Wenn die Temperaturen sinken, ist das noch lange kein Grund, das Reisemobil oder den Caravan in den Winterschlaf zu schicken: Mit einer leistungsstarken Heizung ist mollige Wärme im mobilen Zuhause auch bei Eis und Schnee kein Problem. Freeontour stellt die gängigsten Heizsysteme für Wohnmobil und Wohnwagen mit Vor- und Nachteilen vor.
Inhalt
1. Gasheizung im Camper: Wahl zwischen Wasser- und Luftheizung
2. Dieselheizungen als Zusatzoption im Wohnmobil
3. Komplett-Dieselheizsysteme als Alternative für kompakte Reisemobile
4. Elektroheizungen zum Auf- und Nachrüsten
5. Heizkomfort per App
1. Gasheizung im Camper: Wahl zwischen Wasser- und Luftheizung
Gas ist einer der wichtigsten Energielieferanten an Bord eines Campingfahrzeugs: Im Küchenblock finden sich praktisch ausnahmslos Gaskocher, der Kühlschrank kann ebenfalls damit betrieben werden – da ist es nur logisch, auch die Heizung aus der Gasflasche mit Energie zu versorgen. Entsprechend werden in den meisten Wohnmobilen und fast jedem Wohnwagen Gasheizungen verbaut. Dabei handelt es sich bei den meisten Caravans und Reisemobilen der Einsteiger- und Mittelklasse serienmäßig um eine Warmluftheizung. Diese saugt die Innenraumluft an, erhitzt sie in einem mit Gas betriebenen Brenner und verteilt sie dann über mehrere Ausströmkanäle gleichmäßig im Camper. Diese Heiztechnik macht eigentlich alles richtig: Durch ihre simple Konstruktion bleibt sie günstig in der Anschaffung und bringt wenig Gewicht auf die Waage. Beides sind wesentliche Vorteile, gerade bei kompakten Modellen mit ihrer relativ geringen Zuladungskapazität.
Vor- und Nachteile der Warmwasserheizung
Die Alternative heißt Warmwasserheizung. Diese verfügt über einen geschlossenen Wasserkreislauf, der erwärmt wird und dann über Wärmetauscher die Innenraumluft erhitzt. Der Sinn dieser indirekten Wärmeerzeugung liegt im hohen Komfort. Das beinhaltet beispielsweise die Option auf eine Fußbodenheizung sowie die gleichmäßige und Zugluft-freie Erwärmung des Campingfahrzeugs, was subjektiv oft als angenehmes Raumklima empfunden wird. Die im Vergleich zur Luftheizung aufwendige Konstruktionsweise hat aber ihren Preis – sowohl im wahren als auch im übertragenen Wortsinn: Die Warmwasserheizung ist in ihrer Anschaffung teuer, weshalb sie werkseitig in der Regel nur in der Oberklasse verbaut wird. Darüber hinaus schlägt sie stärker auf das Leergewicht als eine Luftheizung und wärmt den Innenraum auch langsamer auf. Der letztgenannte Punkt lässt sich jedoch durch elektrische Zuheizer im Warmwasserkreislauf kompensieren - zumindest solange eine Landsteckdose in Reichweite ist.
2. Dieselheizungen als Zusatzoption im Wohnmobil
Praktisch für jedes Auto – und damit auch für die Basisfahrzeuge von Reisemobilen – bieten die Hersteller eine Standheizung als optionales Zubehör an. Diese erwärmt entweder direkt die Luft des Fahrzeug-Heizsystems oder das Kühlwasser und bläst dann die über den Wärmetauscher erhitzte Luft ins Fahrzeug. Neben den üblichen Standheizungen aus dem Automobilbereich gibt es aber auch speziell für Wohnmobile entwickelte Systeme. Dazu gehören beispielsweise die Thermo Top Zusatzheizungen von Webasto – eine Serie kompakter Wasserheizungen, die sich dank fahrzeugspezifischer Einbaukits in den Motorkühlkreislauf des Reisemobils integrieren lassen. So eine Standheizung ist zweifelsfrei eine feine Sache, aber: Da die Luftausströmung nur durch die Lüftungsschlitze im Fahrerhaus erfolgt, ist sie für sich alleine allenfalls in der Übergangszeit als Wohnmobilheizung ausreichend. Sie kann aber als Zusatzheizung dienen, die speziell das mitbewohnte Fahrerhaus mit seinen großen Fensterflächen mollig warm macht, während eine Gasheizung den restlichen Wohnraum erwärmt. Eine Kombinationsmöglichkeit aus Stand- und Elektroheizung ergibt sich praktisch von alleine, wenn das Reisemobil ohnehin mit einer Klimaanlage ausgerüstet werden soll: Wird hier ein Modell mit einem integrierten Heizsystem gewählt, ergeben beide zusammen eine Strom-Diesel-Heizung, die einen zumindest bei vorhandener Außensteckdose durch kalte Nächte bringt.
3. Komplett-Dieselheizsysteme als Alternative für kompakte Reisemobile
Neben den Diesel-Zusatzheizungen gibt es jedoch auch komplette Diesel-Heizsysteme für Reisemobile, die nicht nur die Luft im Wohnraum erwärmen, sondern auch für warmes Wasser sorgen. So lässt sich beispielsweise die dieselbetriebene Luftheizung Dual Top Evo von Webasto platzsparend außerhalb des Campingfahrzeugs montieren. Gleichzeitig ist in ihr auch ein elf Liter großer Wasserboiler integriert, wodurch dieses System selbst eine Gasheizung in kleineren Wohnmobilen ersetzen kann. Beides sind wichtige Faktoren, speziell bei kleineren Camper Vans und Campingbussen mit ihrem beschränkten Platzangebot und der geringen Zuladung. Denn hier schlägt eine zweite Gasflasche, die für die Heizung und Warmwasserbereitung zu empfehlen ist, mit einem deutlichen Zusatzgewicht auf die Waage. Außerdem benötigt sie zusätzlichen Platz im Fahrzeug. Demgegenüber ist der Dieseltank ohnehin an Bord und braucht so weder zusätzlichen Stauraum, noch erhöht er das Leergewicht des Fahrzeuges.
Darüber hinaus verlängert das Heizen mit Diesel die Unabhängigkeit von der Infrastruktur der Campingplätze, da die Heizung den Gasvorrat unangetastet lässt und dieser somit den anderen Verbrauchern – wie Kühlschrank und Kocher – vorbehalten bleibt. Wer schon einmal versucht hat, im Ausland eine Gasflasche von zu Hause zu tauschen, weiß diesen Vorzug durchaus zu schätzen. Da die Kapazität eines vollen Fahrzeugtanks deutlich größer ist als die der Gasflaschen, braucht der Diesel-Heizer auch keine Angst davor zu haben, dass mitten in der Nacht die Heizung erlischt und die Kälte in den Innenraum kriecht. Nachteile sind aber natürlich der Dieselgeruch sowie eventuell die schlechtere Ökobilanz.
4. Elektroheizungen zum Auf- und Nachrüsten
Manche Heizungen im Reisemobil oder Caravan stoßen aber an ihre Grenzen, wenn es beispielsweise zum Wintercamping auf einen Stellplatz in den Alpen gehen soll. Aufrüsten ist also angesagt, um kalte Füße beim morgendlichen Gang ins Bad ebenso zu verhindern wie das Einfrieren von außenliegenden Wassertanks und Wasserleitungen. Als preiswerte Ergänzung einer Gas- oder Dieselheizung sowie zum schnelleren Erwärmen des Wohnraums kann bereits ein Heizlüfter dienen, den es für wenige Euro zu kaufen gibt. Neben dem Preis sprechen kompakte Abmessungen und ein geringes Gewicht dafür – ebenso wie die Möglichkeit, auch das Vorzelt erwärmen zu können. Wenn man dann noch ein rotierendes Gerät wählt, wird die erwärmte Luft über das eingebaute Gebläse relativ gleichmäßig im Raum verteilt. Aus Sicherheitsgründen sollte der Heizlüfter aber über eine Kippsicherung sowie einen Überhitzungsschutz verfügen.
Alternative Infrarotheizung - Vor- und Nachteile
Eine Alternative zu Heizlüftern sind die ebenfalls über das 220-Volt-Stromnetz betriebenen Infrarotheizungen. Während bei Heizlüftern Metalldrähte stark erhitzt werden und so die vorbeiströmende Luft erwärmen, senden Infrarotheizungen Wärmewellen aus. Diese erhitzen die davon angestrahlten Oberflächen wie Möbel oder Wände geringfügig und erwärmen so den gesamten Wohnraum. Der Vorteil der Infrarotheizungen liegt in ihrer extrem schmalen Bauweise, sodass sie auch in engen Durchgängen die Bewegungsfreiheit kaum einschränken. Gleichzeitig wirbeln sie keinen Staub auf, was nicht nur Allergiker zu schätzen wissen. Auch ihr Energiebedarf ist relativ gering. Der Nachteil: Entsprechend moderat fällt ihre Heizleistung aus. Darin kann aber auch ein Vorteil liegen, da hier kein Bauteil brandgefährlich heiß werden kann. Und da auf Stell- und Campingplätzen die Stromsäulen bisweilen nur schwach abgesichert sind, sollte man bei der Wahl seiner Elektroheizung ohnehin darauf achten, dass sie mit niedriger Leistung betrieben werden kann. So gerüstet eignen sich diese einfachen elektrischen Systeme nicht nur für die Übergangszeit, sondern auch als Ergänzung zur Gas- oder Dieselheizung.
Punktuelle Wärmequellen als Ergänzung
Bei Kältebrücken im Fahrerhaus, kalten Füßen im Bad oder in der Dinette können auch punktuelle Wärmequellen in Form von elektrischen Heizfolien helfen. Diese können beispielsweise direkt in die Sitze oder Betten eingenäht oder unter dem Bodenbelag beziehungsweise als Heizteppich verlegt werden. Die von ihnen ausgehende Strahlungswärme sorgt für ein angenehmes Raumklima und warme Füße. Elektrische Heizvorhänge wirken schließlich auch noch den Kältebrücken entgegen, die beispielsweise an den Scheiben des Fahrerhauses auftreten können. Aufklebbare Heizfolien beziehungsweise Heizkabel schützen dagegen außenliegende Frisch- und Abwassertanks sowie die dazugehörigen Rohrleitungen vor Frost. Sobald die Außentemperatur am Tank in Richtung Gefrierpunkt sinkt, heizen diese elektrischen Systeme das Wasser automatisch auf, um sich anschließend selbständig wieder abzuschalten. So kann das Frisch- und Abwasser bei möglichst geringem Stromverbrauch eisfrei gehalten werden.
Foto: Truma
5. Heizkomfort per App
Gerade beim Bedienkomfort haben Gas- und Diesel-Heizsysteme in den letzten Jahren mächtig zugelegt: Vorbei sind die Zeiten, als man die Heizung den ganzen Tag durchlaufen lassen musste, um beim Nachhausekommen keinen frostigen Wohnraum vorzufinden. Auch das Vorprogrammieren der Heizung per Zeitschaltuhr hat Konkurrenz bekommen. Die Steuerung moderner Heizsysteme im Wohnwagen oder Reisemobil erfolgt inzwischen durch das Zusammenspiel von einer App auf dem Smartphone und einem im Fahrzeug installierten Empfänger. Mit solchen Systemen, die inzwischen jeder namhafte Heizungshersteller von Alde über Teleco bis Truma im Programm hat, lässt sich vor der letzten Ski-Abfahrt die Heizung im Camper einschalten und die Temperatur vorwählen. Auf diese Weise herrscht bei der Ankunft im Campingfahrzeug bereits das gewünschte Klima. Und wenn nun auch noch eine systemkompatible Klimaanlage im Reisemobil installiert ist, wird die Anlage zur vollautomatischen Klimaautomatik.