Ob nächtliche Hundeschlittentour auf der Jagd nach dem Polarlicht, eine Fahrt mit dem Rentierschlitten, Skilanglauf und Schneeschuhtouren, Saunen und Eisbaden oder kulturelle Insights – im Norden Finnlands, in Lappland, kann beim Wintercamping in Torassieppi und Harriniva jeder seine eigene Definition von arktischem Wellnessurlaub unter dem Polarlicht finden und ausleben. Alles, was man dafür braucht, bietet noch von Dezember bis Mitte April die winterliche Natur rundherum.
Wenn beim Abendessen in Torassieppi auf einmal alle Leute hektisch zu ihren Jacken und Schneeoveralls greifen und ihr Essen achtlos stehen lassen, dann kann das nur einen Grund haben: Am Nachthimmel tanzt das Polarlicht. Also nichts wie rein in die warmen Klamotten, Kamera und Stativ einsatzbereit machen und raus auf den zugefrorenen See Torassieppijärvi. Schließlich zieht es die meisten Gäste des kleinen nordfinnischen Winterdorfs genau deswegen nach Lappland: Einmal das magische Licht der Aurora Borealis live erleben - so der offizielle Name für das Polarlicht. Und dafür bietet die kleine Hüttensiedlung am Ufer des Sees ideale Bedingungen, da sie sozusagen mitten in der Wildnis liegt. Kaum störendes Fremd- und Streulicht - abgesehen von den Stirn- und Taschenlampen der Fotografen vielleicht, die an den Einstellungen ihrer Kameras herumtüfteln.
Mit Tempo durch die Nacht: mit Hundeschlitten auf der Jagd nach dem Polarlicht
Fast schon richtig abenteuerlich wird das Ganze dann, wenn man sich im Dunkeln mit dem Hundeschlitten auf die Jagd nach dem Polarlicht begibt. Denn eine Hundeschlitten-Tour, bei der die einzige Lichtquelle die eigene Stirnlampe ist, setzt einer klassischen Hundeschlitten-Tour bei Tageslicht noch eine Extra-Krone auf. Dabei kann man wahrlich nicht behaupten, dass die Vierbeiner aufgrund der fortgeschrittenen Abendstunde müder oder ruhiger wären als bei Tageslicht. Im Gegenteil. Schon auf dem Weg zur Huskyfarm, die etwa einen knappen Kilometer vom See entfernt im tiefen Wald von Lappland liegt, schallt einem das aufgeregte Bellen aus vielzähligen Hundekehlen entgegen.
Gut 70 Huskies sind hier in den Kennels untergebracht. Da steigt die eigene Aufregung doch auch gleich ein wenig an. Und irgendwie spukt während der Einführung des Mushers immer wieder die Frage im Hinterkopf herum, wie man die vereinbarten Handzeichen des vorausfahrenden Schlittenführers in der völligen Dunkelheit eigentlich rechtzeitig erkennen soll. Gar nicht, wie sich schon nach wenigen Metern in der Praxis herausstellt – was übrigens auch für die Kurven gilt. Also ist Abstand halten angesagt. Entsprechend zögerlich fällt das eigene Tempo dann auch auf dem ersten Kilometer Richtung Seeufer aus, was wiederum zur Folge hat, dass einen die Dunkelheit noch stärker umschließt. Nahezu gespenstisch wirken die großen Fichten und Kiefern, die einen von allen Seiten umgeben. Die vier Huskys vor dem Hundeschlitten scheint das aber wenig zu stören. Sie wollen am liebsten ungebremst durch die engen Kurven pesen, um den Anschluss nach vorne nicht zu verpassen.
Hundeschlitten-Tour bei Nacht bedeutet: Blindes Vertrauen in 16 Pfoten
Mit dem Erreichen des Seeufers kriegen die Huskys dann auch ihren Willen: Fuß von der Bremse und mit Vollgas über den dick vereisten See mitten in Lappland. Ein irres Gefühl, bei dem man endlich auch selbst ein wenig entspannen kann. Der Blick auf den wolkenbedeckten Himmel macht aber gleichzeitig die Hoffnung auf das Polarlicht über dem See zunichte. Wäre auch zu einfach gewesen. Also beginnt die Jagd nach einem freien Fleckchen Himmel, denn aktiv ist die Aurora Borealis an diesem Abend. So viel zumindest lässt sich durch die Wolkendecke erahnen. Kreuz und quer geht es nun auf der anderen Seite des Sees durch den Wald und irgendwann stellt sich – gezwungenermaßen und wortwörtlich – dann auch blindes Vertrauen in die vier Huskys ein, die nach wie vor voll motiviert den Hundeschlitten durch die Nacht ziehen. Frei nach dem Motto "denn sie wissen schon, was sie tun" lässt man sie einfach laufen. Hat sich dieses Vertrauen erst einmal eingestellt, lässt sich die nächtliche Tour auch so richtig genießen – ob mit oder ohne Polarlicht. Denn das versteckt sich weiterhin über den Wolken und nach etwa zwei Stunden Jagd haben sich dann auch die Huskys ihren Feierabend im Kennel verdient. Die Kamera bleibt zwar unverrichteter Dinge im Rucksack, aber vermutlich wäre es ohnehin ein Ding der Unmöglichkeit gewesen, die quirligen Vierbeiner vor dem Hundeschlitten und das Polarlicht auf ein und dasselbe Bild zu bringen. Das könnte mit einem Rentier einfacher sein. Denn für alle, die es etwas ruhiger mögen, werden in Torassieppi auch Aurora Borealis Touren mit dem Rentierschlitten angeboten.
Fahrt mit dem Rentierschlitten und tierisch pragmatische Insights
Die dazugehörige Rentierfarm, deren Wurzeln bis in das Jahr 1847 zurückreichen, befindet sich nur einen knapp 10-minütigen Spaziergang entfernt. Rentierführer Jussi hat hier rund 20 Rentiere, mit denen er tagsüber oder abends auf Tour geht, weitere Anfänger befinden sich noch im insgesamt mindestens 3-jährigen Training. Und das scheint auch nötig. Denn so ruhig und gemächlich diese Hirschtiere anfangs auch wirken: Wenn sie wollen, können sie selbst mit Schlitten gehörig Fersengeld geben – bis zu 70 km/h.
Aktiv nach Lust und Laune mit Schneeschuhen, Langlaufskiern oder Schneemobil
Wer sich Schneeschuhe oder Langlaufskier unter die Füße schnallt, die man sich in Torassieppi und Harriniva übrigens ebenso wie richtig warme Schneeoveralls, Winterstiefel und Handschuhe leihen kann, wird die zweite Haushälfte auf der anderen Seite des Sees heutzutage aber nicht mehr finden. Stattdessen warten hier kilometerlange Pfade und gespurte Loipen im Wald von Lappland, die man auf eigene Faust individuell erkunden kann. Insgesamt stehen im Gebiet rund um Muonio, das nur 16 Kilometer entfernt ist, etwa 250 Kilometer gespurte Loipen zur Verfügung. Gestört wird dieses Idyll lediglich manchmal durch Schneemobile oder Hundeschlitten, die natürlich auch tagsüber unterwegs sind. Und wer es noch sportlicher mag, findet im nahe gelegenen Nationalpark Pallas-Yllästunturi beliebig lange Skitrails, die selbst für mehrere Tage reichen. Auch geführte Schneeschuh- oder Skilanglauftouren werden in Torassieppi angeboten – ebenso wie Eisangeln, für all jene, die es besonders geruhsam mögen.
Arktischer Wellnessurlaub mit Sauna und Eisbaden
Und wenn man schon beim Thema der entspannenden Eislöcher ist, darf natürlich auch das Eisbaden nicht fehlen. Denn was wäre ein arktischer Wellnessurlaub ohne eine echt finnische Sauna und das anschließende Abkühlen im See? Da scheint es fast unnötig zu erwähnen, dass es in Torassieppi eine kleine Sauna direkt am See gibt, um die Muskulatur nach den Aktivitäten des Tages zu entspannen – inklusive des dazugehörigen Eislochs für Mutige natürlich. Anderen mag auch der Schnee vor der Tür zum Wälzen reichen.
© Claudia Rothkamp
Tipps fürs Eisbaden im Wellnessurlaub
Wer sich direkt einen ganzen Nachmittag Saunavergnügen gönnen möchte, sollte einen Abstecher zum Schwesterhotel Jeris machen, das über einen kleinen Arctic Spa-Bereich verfügt. Neben unterschiedlichen Saunen gibt es hier auch einen beheizten Whirlpool sowie einen 25 Meter großen eisfreien Bereich zum Schwimmen im See. Und wer sich nicht sicher ist, ob er dieses Schwimmabenteuer wirklich wagen möchte, sollte zunächst die gestandenen Finninnen und Finnen beobachten. Denn die wissen aus jahrelanger Erfahrung, wie man es vermeiden kann, mit den Fußsohlen an den eisigen Holzplanken festzukleben oder mit den Badeschlappen eine Rutschpartie darauf zu absolvieren. Trick Nummer eins: auf Badeschlappen verzichten und einfach die Wollsocken anlassen. Ist zwar nicht warm an den Füßen, funktioniert aber. Trick Nummer 2 ist hingegen schon etwas gewöhnungsbedürftiger: Komplett mit Strumpfhose oder Leggings und Socken in die Sauna und dann auch so angezogen ab ins Wasser. Und: Mütze und Handschuhe nicht vergessen!
Anreise, Reisezeit, Wintercamping & Unterkünfte im Norden von Finnland
Anreise:
Wer mit dem eigenen Wohnwagen oder Wohnmobil nach Lappland reist, hat verschiedene Möglichkeiten: Per Fähre geht es z. B. mit der Reederei Tallink Silja ab Tallinn oder Stockholm nach Helsinki oder von Stockholm nach Turku. Nach Schweden gelangt man via Dänemark über die Brückenverbindungen oder aber ab Travemünde oder Rostock mit den Fähren von TT-Line. Weitere Fährverbindungen anderer Reedereien gibt es von Travemünde nach Helsinki oder aus der nordschwedischen Stadt Umeå ins nordfinnische Vaasa.
Reisezeit:
Wer sowohl in den Genuss des Polarlichts kommen möchte als auch verschiedene Outdoor-Aktivitäten wie Touren mit dem Hundeschlitten, Schneeschuh- oder Schneemobiltouren sowie Skilanglauftouren ausprobieren möchte, ist von Februar bis etwa Mitte April in Lappland gut aufgehoben. Ende April liegt zwar in der Regel noch ausreichend Schnee im Norden von Finnland, aber die Abende sind dann schon zu hell, um das Polarlicht noch sehen zu können.
Wintercamping & etwas andere Unterkünfte:
Das Winterdorf Torassieppi liegt mitten in Lappland in der Natur am See Torassieppijärvi und setzt sich zusammen aus einem kleinen Hüttendorf mit modern ausgestatteten Holzhütten mit eigenem Bad und Fußbodenheizung (die größeren auch mit Küche, Kamin und Sauna), Restaurant, Gemeinschafts-Sauna und Ausrüstungshütte. Darüber hinaus gibt es Glamping-Übernachtungsmöglichkeiten der etwas exklusiveren Art: Direkt am Ufer des Sees befinden sich ein paar sogenannte Aurora Domes – komfortabel ausgestattete Panoramazelte mit Kamin und exklusivem Blick auf den See und das Polarlicht.
Wintercamper sind auch in den Wintermonaten auf dem Campingplatz Harriniva an der richtigen Adresse. Der Torassieppi Caravan Park und der Campingplatz Galdotieva können je nach Schnee- und Wetterverhältnissen im Winter auf Anfrage gebucht werden.