Beeindruckende Bauwerke, historische Orte, karstig-karge Berge, üppige Macchia, Olivenhaine, kleine Weinberge, goldgelbe Badestrände und türkisblaues Wasser: In Kroatien kommt die Küstenregion Mitteldalmatien mit einer landschaftlichen und architektonischen Vielfalt daher, in der im Laufe der Jahrhunderte Römer, Karolinger, Byzantiner, Venezianer und Habsburger ihre Spuren hinterlassen haben. Wer sich nicht nur für den eigenen Bräunegrad interessiert, wird feststellen, dass Kroatien einiges mehr zu bieten hat als Strände und Meer. Freeontour stellt die Highlights Kroatiens an der Makarska Riviera vor.
Kroatien zieht alljährlich mehr Touristen an
Sonne satt, kilometerlange Kieselstrände und das unglaublich blaue, kristallklare Wasser der Adriaküste in Kroatien haben schon seit mehr als 100 Jahren Touristen nach Kroatien und insbesondere in die Region Dalmatien gelockt. Mit dem Zerfall Jugoslawiens zu Beginn der 1990er Jahre und dem damit verbundenen Balkankonflikt wurde dem Tourismus hier jedoch eine Zwangspause verordnet, von der sich Kroatien nach 1995 nur langsam erholte. Seit einigen Jahren erstrahlen die Städte, Küstenorte und Inseln Dalmatiens aber wieder in ihrem alten Glanz und locken jährlich immer mehr Urlauber an – insbesondere aus Deutschland. Mittlerweile werden es an manchen Orten sogar viel zu viele Touristen. So will die Stadt Dubrovnik ab 2019 die Zahl seiner Kreuzfahrttouristen halbieren, um den Status des Weltkulturerbes nicht zu gefährden.
Die meisten Urlauber haben in Kroatien jedoch meist ein Hauptinteresse: Badeurlaub sowie Wasseraktivitäten wie Schnorcheln, Tauchen, Windsurfen und Segeln – schließlich werben Kroatien und Mitteldalmatien mit dem angeblich klarsten Meer der Welt. Ob diese Behauptung so stimmt, sei einmal dahin gestellt. Tatsächlich ist das Wasser aber so klar, dass man selbst in den Häfen bis auf den Grund sehen kann. An der Makarska-Riviera, die sich etwa 60 km lang zwischen Donja Brela im Norden und Gradac im Süden erstreckt, finden sich beispielsweise zahlreiche malerische Feinkiesstrände, die in der Sonne goldgelb vor dem türkis- und smaragdfarbenen Wasser leuchten – meist eingerahmt von nach Harz duftenden Aleppokiefernwäldern.
Makarska-Riviera: Feinkiesstrände an der Perlenkette
Das touristische Zentrum der Makarska Riviera in Kroatien ist die knapp 15.000-Einwohner-Stadt Makarska mit verschiedenen Barockgebäuden aus dem 18. Jahrhundert. Abgeschiedenheit und Ruhe sind hier jedoch Fremdwörter. Makarska ist laut. Selbst in der Nachsaison herrscht hier noch ein buntes Treiben und wer zu den Badestränden entlang der Uferpromenade oder auf der Halbinsel Sv. Petar gelangen möchte, muss sich erst einmal an unzähligen Souvenirständen, Bars und Tavernen vorbei kämpfen. Im Hafenbereich bieten zahlreiche Schiffe verschiedene Bootsausflüge an und die Straßencafés und Straßenrestaurants sind mit Gerichten wie Schnitzel, Pasta & Co. - leider - genau auf den mitteleuropäischen Gaumen ausgerichtet.
Donja Brela - eine etwas ruhigere Ecke in Kroatien
Deutlich ruhiger geht es da wenige Kilometer nördlich von Makarska in Donja Brela zu. Das 1.700-Einwohner-Dorf, das sich über mehrere Kilometer zwischen Kiesstränden und dem Felsmassiv des Biokovo-Gebirges erstreckt, zieht vor allem Familien mit Kindern und in der Nachsaison die Generation 50+ an. Stolz ist man hier vor allem auf seine blauen Fahnen, welche von der alle zwei Wochen überprüften, hervorragenden Wasserqualität zeugen. Etwa 6 km lang ist hier die Promenade, die sich beschaulich am Wasser und den schmalen Stränden entlang hangelt – außerhalb des Zentrums nur gelegentlich unterbrochen von Souvenirständen und Snackbuden.
Doch selbst im Hafen ist es vergleichsweise ruhig. Hier lassen sich Kaffee oder Sundowner mit Blick aufs Meer und die Insel Brač in einem Café oder einer Bar entspannt genießen – bis am Abend die Ausflugsschiffe den Hafen ansteuern. Denn die Partyboote, die ihre Passagiere tagsüber nach Hvar, Brač oder an andere Strände transportierten, kündigen sich schon von weitem durch die Geräuschkulisse von lauter Musik und feierfreudigen Menschen an. Gut 15 Minuten dauert der Spuk. Dann haben sich die angekommenen Partybootpassagiere nach und nach in ihre jeweiligen Hotels und Unterkünfte sortiert und Brela verfällt wieder in sein langsames, gemütliches Tempo. Die Boote sind schon längst auf dem Weg, um weitere Häfen entlang der Makarska-Riviera anzusteuern, zum Beispiel die benachbarte Touristenhochburg Baška Voda.
Wandern im Biokovo-Gebirge: Das etwas andere Kroatien
Wer die Abwechslung sucht, befindet sich an der Makarska-Riviera am richtigen Ausgangspunkt: Morgens in den Bergen wandern und am Nachmittag in der Adria baden – kein Problem. Denn das etwa 60 km lange Felsmassiv des Biokovo-Gebirges ragt fast unmittelbar hinter den gelben Kiesstränden in den blauen Himmel. Nirgendwo sonst an der Adriaküste kommt das Massiv der Dinarischen Alpen dem Meer so nahe. Der Sveti Jure, mit 1.762 m der höchste Gipfel des Biokovos und auch Dalmatiens, befindet sich lediglich 5 km Luftlinie von der Küste entfernt. Mehr als 40 markierte Wanderwege durchziehen den Biokovo-Naturpark, der insgesamt eine Fläche von 196 km² umfasst. Auf unterschiedlichen Strecken geht es für Wanderer, Bergsteiger, Kletterer und Mountainbiker bis zum Gipfel – vorbei an steinernen, verlassenen Hirtenquartieren, kleinen Kapellen, unzähligen Steinhaufen und durch eine mit der Höhe zunehmend schroffer werdende Landschaft.
Kroatiens höchste Asphaltstraße - mit Wohnmobil keine wirklich gute Idee
Und auch wenn das Biokovo-Gebirge auf den ersten Blick etwas fad und karg erscheint, so beherbergt es doch bei näherem Hinschauen einen Reichtum an Pflanzen- und Tierarten – angefangen bei Becherglocken und Kornblumen über eine reiche Pilzwelt bis hin zu Zieseln, Fledermäusen, Wildschweinen und Gemsen. Selbst Bären und Wölfe können hier in Kroatien noch angetroffen werden. Die meisten Kroatien-Urlauber ziehen es jedoch vor, den Sveti Jure motorisiert zu erklimmen. Denn in der Nähe von Gornji Tucepi beginnt am Eingang des Naturparks eine 24 km lange Gebirgsstraße, die innerhalb von etwa 1,5 Stunden bis kurz unterhalb des Gipfels führt.
Eine Tour, die allerdings weder etwas für schwache Mägen noch für schwache Nerven ist, denn die höchste Asphaltstraße Kroatiens führt mit unzähligen Kurven und Kehren durch die Karstlandschaft. Zudem ist sie so eng, dass bei Gegenverkehr oft millimetergenau rangiert werden muss - auch wenn sich nur zwei Pkw begegnen. Mit dem Wohnmobil ist diese Straße keine wirklich gute Idee, was einige Reisemobilisten aber nicht von dem Versuch abhält. Das Resultat ist meist der Zorn aller anderen Autofahrer. Doch egal, wie man sich auf den Gipfel begibt: Belohnt werden die Strapazen dann mit einem beeindruckenden Fernblick auf die Makarska-Riviera, die Halbinsel Pelješak, die mitteldalmatischen Inseln und das Hinterland des Biokovo. Bei klarer Sicht sollen vom Sveti Jure aus sogar die Berge der Herzegowina und die italienische Adriaküste zu sehen sein ...
Insel Brač: Kroatiens bekanntester Strand und kleine Buchten
Weniger hoch hinaus geht es auf der Insel Brač, die zunächst einmal von Makarska aus mit der Fähre angesteuert werden muss. Der höchste Gipfel der Insel, der Vidova Gora, ist gerade einmal 778 m hoch. Er erhebt sich direkt hinter dem Ort Bol, der das touristische Zentrum der Insel Brač darstellt. Hier befinden sich die meisten Campingplätze der Insel und hier reihen sich große Hotels, Restaurants und Bars entlang der Strandpromenade bis hin zum berühmten „Goldenen Horn“ aneinander. Der Strand Zlatni rat ist der wohl bekannteste Strand von Kroatien, da er sich abhängig von der Meeresströmung und dem Wind mal nach Westen, mal nach Osten bewegt. Auf diesem zwischen 360 m und 420 m langen Zipfel aus goldgelbem Feinkies stapeln sich im Sommer die Sonnenanbeter – so manch Einheimischer behauptet sogar, dass hier in der Hauptsaison mehr Haut als Strand zu sehen sei. Denn hier baden nicht nur die Insel-Urlauber, sondern auch die Touristen, die mit den Party-Booten von der Makarska-Riviera hierher kommen.
Wer es lieber etwas beschaulicher mag, findet auf Brač aber unzählige kleine Buchten, die in den meisten Fällen am besten mit dem Boot zu erreichen sind. Hier steht dann ungestörtes Baden, Schnorcheln und Sonnen im Mittelpunkt. Doch auch auf Brač hat sich in den vergangenen Jahren langsam eine neue Denke unter den Tourismusverantwortlichen breitgemacht: Es geht nicht mehr nur um Sonne, Strand und Meer, sondern auch darum, den Besuchern das kulturelle Erbe nahe zu bringen. In der kleinen Touristenstadt Supetar im Norden der Insel setzt man beispielsweise zunehmend auf kulturelle und kulinarische Erlebnisse – angefangen bei thematischen Wander- und Rundfahrtwegen über kulinarische Festivals rund um Mangold oder Spinat bis hin zu Gastro-Safaris rund um das Thema Wilder Spargel. Inselspezialitäten wie Bračer Schafskäse und Lammbraten vom Holzkohlengrill sucht man in den meisten Touristenorten jedoch vergebens.
Insel Brač: Kulinarische Highlights abseits des Massentourismus
In den kleinen Bergdörfern der Insel wartet aber so manches Schmankerl auf die Besucher, beispielsweise in dem Dorf Gornji Humac. Denn in der ehemaligen Hirtensiedlung werden Schafzucht und Käseherstellung noch nach traditioneller Weise betrieben. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Konoba Tomić – ein Familienbetrieb, in dem seit fast 40 Jahren die Gäste mit Produkten aus eigener Herstellung bewirtet werden. Die Spezialitäten sind hier Lammfleisch, Schafshartkäse, Schinken und Wein. Serviert werden sie in urigem Ambiente in einem über 800 Jahre alten Natursteinhaus, das seit unzähligen Generationen im Besitz der Familie Michieli-Tomić ist. Das Fleisch wird hier noch mitten im Gastraum auf einer offenen Feuerstelle zubereitet und am Boden zeugt eine zur alten Weinpresse im Hof führende steinerne Rinne von den Zeiten, da der Wein noch in mühsamer Handarbeit gekeltert wurde. Geschichtlich Interessierte können sich in der Konoba Tomić die Wartezeit auf ihr Essen mit unendlich vielen Details und interessanten Anekdoten der Gastgeber verkürzen. Und mit hausgemachtem Proseć – einem Schnaps, der den Magen ordentlich aufräumt und wärmt.
Split: Abstecher zum Diokletianspalast
Wer die Insel Brač mit der Fähre Richtung Split auf dem kroatischen Festland verlässt, wird Zeuge einer ganz anderen Geschichte. Denn unmittelbar neben dem Hafengebiet erhebt sich der Diokletianspalast, den der römische Kaiser Diokletian hier in den Jahren 295 bis 305 erbauen ließ. Insgesamt 30.000 m² umfasste der Palast, den sich der Herrscher für seinen Lebensabend errichten ließ – mit 16 Türmen, starken Außenmauern, einer 40-Zimmer-Luxus-Villa nur für ihn, Thermen, Aquädukt, vier Tempeln, Stallungen, Unterkünften für Soldaten und Dienerschaft. Eine der größten Privatresidenzen, die je gebaut wurde – übrigens überwiegend mit dem berühmten Marmor der Insel Brač, mit dem auch internationale Prachtbauten wie das Weiße Haus in Washington und der Berliner Reichstag errichtet wurden. Nur zehn Jahre dauerte die Glanzzeit dieser Luxusunterkunft, denn mit dem Tod Diokletians verwaiste das Bauwerk völlig. Erst 300 Jahre später wurde dem Palast wieder neues Leben eingehaucht, indem er als Stadt genutzt wurde.
Ab dem Mittelalter wurde hier auch wieder neu gebaut – verschachtelt und ineinander getürmt inmitten der alten Mauern, so dass hier ganze Epochen übereinander geschichtet wurden. Heute gleicht der Diokletianspalast, der schon seit 1979 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, einer großen Shopping-Mall mit Museumscharakter: In historischen Gebäuden mit schmiedeeisernen Balkonen und Wappen werden Designerkleider und Schmuck angeboten, Schuhe werden unter Renaissancegiebeln verkauft und neben venezianischen Torbögen stehen Holzöfen für Pizza. Daneben gibt es natürlich auch historische Bauwerke wie den Jupitertempel oder das Mausoleum zu besichtigen. Ruhe und Beschaulichkeit sind innerhalb der Palastmauern allerdings Fremdwörter – schon früh morgens wimmelt es hier von Shoppinglustigen, Touristen und Cafébesuchern. Schlange stehen vorprogrammiert, aber definitiv sehenswert.
Trogir: Mittelalterliche Perle in Kroatien
Da geht es in der kleinen Stadt Trogir, die sich nur 16 km nördlich des Flughafens Split auf einer künstlich angelegten Insel befindet, deutlich gemütlicher zu: In dem Gewirr aus engen Gassen, Kirchen, Palästen, Patrizierhäusern, Torbögen und Innenhöfen der autofreien Altstadt lassen sich schnell auch ruhige Ecken und Plätze finden, an denen man den Geist der Geschichte in sich aufsaugen kann. Entlang der Hauptwege sind aber auch hier zahlreiche Cafes, Restaurants und Ladenlokale in die alten Gemäuer eingezogen, die seit 1997 ebenfalls zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen. Denn neben Dubrovnik ist Trogir die einzige Stadt Dalmatiens, die ihr mittelalterliches Stadtbild bewahrt hat – auch wenn die Außenbezirke auf dem Festland mittlerweile fast nahtlos mit der durch Brücken angebundenen Altstadt verschmelzen. Einen Besuch ist das Museumsstädtchen auf jeden Fall wert. Mit dem Wohnmobil sollte man sich aber auf jeden Fall einen Parkplatz in den äußeren Bereichen der Stadt suchen und lieber ein Stückchen weiter laufen.