Eigentlich wollten die Bonner 2020 mit der Region und ganz Deutschland den 250. Geburtstag ihres berühmtesten Sohnes, Ludwig von Beethoven, feiern. Eigentlich. Doch dann kam das Corona-Virus und stoppte vorerst alle Veranstaltungen nicht nur im dicht gefüllten Jubiläumsprogramm. Das Jubiläum haben die Bonner inzwischen bis zum Herbst 2021 verlängert. Doch bis auf weiteres müssen Kulturinteressierte auf die Veranstaltungen, die unter normalen Umständen attraktive Anreize für einen Besuch in der Stadt am Rhein bieten, verzichten. Trotzdem lohnt sich eine Wohnmobiltour nach Bonn und Umgebung auch in der aktuellen Situation. Denn die herausragenden Museen und Ausstellungshäuser in der Bundesstadt haben wieder geöffnet. Und im Umland locken spannende Ausflugsziele an der frischen Luft.
Hinweis: Aufgrund der dynamischen Situation der Corona-Pandemie sind Öffnungszeiten und Angebote wie Rundgänge und Führungen vieler touristischer Einrichtungen derzeit noch eingeschränkt oder können sich kurzfristig ändern. Bitte informieren Sie sich vor Ihrem Besuch stets auf den Websites der jeweiligen Anbieter über die aktuelle Situation.
Dauerhafte Beethoven-Highlights in Bonn
Insbesondere für das 250-jährige Beethoven-Jubiläum war für 2020 ein umfassendes Kulturprogramm in Bonn und Umgebung geplant. Einige dieser Veranstaltungen wurden nun auf das Jahr 2021 verschoben, andere wurden abgesagt und wieder andere werden oder wurden als Livestream gezeigt. Unabhängig vom Jubiläumsjahr gibt es in Bonn aber auch andere Beethoven-Highlights, um sich auf die Spuren des großen Komponisten begeben zu können, der die ersten 22 Jahre seines Lebens in Bonn verbrachte. Ein guter Startpunkt dafür ist natürlich das Bonner Beethoven-Haus. Denn das Geburtshaus Ludwig van Beethovens in der Innenstadt ist ein Wahrzeichen Bonns und beherbergt ein Museum, das ein Zuhause für die größte Beethoven-Sammlung weltweit bietet. Anlässlich des Jubiläums wurde es umfassend umgestaltet.
So lässt nun die neue Dauerausstellung unter anderem das Bonn zur Zeit des großen Komponisten lebendig werden. In einem Klangzimmer sind frühe Meisterwerke Beethovens zu hören, und im Dachgeschoss wurde das bisher als Geburtszimmer bezeichnete Elternschlafzimmer der Beethovens mit medialen Einblendungen auf einer Spiegelfläche als poetischer Ort inszeniert. Vor dem Besuch des Beethoven-Hauses sollte man sich die kostenfreie App Beethoven-Haus Bonn aufs Smartphone laden, die hier als Mediaguide dient und einen Mehrwert in Sachen Museumsbesuch darstellt.
An verschiedenen Orten der Stadt befinden sich darüber hinaus Beethoven-Denkmäler und -Büsten ganz unterschiedlicher Stilrichtungen und Kunstepochen.
Andere lohnenswerte Sehenswürdigkeiten in Bonn
Abgesehen von Beethoven wurde Bonn in der jüngeren Vergangenheit fast 50 Jahre lang über den Begriff Politik definiert. Das Erbe der Zeit als Bundeshauptstadt (1949 bis 1990) und Regierungssitz (bis 1999) ist vielerorts noch heute erlebbar. Was viele nicht wissen: Politik wird auch heute noch in Bonn gemacht, denn die Bundesstadt ist zweites politisches Zentrum Deutschlands mit sechs Ministerien sowie mehr als 20 Bundesbehörden. Über 20 Einrichtungen der UNO machen Bonn zudem zu der deutschen Stadt der Vereinten Nationen.
Im Bonner Stadtbild ist an vielen Stellen zudem die Zeit der prachtliebenden Kurfürsten und Erzbischöfe von Köln, zu deren Territorium die Stadt lange gehörte, sichtbar: Barocke Bauten wie das ehemalige Stadtschloss der Kurfürsten und heutige Hauptgebäude der Universität mit dem prächtigen Hofgarten und das elegante Lustschloss Clemensruh in Poppelsdorf mit seinem Botanischen Garten bilden nach wie vor Höhepunkte jeder Sightseeing-Tour und rahmen die dicht bebaute Altstadt ein. Die Sehenswürdigkeiten liegen in Bonn nahe beieinander. Die Stadt der kurzen Wege wird deshalb oft unterschätzt, obwohl sie inzwischen mehr als 330.000 Einwohnerinnen und Einwohner zählt.
Das eigentliche Herz Bonns liegt wie vor 1500 Jahren rund um das mächtige romanisch-gotische Münster, das derzeit grundsaniert wird und deshalb leider nicht zugänglich ist. Nicht weit entfernt steht das Alte Rathaus, vor dessen Rokoko-Fassade sich alltags der Wochenmarkt erstreckt. Es dient noch immer als gern genommene Kulisse für Staatsgäste aus aller Welt und für das Ablichten von Hochzeitspaaren. Vom Hofgarten aus sind es nur wenige hundert Meter zum Rhein hinunter. Empfohlen sei ein Abstecher zur Bastion Alter Zoll mit ihrem schönen Blick auf den Rhein und das Siebengebirge auf der anderen Seite des Stroms. Direkt daneben kann man sich auch im Biergarten eine Erfrischung gönnen. Sehenswert ist auch die Südstadt, die südlich des Hofgartens beginnt. Das weitläufige Viertel mit prächtigen, sorgfältig renovierten Bürgerhäusern und Villen der Gründerzeit und des Jugendstils zeugt vom einstigen Reichtum der Stadt.
Ein
echtes Schmuckstück rheinischer Kirchenbaukunst befindet sich im
rechtsrheinischen Stadtteil Beuel: die romanische Doppelkirche Schwarz-Rheindorf, deren leuchtende Malereien die
Bibel zur Bildergeschichte machen. Auch dörfliche Fachwerkidylle, die liebevoll
gepflegt wird, findet man in Bonn: in Muffendorf im südlichsten Stadtbezirk,
Bad Godesberg.
Nicht nur für Regentage: Bonn hat eine vielfältige Museumslandschaft
Zurück in die Stadt: Mit rund 30 Häusern ist die Museumslandschaft in Bonn reichhaltiger als viele ahnen. Neben dem Beethoven-Haus ist der Hauptanziehungspunkt für Kunst- und Kulturinteressierte aus der ganzen Welt die Museumsmeile an der B9, welche die Innenstadt mit Bad Godesberg verbindet. Das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland (kurz: Bundeskunsthalle) und das Kunstmuseum Bonn haben sich seit ihren Eröffnungen in den 1990er Jahren Namen in der deutschen und europäischen Museumslandschaft gemacht. Das Haus der Geschichte und die Bundeskunsthalle zählen heute zu den meistbesuchten Museen Deutschlands. Das traditionsreiche Museum Alexander Koenig und das Deutsche Museum Bonn runden die Museumsmeile ab. Ein kurzer Überblick der wichtigsten Museen:
Zeitgeschichte zum Anfassen: Haus der Geschichte
Zeitgeschichte seit 1945 anschaulich und aussagekräftig zu präsentieren, ist Ziel des Hauses der Geschichte. Ganze 4.000 Quadratmeter umfasst die Dauerausstellung mit Fotos, Dokumenten und vor allem Originalobjekten zur Deutschen Geschichte. Hier kann man beispielsweise ein Rosinenbomber-Flugzeug von innen erkunden, sich in einem 50er-Jahre-Kino alte Werbespots ansehen oder sich mit dem Hippie-Bulli in die 1968er träumen. Wechselnde Sonderausstellungen geben zudem Einblicke in spezielle Themen. Der Eintritt ins Museum ist kostenlos. Ebenso wie der Audioguide fürs eigene Smartphone, der online abrufbar ist.
Über das Haus der Geschichte haben Besucherinnen und Besucher normalerweise auch Zugang zu den historischen Orten aus der Bonner Hauptstadtzeit. Dazu zählen beispielsweise der Kanzlerbungalow, der den deutschen Bundeskanzlern 35 Jahre lang einen privaten Rahmen für Regierungsgeschäfte bot sowie Familien und Staatsgäste beherbergte. Außerdem der Bundesrat, der gleichzeitig der Ort ist, an dem 1948/49 das Grundgesetz verabschiedet wurde, sowie das Arbeitszimmer der Kanzler in Bonn, das mit Originalmöbeln seines ersten Nutzers, Bundeskanzler Helmut Schmidt, eingerichtet ist.
Gegenwartskunst im Kunstmuseum Bonn
Das Kunstmuseum Bonn gehört zu den großen, bundesweit beachteten Museen für Gegenwartskunst. Sein 1992 eröffneter, von dem Berliner Architekten Axel Schultes entworfener Neubau zählt deutschlandweit zu den wichtigsten Museumsbauten der vergangenen Jahrzehnte. Zu den Sammlungsschwerpunkten des städtischen Kunstmuseums zählen August Macke und die Rheinischen Expressionisten sowie Deutsche Kunst seit 1945. Unter dem Titel Nur nichts anbrennen lassen zeigt das Museum bis Juli 2022 eine Neupräsentation seiner umfangreichen Sammlung inklusive von Ankäufen und Schenkungen der vergangenen Jahre sowie Dauerleihgaben aus privaten Sammlungen (KiCo, Mondstudio, Scharpff-Striebich u.a.).
Die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland
Mit der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, entworfen von Gustav Peichl, verfügt Bonn über ein Haus für Wechselausstellungen, das die nationalen und internationalen kulturellen Strömungen verdeutlicht. Es bezieht aber auch Wissenschaft und Technik mit ein. Nach der Corona-Pause ist das Haus mit der Ausstellung Wir Kapitalisten. Von Anfang bis Turbo gestartet, die den Kapitalismus als eine Gesellschaftsordnung in den Blick nimmt, die unser Denken, Fühlen und Dasein seit Jahrhunderten prägt. Im Jahresverlauf stehen unter anderem eine Schau über Max Klinger, der zu den eigenwilligsten Künstlerpersönlichkeiten des Symbolismus zählt, sowie eine Ausstellung über die Stadt Jerusalem und ihrer Darstellung in der europäischen Kunst und Kulturgeschichte auf dem Programm.
Forschungs- und Wissenschaftsmuseen
Das prachtvolle Museum Alexander Koenig gegenüber der Villa Hammerschmidt ist eines der bedeutendsten zoologischen Museen Deutschlands und präsentiert sich unter dem Motto Der blaue Planet als modernes ökologisches Informationszentrum. Artenvielfalt zu erforschen und zu erklären, sieht es als seine Hauptaufgaben. Inszenierte Lebensräume - Savanne, Arktis, Antarktis und Regenwald - bieten den Besuchern ein unmittelbares und mit allen Sinnen erfahrbares Naturerlebnis.
Das Deutsche Museum Bonn ist ein Ableger des bekannten Technikmuseums in München. Es zeigt Meilensteine der Forschung aus den vergangenen 50 Jahren auf mehr als 1.500 Quadratmetern mit rund 100 Original-Exponaten vom Transrapid bis zur mit dem Nobelpreis prämierten Ionenfalle.
Weitere Museen in der Stadt
In der Bonner Innenstadt gibt es weitere dicht beieinanderliegende und fußläufig erreichbare Museen: Hier finden sich hochkarätige Einrichtungen wie das Akademische Kunstmuseum mit einer der größten und ältesten antiken Abgusssammlungen. Am Rande des Hofgartens hat sich das Arithmeum etabliert, das eine einzigartige Sammlung historischer und noch funktionsfähiger Rechenmaschinen präsentiert. Sehenswert ist auch das LVR-Landesmuseum, das Zeugnisse rheinischer Geschichte sowie Kultur und Kunst von der Altsteinzeit bis zur Gegenwart zeigt. Ebenfalls sehenswert sind das bei seiner Gründung weltweit erste Frauenmuseum sowie die Häuser berühmter Bonner Künstler: das August-Macke-Haus und das Schumannhaus.
Grüne Ausflugsziele in Bonn
Unweit der Museumsmeile liegt die Rheinaue. Der Bürger-, Erholungs- und Freizeitpark ist seit seiner Gründung zur Bundesgartenschau 1979 zu einem Wahrzeichen der Stadt und zu einem stark frequentierten Naherholungsgebiet gewachsen. Das Areal liegt im geographischen Herzen Bonns und ist mit 160 Hektar fast so groß wie die Innenstadt. Ein Fußwegenetz von knapp 45 Kilometern erschließt den Park. Einer seiner Hauptanziehungspunkte ist der 15 Hektar große Auensee mit sechs Pontonbrücken, auf dem man gemütlich mit einem Ruderboot oder Tretboot herumschippern kann. Auch zahlreiche Schiffsmodellbauer lassen im See ihre mit viel Liebe zum Detail gestalteten Boote zu Wasser. Auch auf der gegenüberliegenden Rheinseite wird das Ufergelände gerne für Freizeitzwecke genutzt.
Bei den Bonnerinnen und Bonnern – vor allem bei Familien – als Ausflugsziel sehr beliebt ist auch die Waldau mit dem Haus der Natur im Naturschutzgebiet Kottenforst. Die Dauerausstellung im erst kürzlich grundlegend sanierten und neu konzipierten Umweltbildungszentrum der Stadt Bonn widmet sich dem Großstadtwald.
Raus in die Natur: Ausflüge ins Siebengebirge
Stark mit Bonn verbunden ist das sagenumwobene Siebengebirge, wo der romantische Mittelrhein beginnt. Denn hierhin gelangt man von Bonn aus entweder ganz praktisch mit der Stadtbahn oder einem der zahlreichen Rheinschiffe, die vom Frühjahr bis zum Herbst verkehren. Markanteste Erhebung der eigentlich mehr als 40 Hügel in dem Naturraum, der als ältester Naturpark Nordrhein-Westfalens bereits 1869 entstand, ist der Drachenfels, den man am besten von Königswinter aus besteigt. Entsprechend zählt Königswinter auch zu den touristisch stark frequentierten Orten in der Region - insbesondere an den Wochenenden kann es hier sehr voll werden.
Wem der steile Aufstieg zu beschwerlich ist, kann von hier aus auch mit der Drachenfelsbahn hinauffahren. Die Zahnradbahn, die seit 1883 im Einsatz ist, bringt die Gäste bis zum Aussichtsplateau unterhalb der Burgruine mit grandioser Aussicht auf Bonn und weit ins Rheintal hinab. Etwas unterhalb wartet Schloss Drachenburg auf Besucher. Der märchenhaft anmutende Bau und sein Park, die vielen Menschen als Kulisse für die ZDF-Trödel-Show Bares für Rares mit Horst Lichter bekannt sind, können per Smartphone-Audioguide (Lauschtour) erkundet werden.
Im unweit gelegenen Weinörtchen Rhöndorf befindet sich das Wohnhaus des ersten Kanzlers der Bundesrepublik, Konrad Adenauer, umgeben von einem üppigen Garten. Beides kann man normalerweise per Führung erkunden, die Einblicke sowohl in das Privatleben Adenauers als auch in die politische Zeitgeschichte gibt. Im Ausstellungsgebäude unterhalb des Wohnhauses wird sein Leben und Werk dokumentiert.
Neben dem Drachenfels eignet sich das Siebengebirge aber auch generell für Ausflüge und Aktivitäten in der Natur.
Abstecher vom Rhein ins Ahrtal
Weinkennern ist das liebliche Ahrtal vor den Toren Bonns ein Begriff. Der malerische Rotweinwanderweg führt mitten durch die Weinbergterrassen und bietet nicht nur tolle Aussichten, sondern auch Einblick in eines der bekanntesten Rotweinanbaugebiete Deutschlands. Die 35 Kilometer lange Route führt von Altenahr nach Bad Bodendorf und verbindet die Weinorte oberhalb des romantisch gelegenen Flussbetts der Ahr. Wer zwischendurch ein Glas Ahrwein genießen oder eine Pause einlegen möchte, gelangt über den jeweiligen Abstieg an den Weinort seiner Wahl. Dort warten gemütliche Weinstuben, Weinkeller und berühmte Genossenschaften auf Wanderfreunde und Weintrinker.
Besonders beliebt ist ein Ausflug an die Ahr naturgemäß zur Zeit der Weinlese im Herbst, die in der Regel mit zahlreichen Weinfesten gefeiert wird. Oberhalb des Örtchens Ahrweiler trifft man übrigens ebenfalls auf ein Stück bundesdeutscher Geschichte: Hier befindet sich der ehemalige Regierungsbunker, der heute als Museum zugänglich ist. Teilbereiche der atombombensicheren Anlage können Besucher bei einer Führung kennenlernen und dabei in eine Welt eintauchen, die bis vor noch gar nicht allzu langer Zeit strenger Geheimhaltung unterlag.
Praktische Infos zum öffentlichen Nahverkehr
Aufgrund der kurzen Wege lässt sich in der Bonner Innenstadt vieles zu Fuß erledigen, aber auch der öffentliche Nahverkehr ist gut ausgebaut.
Museumsmeile:
• Regionalzüge halten an der Haltestelle Bonn UN-Campus.
• U-Bahn-Linien ab Hauptbahnhof: 16, 63, 66 und 68, Haltestelle: Heussallee/Museumsmeile
• Buslinien ab Hauptbahnhof: 610, 611, 630, Haltestelle: Heussallee / Museumsmeile
Siebengebirge:
• U-Bahn-Linie 66, z.B. Haltestelle Königswinter
• Regionalzüge ab Bf. Bonn-Beuel in Richtung Koblenz halten in Königswinter, Rhöndorf, Bad Honnef oder Linz
• Per Schiff ab verschiedenen Anlegestellen entlang des Rheins
Ahrtal:
• Regionalzüge Richtung Ahrbrück ab Bonn Hbf