auf den Spuren des Malers erfährt man so manches Detail über sein tragisches Leben. Da bekommt selbst der so anmutige Garten im Hof der Maison de Santé eine wehmütige Note. Im prachtvollen Amphitheater von Arles, das um 90 nach Christus erbaut wurde, finden heute Stierkämpfe statt. Wobei der Camargue-Stierkampf unblutig verläuft, denn die eigentlichen Helden sind hier nicht die Matadore, sondern die Stiere, denen Denkmäler gesetzt werden. Zahlreiche Bauwerke aus der Antike, darunter ein römisches Theater und die ehemalige Benediktiner-Abtei Saint-Trophime mit ihrem großartigen Portal verleihen Arles einen geschichtsträchtigen Charakter kombiniert mit südländischer Leichtigkeit und Lebensfreude. 

Station 7: Camargue und die Stiere

Den Abschluss dieser Tour mit dem Camper von Burgund bis ans Mittelmeer bildet eine Fahrt in die Camargue. Die weite, flache Landschaft am Meer, in der fast immer der Wind über Felder, Wiesen und Weiden weht, ist ein abschließender Höhepunkt, wie er schöner nicht sein könnte. Hier ist das Licht über der Landschaft besonders klar, erscheinen Formen und Farben in besonderer Schönheit, die durchaus auch rau erscheinen kann. Und dann sind da noch an die 150 Stierzuchten in der Camargue mit rund 27.000 Camargue-Stieren und etwa 12.000 Camargue-Pferden. Letzte Station ist dann die Wehrkirche in Saintes-Maries-de-la-Mer, in der die Reliquien der Heiligen Maria Salome und Maria Jakobäa ruhen. Mit Maria Magdalena sollen sie die ersten Zeuginnen und Botinnen der Auferstehung Christi gewesen sein. Im Jahre 45 erreichten sie hier die Küste der Camargue und verkündeten die Botschaft des auferstandenen Christus in Gallien, von wo aus sie sich in ganz Europa verbreitete. Und damit schließt sich dann auch wieder der Bogen zu den Burgunder Klöstern.

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